Falls Du bei dem Titel dieses Blogposts nur Bahnhof verstehst, hier zunächst etwas Kontext:
Seit gut 2 Jahren wollen wir ein synthetisches Running Shirt an den Start bringen, dass unseren ökologischen Ansprüchen genügt und gleichzeitig in der Haptik und Performance keinen Unterschied zu herkömmlichen Lauf T-Shirts anderer Brands macht.
Vorweg: es hat geklappt.
Was aber erstmal so simpel klingt, war am Ende eine große Herausforderung. Wir mussten das passende Material finden und damit Textilien bauen.
Das Lastenheft ist lang:
Ökologische Anforderungen:
Sportliche Anforderungen:
In 2023 war es dann soweit. Nach etlichen Prototypen haben wir es mit unseren Partnern geschafft, einen Stoff zu fertigen, der die oben aufgeführten Kriterien erfüllt.
Da das Shirt für die Sportwelt etwas ganz Besonderes ist, hat es zunächst den Arbeitstitel „ThePyoneer“ bekommen. Nach einem Tippfehler mit dem „y“ sind wir einfach dabei geblieben. Klang irgendwie passend, also lassen wir den Namen doch einfach auch beim Markenamt eintragen.
Nach dem Launch unserer Crowdfundingkampagne in 2023 und kurz vor dem offiziellen Launch in 2024 flatterte dann ein Brief einer großen Anwaltskanzlei ins Haus. Eine andere Firma stört sich an unserer Namensgebung.
Sollen wir uns jetzt auf einen Rechtsstreit einlassen? Nein, darauf haben wir keine Lust und es ist nur unnötig verbranntes Geld. Kreativität ist unsere Stärke, also lass uns einen neuen passenden Namen finden.
Mit TheMaterialist gehen wir jetzt also nicht nur mit einem revolutionärem neuen Material an den Startblock, sondern verleihen der neuen Kollektion gleich einen starken und eigenständigen Charakter – eben durch den Namen.
TheMaterialist spielt bewusst mit Humor, Doppeldeutigkeit und Ironie, denn vermutlich werden sich nur wenige runamics Kund*in als materialistisch bezeichnen. Eine Haltung, die aus der Zeit gefallen scheint.
Wir konnten mit dem neuen Material etwas ganz Besonderes erschaffen und finden, das sollte man auch mit einer bodenständigen Selbstbewusstheit kommunizieren.
TheMaterialist geht nun also in der ersten Version an den Start. Wir hoffen mit diesen Laufshirts so viele Läufer und Läuferinnen und vielleicht auch andere Sportler*innen zu überzeugen.
Vive la révolution!
Mit Titeln ist es immer eine heikle Angelegenheit: sie werden einem verliehen und - wenn man sie sich selbst gibt - kann es schnell peinlich werden. Die Ernennung zum MVP (Most Valuable Player) erfordert eine bestimmte Leistung, und bis Michael Jordan auf ewig zum GOAT (Greatest of All Times) oder Biggie Smalls zum King of NY wurde, mussten sie viele Hürden bewältigen.
Bei selbst verliehenen Titeln endet es oft bei peinlichen Reichsbürgern mit Phantasiekönigen in lustigen, noch zu schaffenden Scheinstaaten auf dieser flachen Erde. Plötzlich fühlt man sich selbst wie im letzten Jahrhundert, wenn man sich nicht bei Instagram als Entrepreneur oder Creative Director bezeichnet oder als Creator, nur weil das Mobiltelefon eine Videofunktion hat.
Warum also nennen wir bei runamics uns ausgerechnet Pioniere?
Am ehesten könnte man es als eine selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnen und damit als tägliche Motivation, außerhalb jeglicher Rahmen und Boxen zu denken. Denn die letzten drei Jahre bei runamics haben gezeigt, dass es zwar Sinn macht, nach erfolgreichen Unternehmen und Marken Ausschau zu halten, aber dabei den eigenen Pfad nicht zu verlassen.
Statt konsequent zu versuchen, funktionierende Konzepte zu kopieren, möchten wir einen eigenen Stil entwickeln und das in einem Bereich, in dem wir vieles sehr anders und neuartig angehen: Der Pfad der Pioniere - was klingt wie der sechste Teil von Indiana Jones - hat sich zu unserem stärksten Leitmotiv entwickelt.
runamics hat in den letzten Jahren Pfade betreten, die so steinig und holprig waren, dass viele umgekehrt wären. Gegründet kurz vor Corona, hat sich das Unternehmen in eine rein digitale Firma entwickelt und ist in der größten deutschen Inflation seit 1973 erwachsener geworden. Man kann getrost sagen, dass wir krisenresilient geworden sind.
Während wir uns wie Indiana Jones mit einer Machete durch den Dschungel einer schwierigen Marktlage kämpften, haben wir nach und nach herausgefunden, welcher unser eigener Pfad sein soll - der Pioneer Path. Es blieb uns meist nichts anderes übrig, als neue Wege einzuschlagen, von der Materialrecherche und -verarbeitung über die Herstellersuche bis zum Vertriebskanal. Fast alles, was wir jetzt tun, fand zunächst auf unbetretenen Pfaden statt.
Genau diese Eigenschaft fasziniert uns jedoch auch an anderen Menschen und Organisationen. Wie wir als Menschen hinter runamics an unterschiedlichen Zeitpunkten beschlossen haben, unseren gelernten und erfolgreichen Beruf zurückzufahren oder sogar ganz aufzugeben und uns stattdessen auf runamics zu konzentrieren, so stieg auch unser Interesse an Menschen, die es genauso machten.
Wir lieben Leute und Organisationen, die außerhalb jeglicher Box denken und bereit sind, ein neues Risiko einzugehen. So entstand die Serie Pioneer Paths auf unserem Blog. Wir möchten arbeiten, sprechen, fotografieren und filmen mit Leuten, die diesen Spirit in sich tragen. Auch weil wir uns erhoffen, davon wieder Neues lernen zu können.
Aber das machen wir nicht nur aus eigener Freude oder für ein Schulterklopfen von Euch. So wie wir motiviert und inspiriert werden von anderen, möchten wir Euch mitnehmen auf den Pioneer Path. Ihr habt euch bereits entschieden, Kunden von runamics zu werden und damit andere Wege zu gehen als bisher, vor allem als die meisten anderen.
Wir sehen unseren Newsletter, unseren Blog und unsere Posts in den sozialen Medien nicht nur als kurzfristiges Mittel, um Bekleidung zu verkaufen. Wir lieben es, Wissen zu vermitteln, Euch Dinge zu zeigen, Euch Menschen vorzustellen und somit diese Reise gemeinsam zu gehen.
Die Mission ist es, die Sportbekleidungsindustrie zu challengen und unseren Beitrag dazu zu leisten, dass der Planet nicht komplett vor die Hunde geht. Das funktioniert nicht im Kleinen, und das gelingt nur mit Euch.
Let's go pioneers!
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Die Geschichte des Black Friday ist einleuchtend. In den USA fällt Thanksgiving immer auf einen Donnerstag. Für viele Amerikaner ein wichtiger Feier- und Familientag. Da die meisten sich am Freitag nach dem Truthahn-Gelage einen Urlaubstag nehmen, um ein langes Wochenende zu haben, haben sie Zeit, um erste Weihnachtseinkäufe zu erledigen.
Dies hat der Einzelhandel schon in den 60ern erkannt und fing an, mit Rabatten zu locken. Wenn einer anfängt, … klar wo das hinführt. Zunehmend wurde dieser Tag als Shopping Tag berühmt, an dem man großartige Schnäppchen schlagen kann.
Mit dem Online-Zeitalter schwappte der Tag natürlich in die digitalen Sümpfe über. Dies war dann in den frühen 10ern der Anfang vom Black Friday in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Warum es Black Friday heißt, weiß niemand so recht. Also sparen wir uns hier wilde Theorien.
Eigentlich können viele Unternehmen ihre Preise auch gleich reduzieren, gefühlt gibt es bei ihnen das ganze Jahr über satte Rabatte. Während 2022 schon krass war und der Sommerschlussverkauf schon im Frühling startete, legte man in 2023 noch eine Schüppe drauf.
Die Kauflust der Menschen während Corona sorgte dafür, dass die Unternehmen davon ausgingen, es würde damit weitergehen. Es wurden fleißig weiter Fertigungsaufträge gegeben in der Hoffnung, dass es so weiter geht mit dem florierenden Onlinehandel. Die Lager sind folglich in 2023 noch voller, als in 2022.
Die Unternehmen müssen ihre Bestände nun abverkaufen. Rabatte sind dafür das einfachste Instrument. Am Black Friday wird nun mal noch stärker aufgedreht, als das ganze Jahr über.
...sind in vielerlei Hinsicht berechtigt:
#1: Unsere Gesellschaft feiert die Kern-Ursache aller Probleme – den Konsum
#2: Viele Käufe finden nicht statt, weil ein Bedarf vorhanden ist, sondern weil die Rabatte uns Konsument*innen so beeinflussen
#3: Viele Unternehmen produzieren viel auf Vorrat, von dem am Ende doch nicht alles verkauft wird und letztlich teilweise im Müll landet
#4: Die Rabatte sind oft nur vermeintlich so attraktiv, denn die Referenzpreise (UVP) werden zum Black Friday oft künstlich erhöht (oder erstmalig genannt)
#5: Hohe Rabattschlachten zerstören die Bereitschaft bei uns Menschen, faire Preise für Produkte zu bezahlen
Ja klar, ökologisch gesehen …
… steht dieser Tag für alles, für das wir Menschen nicht länger stehen sollten: immer mehr, immer billiger, immer schneller.
Das Ziel sollte sein: weniger, zu fairen Preisen, wenn es wirklich gebraucht wird.
Vermutlich sind wir uns alle einig, dass letztgenanntes eine Utopie ist und mehr/billiger/schneller auch in Zukunft bei der breiten Masse gut ankommen wird.
Bei all der Kritik, die viele (auch wir bei runamics) am Black Friday äußern, muss man jedoch auch einmal eine andere Perspektive zulassen:
Die meisten Menschen, die den Black Friday verurteilen, konsumieren auch Produkte. Vielleicht etwas bewusster, aber eben auch. Sie kaufen sich auch einen neuen TV-Screen, neue Macbooks, iPhones, Kleidung, Möbel, Fahrzeuge, Küchengeräte und und und. Nur haben viele von uns, die vermeintlich reflektierter konsumieren, oft ausreichend Geld zur Verfügung. Folglich kaufen wir einfach dann, wann es uns passt bzw. wenn wir das Bedürfnis verspüren.
Viele Menschen mit geringerem Einkommen warten auf Rabatte, damit sie für sich und ihre Familien die oben genannten Dinge kaufen können. So warten auch viele auf den Black Friday mit dem Kauf ihrer Waschmaschine oder den Turnschuhen für die Kids oder um sich selbst mal "etwas zu gönnen".
Beide Perspektiven sind berechtigt. Der Black Friday ist was er ist und er wird es auch bleiben. Jede*r muss, wie bei allen Dingen, seine/ihre eigene Wahrheit dazu finden und entsprechend handeln.
Für uns bleibt es dabei, wenn wir sagen:
Wenn wir Leute schon „Schweinereien“ machen (im Hinblick auf unseren Konsum), dann doch aber bitte die richtigen (z.B. kreislauffähige Produkte kaufen). Dann von uns aus auch mit einem Rabatt.
Als runamics haben wir die klare Mission, so viele Sportler*innen wie möglich von ökologisch wertvoller und fair produzierter Sportkleidung zu überzeugen. Dazu gehört, dass wir unsere Produkte verkaufen wollen. Und wenn viele Menschen am Black Friday in Shopping Laune sind, dann sollen sie doch lieber unsere Kleidung kaufen, als fragwürdige konventionelle Sportsachen ;-)
]]>Vor ein paar Wochen hatten wir einen internen Workshop, in dem wir unsere Markenwerte ausgearbeitet haben. Ein Markenwert, zu dem wir uns recht schnell einig waren, ist Optimismus.
Denn die Daseins-Berechtigung und der Grund, warum wir überhaupt im Markt angetreten sind, ist, dass wir an der Lösung von Problemen im Sport mitwirken wollen. So kämpfen wir u.a. gegen das Problem, dass es zu viel schädlichen Textilmüll in der Sportindustrie gibt.
Zudem eint uns im Team die Eigenschaft, dass wir Problemen konstruktiv begegnen. Das ist zwar sehr wertvoll, aber gleichzeitig merken wir aktuell, wie sehr schlechte News und das ständige Thematisieren von schlechten Dingen und Problemen manchmal an uns nagen - auch persönlich.
Darum schreibe ich hier nun mal ausführlich zu dem oft vernachlässigten Thema “Optimismus”.
Ich will hier nicht nur rum-philosophieren und euch mit theoretischem Bla-Bla nerven. Dieser Beitrag soll dir vermitteln, warum Optimismus gut für dich ist und auch, wie du ihn zulässt oder sogar trainierst. Und übrigens haben auch Optimismus und Sport etwas miteinander zu tun :-)
Inhalte:
1. Ausreichend Grund für Pessimismus
2. Deshalb ist Optimismus so gesund
3. Es gibt auch Optimismus Killer!
4. So wirst oder bleibst du Optimist*in
5. Positive News konsumieren?
6. Fazit: Good Vibes Win
Vielleicht geht es Dir auch so, dass es einem in den letzten Jahren oft schwer fällt, positiv auf die Welt und in die Zukunft zu blicken.
An düsteren Hiobsbotschaften mangelt es schließlich nicht:
Es regnet also täglich negative Botschaften.
Hinzu kommen logischerweise die eigenen Probleme und Sorgen. Gesundheit, Beziehungen, finanzielle Sorgen, Beruf, Vergangenheit, Kinder und Familie, usw. Wir alle haben unser “individuelles Päckchen” zu tragen. Mal ist dieses schwerer, mal etwas leichter - aber ein Päckchen hat wohl jede*r von uns.
Vielleicht kennst Du das, dass man auf dem Sofa sitzt, die Tagesschau ist vorbei oder man legt das Handy zur Seite und fragt sich, wo das alles hinführen soll? Manchmal resigniert man.
Ich kenne Menschen in meinem Umfeld, die sich in die negativen Botschaften von außen so hineinsteigern, dass sie förmlich nur noch “schwarz” sehen. Es gibt keinerlei Offenheit mehr, Positives aufzunehmen, das Negative dominiert das Denken und es ist per se alles schlecht.
Dass das nicht gesund für einen und auch andere ist, scheint irgendwie logisch.
Hier kommen die guten News: es gibt etwas, das sich Optimismus nennt. Dahinter versteckt sich mehr, als nur ein positiver Blickwinkel oder eine kurzfristige Stimmung. Gerade in schwierigen Zeiten ist das positive Denken von unschätzbarem Wert.
Optimismus als eine Haltung kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben und Wohlbefinden haben und wir können uns solch eine Haltung sogar antrainieren, dazu später mehr.
Warum ist Optimismus also so wichtig?
Mentale Gesundheit und Wohlbefinden: Zahlreiche Studien belegen den positiven Einfluss von Optimismus auf unsere mentale Gesundheit. Optimistische Menschen haben tendenziell geringere Stressniveaus, niedrigere Raten von Depressionen und mehr Lebenszufriedenheit. Sie sehen in Schwierigkeiten oft vorübergehende Herausforderungen, die sie überwinden können, anstatt unüberwindliche Hindernisse.
Resilienz und Anpassungsfähigkeit: Optimismus stärkt unsere Resilienz, unsere Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen. Optimistische Menschen neigen dazu, sich schneller von Rückschlägen zu erholen und Lösungen für Probleme zu finden. Sie glauben, dass selbst in den dunkelsten Momenten ein Silberstreif am Horizont zu finden ist.
Physische Gesundheit: Es mag überraschen, aber Optimismus hat auch positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. Studien zeigen, dass optimistische Menschen niedrigere Entzündungswerte, ein gestärktes Immunsystem und sogar eine längere Lebensdauer haben. Der Glaube an eine bessere Zukunft wirkt sich buchstäblich auf unsere biologische Gesundheit aus.
Motivation und Handlungsfähigkeit: Optimismus ist ein starker Motivator. Er ermutigt uns, Ziele zu setzen und Maßnahmen zu ergreifen, um diese Ziele zu erreichen. Sie haben die Fähigkeiten, in ihrem Umfeld für Veränderung zu sorgen, Neues zu schaffen, Dinge zu bewegen. Dies kann man in allen Bereichen beobachten, erfolgreiche Politiker*innen wären wohl nicht so erfolgreich, wenn sie nur schwarz sehen würden. Gute Lehrer*innen würden nicht als gut bezeichnet, wenn sie in ihrer Grundhaltung negativ sind. Angestellte in Unternehmen, Unternehmer*innen, Ärzt*innen, usw.
Die positive Ausstrahlung auf andere: Optimismus ist ansteckend. Optimistische Menschen inspirieren und motivieren nicht nur sich selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld. Ihr Optimismus schafft eine positive Atmosphäre, die andere ermutigt, ebenfalls positiv zu denken und zu handeln.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die immense Bedeutung des Optimismus in schwierigen Zeiten. Es ist nicht nur eine positive Einstellung, sondern ein Schlüssel zu unserer mentalen und physischen Gesundheit, unserer Resilienz, unserer Motivation und unserer Fähigkeit, andere zu inspirieren.
In schwierigen Zeiten kann der Erhalt von Optimismus eine Herausforderung darstellen und einfach so “auf Optimist” machen, ist auch nicht einfach. Es gibt verschiedene Hindernisse, die uns davon abhalten können, positiv zu bleiben.
Ängste und Sorgen: Oftmals überfluten Ängste und Sorgen unsere Gedanken, insbesondere in unsicheren Zeiten. Die Angst vor dem Unbekannten, vor Verlusten, finanziellen Sorgen oder vor gesundheitlichen Problemen kann den Optimismus erheblich beeinträchtigen.
Übermäßiger Stress: Übermäßiger Stress kann dazu führen, dass wir uns überfordert fühlen und Schwierigkeiten haben, optimistisch zu denken. Der ständige Druck und die Anspannung beeinträchtigen unsere Fähigkeit, positive Perspektiven zu sehen.
Negative Nachrichten und Informationsüberflutung: Die ständige Exposition gegenüber negativen Nachrichten und Krisenberichten in den Medien kann unser Gefühl für die eigene Realität übersteigern und sorgt dafür, dass wir uns den negativen Botschaften annehmen. Dies kann zu einer pessimistischen Einstellung führen.
Persönliche Herausforderungen: Persönliche Probleme, sei es im beruflichen oder privaten Bereich, können uns in schwierigen Zeiten stark belasten. Sie erfordern oft unsere volle Aufmerksamkeit und lassen wenig Raum für Optimismus.
Sozialer Druck und negative Einflüsse: Manchmal üben Menschen in unserem sozialen Umfeld, sei es absichtlich oder unbeabsichtigt, einen negativen Einfluss auf unsere Einstellung aus. Sozialer Druck und kritische Kommentare können unsere optimistische Haltung beeinträchtigen.
Die Identifizierung dieser Hindernisse ist der erste Schritt, um ihnen entgegenzuwirken.
Aber es gibt tatsächlich konkrete Strategien und Tipps, wie Du diese Hindernisse überwinden und deine Fähigkeit zum Optimismus stärken kannst.
In schwierigen Zeiten ist Optimismus keine bloße Hoffnung, sondern eine aktive Entscheidung. Hier sind nun einige konkrete Tipps, wie du deine Fähigkeit zum Optimismus stärken kannst:
Dankbarkeit praktizieren: Am besten schriftlich. Zum Beispiel mit einem Dankbarkeitstagebuch, in dem du täglich Dinge notierst, für die du dankbar bist. Dies hilft dir, die positiven Aspekte in deinem Leben zu erkennen, selbst in schwierigen Zeiten. Ich habe dies selbst über mehrere Wochen getestet und war erstaunt, wie schwer es ist aber auch wie gut das tut. Ich habe mir ein 5 Minuten Journal Buch gekauft, in dem man eine Struktur bekommt, um sich darüber Gedanken zu machen. Natürlich kannst du auch einfach ein leeres Notizbuch nehmen und es auf deinen Nachttisch legen.
Stressbewältigungstechniken: Lerne Stressbewältigungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung. Diese Methoden können dir helfen, stressige Situationen besser zu bewältigen und ruhig zu bleiben. Überraschenderweise ist dies bei mir zum einen das Laufen - es gibt für mich keine bessere Methode, um Stress abzubauen. Zum anderen mache ich seit langer Zeit progessive Muskelentspannung - immer mal mehr, mal weniger - aber ich kann es nur empfehlen.
Perspektivenwechsel: Versuche, deine Denkweise zu ändern. Anstatt Probleme als unüberwindbar zu betrachten, sehe sie als Herausforderungen, die Wachstum und Lernen ermöglichen. Dieser Perspektivenwechsel kann deine Einstellung erheblich verbessern. Bei uns im Team sind diese Sprüche wie “es gibt keine Probleme, nur Challenges”, “alles ist ein Learning” und “lass das Glas mal halbvoll sehen” schon Running Gags. Lina behauptet auch manchmal leicht spöttisch, bei uns grenzt es an leicht toxischer Positivität - aber hey, die Sprüche helfen wirklich, wenn man sie auch wirklich so meint :-)
Selbstpflege: Der No-Brainer - die Pflege deiner eigenen körperlichen und mentalen Gesundheit steht an erster Stelle. Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf können Ihre Stimmung und Ihr Wohlbefinden erheblich verbessern.
Positive Gewohnheiten entwickeln: Schaffe positive tägliche Rituale, die dir Freude bereiten. Dies kann das Lesen eines inspirierenden Buchs, das Hören beruhigender Musik, das Praktizieren einer kreativen Tätigkeit sein, das genüssliche Zubereiten eines Kaffees, der kurze Spaziergang um den Block oder ein kurzes Workout sein.
Verabredung ist Verabredung: Bleibe mit Freunden und Familie in Verbindung. Teile deine Gedanken und Gefühle mit anderen und suche deren Unterstützung. Soziale Bindungen sind entscheidend für den Erhalt von Optimismus. Vor allem vermeide eines: gemachte Verabredungen abzusagen. Auch wenn du eigentlich keinen Bock hast, danach freust du dich, dass du es doch gemacht hast. Wenn du schlechte Laune hast, sag es deinen Freunden lieber vorher und teile ihnen mit, dass du das Treffen heute nicht so lange veranstalten möchtest.
Klare Ziele setzen: Definiere klare Ziele und Schritte, um diese zu erreichen. Das Setzen von Zielen gibt dir einen Zweck und eine klare Richtung, auf die du hinarbeiten können. Bloß nicht zu viele Ziele und auch keine unerreichbaren Dinge.
Negative Selbstgespräche überwinden: Achte auf negative Selbstgespräche und ersetze sie durch positive, konstruktive Gedanken. Selbstmitgefühl und Selbstakzeptanz sind wichtige Aspekte des Optimismus. Eine Bekannte sagte mal zu mir, immer wenn ihr Zweifel kommen, sagt sie innerlich “hallo, da bist du wieder lieber Zweifel” und dann konnte sie diese wesentlich besser beiseite schieben - versuchs doch mal :-)
Inspiration suchen: Finde Inspiration in Geschichten von Menschen, die in schwierigen Zeiten optimistisch geblieben sind. Lese Bücher, höre Podcasts oder schau Dokumentationen, die dich motivieren - und keine neuen negativen Dinge hervorbringen.
Mantras verwenden: Nutze positive Affirmationen, die zu dir passen, und wiederhole sie regelmäßig. Ein einfaches Mantra wie "Wir sind alle zusammen in diesem" kann eine kraftvolle Technik im Team sein, um die Denkweise zu formen. Ein Freund von mir hat sich eine positive Affirmation sogar mit Lippenstift auf den Spiegel geschrieben. Dies können auch Deine Ziele sein
Sich auf Erfolge konzentrieren: Erinnere dich an Herausforderungen, die du in der Vergangenheit gemeistert hast. Diese Erinnerungen können dich inspirieren, zukünftigen Herausforderungen positiv zu begegnen. Schwierige Zeiten können Lernmöglichkeiten bieten. Übrigens auch gut: sich solche Erfolge - und mögen sie noch so klein sein - auch in einem täglichen 5-Minuten Journal festhalten.
Negative Gedanken herausfordern: Du kannst nicht immer kontrollieren, was passiert, aber du kannst kontrollieren, wie du darauf reagierst. Versuche, die Situation neu zu bewerten und positive Ergebnisse zu erkennen, selbst in schwierigen Momenten. In keinem Fall solltest du negative Gedanken immer ignorieren - das ist in keinem Fall der richtige Weg. Lieber annehmen und bedacht damit umgehen - vielleicht auch im Gespräch mit anderem.
Im gegenwärtigen Moment bleiben: Es ist einfach, sich in besorgniserregenden Gedanken über die Zukunft zu verlieren - oder auch im Grübeln oder die Vergangenheit. Wenn du dich in diesem negativen Muster wiederfindest, versuche dies schnell zu erkennen und widme dich dem Moment. Wer mal versucht hat ein Buch der Philosophie zu lesen, stolpert oft über Erkenntnisse wie die Tatsache, dass nur das hier und jetzt real ist - wir dieses aber zu oft vernachlässigen. Wenn dich diese Gedanken ansprechen, versuchs mal mit Schopenhauer :-)
Gebe Gutes weiter: Freundliche Handlungen anderen gegenüber sind eine hervorragende Möglichkeit, dein eigenes Glück zu steigern. Davon profiert die andere Person, du selbst und auch jene, die es beobachten. Gerade für Kinder ist es super, wenn die Erwachsenen mit positivem Beispiel voran gehen. Wenn die “Alten” positiv denken und dabei happy sind, wollen sie auch so sein.
Hole den Optimismus zunächst in dein Bewusstsein: Alle neuen Gewohnheiten erfordern Zeit und kontinuierliche Praxis, bevor sie zur Gewohnheit werden. Triff die Entscheidung, jeden Tag bewusst daran zu denken, dass es einen Unterschied zwischen Optimismus und Pessimismus gibt. Allein dieses Bewusstsein sorgt schon für Veränderung.
Sportliche Betätigung: Sport und körperliche Aktivität spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung von einem positiven Mindset. Regelmäßige Bewegung setzt Endorphine frei, die als natürliche Stimmungsaufheller wirken. Sie fördert auch die Gesundheit und das Wohlbefinden, was das Selbstvertrauen steigern kann. Auch hier kann man, wenn man mag, mit kleinen Zielen arbeiten. Das Erreichen dieser zeigt dir, das es was bringt an sich zu arbeiten und daran zu glauben.
Wie war das nochmal mit "Running Heals"? Im Herbst 2022 haben wir eine kleine Blog Serie dazu gestartet, welch "heilende" Wirkung das Laufen haben kann. Falls das spannend für dich ist:
#1 Running Heals - Mehr als nur laufen (LINK)
#2 Running Heals - Dark Woods (LINK)
#3 Running Heals - Die psychische Belastung im Leistungssport (LINK)
Bildquelle: Art Bites
Eine ständige Quelle für Negativität sind die öffentlichen Medien und Nachrichten. Schlechte Nachrichten verkaufen sich einfach besser als gute. Die Menschen reden eher über passierte Katastrophen als über verhinderte Katastrophen. Über Scheiß-Gesetze, als gute Gesetze. Über Fehler von Politikern, als über das, was sie erreichen. Über brutale Kriegsherren, als über Friedensbotschafter.
Wenn man selbst merkt, dass dies einem nicht gut tut, sollte man diesen Medien nicht mehr so viel Zeit widmen. Versteht mich nicht falsch, es ist wichtig über das aktuelle Weltgeschehen im Bilde zu sein. Aber vielleicht muss man sich die Dröhnung ja nicht jeden Tag geben. Vielleicht reicht auch 1x die Woche?
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, den eigenen Medienkonsum zu verändern.
Anstatt jeden Abend vor dem Schlafengehen 30 Minuten Weltschmerz auf sich einhämmern zu lassen, könntest du doch …
… themenspezifische Podcasts die dich wirklich interessieren hören
… 30 Minuten in einem schönen Roman lesen
… Fachliteratur lesen, die dich interessiert
… schöne Musik hören?
Alternativ gibt es mittlerweile auch Medien, die positive News transportieren, konstruktiver berichten und über schöne Dinge reden. Hier mal eine Auswahl (einige davon mehr andere weniger “sophisticated” :-))
Wie du siehst, kann man eine Menge machen, um selbst auch zu den Optimisten zu gehören. Das kommt nicht unbedingt von alleine, aber es lohnt sich: für dich selbst und alle, mit denen du Zeit verbringst.
Der erste Schritt ist gegangen, wenn man den Optimismus in sein Bewusstsein lässt. Wenn du also merkst, “ah, jetzt denke ich schon wieder nur schlecht”, ist das ein gutes Zeichen. Denn dann kannst du gegensteuern und versuchen, in die positive Denke zu kommen.
Und hier kommt das Beste: wenn du den Blogpost bis hier gelesen hast, dann ist dieser Schritt damit wohl schon gegangen. Denn beim nächsten Mal, wenn wieder nur Bad News auf dich einprasseln, etwas “in die Hose geht”, das Leben dir mal wieder einen Streich spielt, du dich beim Sport verletzt, oder oder oder… dann denkst du vielleicht an diesen Artikel.
In diesem Sinne…
Stay positive!
PS: Du kennst weitere Good News Medien oder hast Ideen, wie man ins positive Denken kommt? Please drop a comment below :-)
R: Hey, ich bin Raphael Jung, Sportwissenschaftler und Coach. Ich bin seit knapp 8 Jahren in Berlin, wo ich in auch meine erste Firma aufgebaut habe, die sich mit der ganzheitlichen Betreuung und Beratung von Breiten- und Spitzensportlern beschäftigt.
Vor knapp 2 Jahren habe ich mit meinem Co-Founder Matthias Ettrich, einem sehr erfahrenen Entwickler und Unternehmer, Twaiv gegründet. Unsere Mission war und ist es, Menschen dabei zu helfen, einen gesunden, nachhaltigen Zugang zu Sport oder Bewegung im Allgemeinen zu finden und ihre sportlichen bzw. gesundheitliche Ziele im Leben erfüllen zu können.
R: Ich glaube, die Wahrheit liegt ein wenig auf beiden Seiten.
Natürlich kann ein Trainingsplan Sicherheit und Klarheit geben. Man weiß, was was zu tun wäre um das gewünschte Ziel zu erreichen.
In meinen Jahren als Coach machte ich aber immer wieder die Erfahrung, dass eine (schlechte) Trainingsplanung auch das Gegenteil bewirken kann.
Hierbei lassen sich meiner Meinung nach 2 Szenarien unterscheiden:
Das ist eine sehr gute Frage.
Viele Menschen beschreiben, dass sie es zu oft nicht schaffen, ihren Schweinehund zu überwinden bzw. ihnen am Abend die Energie fehlt, sich nochmal für ein Training aufzuraffen. Hier muss man glaube ich differenzieren, was die wahre Ursache der Problematik ist.
Ein Problem sehe ich in der „falschen“, nämlich extrinsisch motivierten Zielstellung. Das schließt alle Menschen mit ein, die Sport nur „als Mittel zum Zweck“ treiben. Der Zweck bzw. das Ziel kann ein besseres Körperbild, verbesserte Fitness, weniger Rückenschmerzen, sein. Was auch immer es ist, es ist nicht die Tätigkeit des Sporttreibens an sich. Man kann sich hier leicht selbst „überprüfen“, in dem man sich die Frage stellt: „Würde mir etwas fehlen, wenn mir jemand diese Tätigkeit wegnehmen würde, ich aber mein Ziel schon erreicht habe?“
Manche Menschen beantworten das z.B. mit: „Nee, wenn ich dauerhaft mein Wunschgewicht halten würde OHNE den ganzen Aufwand, dann würde ich mir das schon schenken und lieber mehr Zeit mit meiner Familie oder auf dem Sofa verbringen.“ In diesem Fall wird es immer schwierig bleiben, dauerhaft den Schweinehund zu besiegen, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich das wieder bleiben lasse, was mir faktisch keinen Spaß macht. Da hilft auch keine Beratung oder Trainingsplanung.
Viele andere Menschen beantworten diese Frage aber klar mit: „JA, wenn ich nicht regelmäßig laufen könnte, wäre das schlimm für mich!“. Diese Menschen sind intrinsisch motiviert. Sie laufen um des Laufens willens. Ob dabei irgendwas rum kommt ist oft nebensächlich. Wenn diese Menschen Probleme haben, ihre sportlichen Ziele zu verwirklichen, dann liegt es meist an schlechter Priorisierung bzw. einfach an dem finalen Commitment zu einer Sache (und eben nicht zu vielen anderen). Wenn ich wirklich zu wenig Zeit habe, dann ist das ein Punkt. Das lässt sich schwer lösen. Wenn ich aber 90min am Tag z.B. relativ inhaltslos auf Social Media unterwegs bin, dann zählt diese „Ausrede“ nicht.
Hier hilft es ungemein vorzuplanen, Termine mit sich selbst zu machen und das Sport treiben einfach als das erste und wichtigste Event des Tages einzuplanen. Ist am Anfang erstmal super merkwürdig, man fühlt sich fast ein wenig „schuldig“, dass man nicht sofort auf WhatsApp Nachrichten eingeht oder anfängt zu arbeiten, aber am Ende dankt man es sich selbst. Sehr sogar. (spreche da aus eigener Erfahrung).
R: In Anbetracht der oben genannten Punkte.
Für uns ist es nicht entscheidend, ob jemand Frau oder Mann, Jung oder Alt ist. Wir glauben, dass die Frage nach dem Motiv und ein reflektierter Umgang mit der Erwartungshaltung sehr entscheidend ist.
Habe ich jemand, der sich sehr gut priorisieren und strukturieren kann, dann kann man auch ambitioniertes Training planen. Menschen, die dagegen sehr viel um die Ohren haben und sich einfach nicht sehr festlegen wollen oder können, lösen das aus unserer Sicht nicht, in dem sie sich in einen statischen Trainingsplan „pressen“ und versuchen, diesen gegen ihre Intuition und - wie du es nanntest - natürlichen Flow durch zu zwingen. Hier braucht es mehr Freiraum, prozess-orientierte statt absolute Ziele (z.B.: Du hast dir diese Woche 3 mal vorgenommen zu laufen und hast es auch 3 mal geschafft) und eben aber auch ein transparenter Umgang damit, dass in dem Modus vielleicht nicht der neue Weltrekord bei rumkommt. So what?
R: Disziplin ist hier glaube ich nur bedingt eine Lösung. Zumindest nicht längerfristig. „Öfter trainieren“ ist hier genau wie „weniger essen“ eine Frage der Verhaltenspsychologie, nicht der Sportwissenschaft. Wir glauben eben, dass das Beste Training immer das ist, was man auch macht. Immer wieder und vor allem immer wieder gerne. Klingt sehr abgedroschen, ist aber viel dran. Jeglicher Versuch sich zu verbiegen und gegen seinen inneren Schweinehund zu kämpfen, wird früher oder später verloren. Oder will man sein Leben lang „diszipliniert“ leben? Das klingt auch nicht sonderlich erfreulich und erfüllend. Und ist es nicht das, worum es am Ende des Tages eigentlich geht?
💡 Man sollte die Dinge tun, auf die man Bock hat. Intrinsisch motiviert.
Das ist auch unsere Vision mit der APP Twaiv. Wir hoffen, dass wir einen Teil dazu beitragen können, dass Menschen etwas im Sport, explizit im Laufen finden, was MEHR ist als nur ein „Mittel zu Zweck“. Wir träumen davon, dass Menschen laufen, weil sie es cool finden, weil es ihnen Spaß macht. Völlig frei von irgendwelchen gesellschaftlichen Zwängen wie z.B. einem Körperideal oder dem Gefühl, fitter sein zu müssen. Laufe für DICH, nicht für irgendwen anders.
Hier geht es zur App von Raphael, mit der Du easy ein ganz individuelles Training planen kannst, welches Du nicht wieder gleich abbrichst: TWAIV
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1. Pascal, erzähl uns doch gerne in ein paar Worten, was bei Dir die Beweggründe waren, dich für "Straight Edge" zu interessieren und dann auch die Entscheidung zu treffen, komplett auf Drogen zu verzichten.
P: Ich war am 9.6.96 (magisches Datum ;0)) auf meinem ersten Hardcore Konzert, einer Sunday-Matinee-Show, mit Ryker’s und Punishable Act. Auf dieser Show habe ich sofort neue Leute kennengelernt, mit denen ich nach dem Konzert noch skaten gegangen bin. Ich habe mir dann beim Skaten ein Bier und einen Döner gekauft. Ich habe die Jungs gefragt, ob sie auch ein Bier oder so haben möchten, doch sie wollten nicht. Auch als ich nach dem Essen eine Zigarette rauchte, wollte die auch nicht mitrauchen.
Als ich sie fragte, warum sie kein Bier, keinen Döner und auch keine Kippe haben wollten, erzählten sie mir, dass sie Straight Edge seien. Da die Jungs wirklich korrekt waren, nicht belehrend und mir ihre Beweggründe völlig entspannt erzählt haben, fand ich das plötzlich auch irgendwie cool.
Knapp zwei Monate, diverse Skate-Sessions und ein paar mehr Hardcore Konzerte später, entschloss ich mich ebenfalls clean durch die Welt zu steppen und wurde Straight Edge. Ich möchte aber noch dazu erwähnen, dass ich nie gekifft oder irgendeine andere Droge genommen habe. Ich kannte nur den „Nikotin-Flash“ und das „betrunken sein".
2. Alkohol ist die einzige Droge, für die man sich entschuldigen muss, wenn man sie NICHT konsumiert. Wie nimmst Du den Konsum und Umgang mit Alkohol war, bist Du nach so langer Zeit noch mit Sprüchen oder Druck konfrontiert?
P: Viele Jahre durfte ich mir Sprüche für das Nicht-Trinken von Alkohol anhören, doch das hat sich zumindest für mich seit ein paar Jahren geändert. Früher wurde das schon immer belächelt, als unmännlich oder komisch bezeichnet aber unter Druck gesetzt, habe ich mich nicht gefühlt. Das prallte glücklicher Weise schon immer an mir ab.
Teilweise habe ich sogar das Gefühl, dass es mittlerweile ein wenig En Vogue ist keinen Alkohol mehr zu trinken, da auch immer mehr Firmen nun alkoholfreie Weine, Gins usw. herstellen. Ganz im Gegensatz zu anderen Drogen, die zumindest in Berlin immer mehr und von einer breiteren Masse konsumiert werden.
3. Wie viel spielt Straight Edge (sXe) eine Rolle für Dich, wenn es nicht um Drogen geht? Hast Du das Gefühl, durch sXe und die Entscheidung zu "Straightness" auch sonst mehr für Deine Vorstellungen und Ideale eintreten zu können?
P: Ich würde das nicht auf sXe beschränken. Ich würde diesen Credit gerne dem gesamten Mindset der Hardcore Szene geben, in der ich aufgewachsen bin und den Menschen, die ich durch Hardcore kennengelernt habe. Viele davon auch
nicht sXe. Für mich war es ein sehr wichtiger Teil, mich für den Straight Edge Lifestyle zu entscheiden aber ganz viele Impulse, mein Leben so zu leben, wie ich es jetzt tue, kommen eher aus der Gesamtheit dieser Szene und meinen Wegbegleitern der letzten 27 Jahre. Und dafür bin ich unendlich dankbar.
4. Straight Edge und Sport, besonders Running - gehts nur mir so oder gibt es mittlerweile auch eine Gegenbewegung zu dem run-party-repeat Alkohol zelebrieren? Gefühlt begegnen mir immer mehr Menschen, Shirts, Grafiken, ... die das ganz bewusst nicht als Verzicht sehen, sondern eher als Step Forward.
P: Ich sehe das ganz ähnlich wie du. Irgendwie bekommt der „cleane Lifestyle“ einen zweiten, dritten oder auch vierten Frühling ohne es aber Straight Edge zu benennen. Die Beweggründe für den Verzicht auf Alkohol oder z.B. tierische
Produkte sind unterschiedlich. In der Running Community sicher mehr aus dem Gesundheits- oder sportlichen Aspekt. Aber ganz ehrlich: ich find’s ja ziemlich gut ;0)
5. Zu guter Letzt interessiert mich Deine Meinung zum Staus quo: Wie ist das heute, 42 Jahre nachdem es Ian MacKaye erstmals besang? Gibts ne Youth Crew? Gibts gute neue Bands?
P: Da möchte ich natürlich ganz ehrlich sein: musikalisch habe ich das alles nicht mehr so auf dem Schirm und suche die Bands, die ich höre, auch nicht nach dem sXe Prinzip aus. Ich würde jetzt mal sagen, es gibt keine wirkliche Youth Crew. Es gibt hier und da Bands, die sich mal als sXe Band betiteln aber so extrem wie in den 90ern irgendwie nicht mehr.
Oder die sind an mir vorbeigezogen!? Ich kann für mich nur sagen, dass ich schon weiterhin viel Metal, Hardcore & Co. höre, es aber für mich nicht wichtig ist, dass die Band oder auch nur einer aus einer Band sXe ist. Wenn mir die Musik
gefällt und die Band sonst einen für mich richtiges Mindset hat, dann genieße ich sehr gerne ihre Musik ... auch wenn sie beim schreiben oder performen ihrer Songs Alkohol trinken, ne Kippe oder nen Joint rauchen.
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P: Danke für Dein Interesse an meiner Meinung zu diesen Themen! Und danke an alle die, die meine Worte lesen und sich
evtl. damit ein wenig beschäftigen. Ich bin immer dankbar gehört, gelesen und gesehen zu werden.
Mehr über Pascal Adler: https://www.instagram.
Falls Du Dir mal ein paar Straight Edge Hymnen zu Gemüte führen willst, findest Du hier eine passende Spotify Playlist.
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H: Hallo Chris, könntest du uns bitte ein paar Worte dazu geben, wie alles begann? Hattest du etwas anderes im Sinn oder war es bereits als Kind klar, dass du später Craft Beer herstellen würdest?
Ch: Eigentlich begann die ganze Idee des Brauens als Zeitvertreib im Sommer 2018, als Thomas (mein Kumpel und Mitbegründer) und ich nichts zutun hatten. Wir begannen mit dem Hausbrauen und waren so begeistert davon, dass wir mindestens einmal pro Woche brauten und neben unseren Tagesjobs einen Masterabschluss in Brauen und Destillation begannen.
Bier war immer etwas, das mich persönlich interessierte - es ist kulturell in England genauso wichtig wie in Deutschland. Ich habe Chemie an der Universität studiert, also mochte ich auch die biochemische Seite des Prozesses und war schon immer von den physikalischen Vorgängen fasziniert. Je mehr Thomas und ich darüber nachdachten und an unseren Bieren arbeiteten, desto mehr spürten wir, dass es notwendig war, den Verbrauchern in Deutschland interessante Biere anzubieten. Und nicht nur das, sondern ihnen dieses Erlebnis auch durch eine angemessene Pub-Umgebung zu bieten.
H: Die Leute können eine Dose Bier für 75 Cent kaufen oder 7,50 Euro bezahlen. Erkennst du eine Gegenbewegung zu den Menschen, die alles schneller, billiger haben wollen und sich nicht um Qualität, Langlebigkeit oder die Hintergrundgeschichte eines Produkts kümmern?
Ch: Es ist wichtig, beide Angebote zu haben, aber billiges, industriell hergestelltes Bier wird sicherlich noch lange Zeit nicht verschwinden. Ich denke, es hängt wirklich von der Situation und der Person ab.
Als jemand, der in der Craft-Beer-Branche arbeitet, genieße ich zum Beispiel auch mal ein kommerzielles Pils mit ein paar Freunden bei einem Fußballspiel, einer Party oder einem Konzert. Das bedeutet nicht unbedingt, dass das Bier gut ist, sondern dass die Situation manchmal wichtiger ist als das Getränk selbst. Zum Glück können wir immer noch entscheiden, welches Bier wir wählen möchten.
Wir bei The Baby Goat haben jedoch sicherlich bemerkt, dass immer mehr Menschen in den letzten 3 Jahren auf der Suche nach guten Bieren sind. Sie interessieren sich für das Produkt, den Hersteller und wie vielfältig und lecker verschiedene Bierstile sein können. Also, die kurze Antwort ist ja, ich denke (ohne Daten dahinter), dass sich mehr Menschen hin zu besseren, interessanteren Bieren bewegen, auch die Gastronomie und Hotellerie bieten immer mehr Optionen in ihren Konzepten an. Und wir können nur hoffen, dass sich dieser Trend fortsetzt.
H: Sowohl du als auch dein Mitbegründer wurden nicht in Hamburg oder sogar Deutschland geboren. Immer wenn ich zum Baby Goat ging, hatte ich den Eindruck einer internationalen Atmosphäre - niemand sprach Deutsch, verschiedene Hautfarben und Sprachen waren völlig normal. Glaubst du, dass dies ein Teil der Baby Goat Geschichte ist?
Ch: Das ist sicherlich zu einem Teil unserer Geschichte geworden. "Ein Engländer und ein Niederländer gründen eine Brauerei..." hört sich wie der Anfang eines schlechten Witzes an, aber wir sehen die Tatsache, dass wir ein sehr gemischtes und internationales Publikum haben, als großen positiven Aspekt.
Unsere Pubs sind in erster Linie für die Nachbarschaften gedacht, in denen sie sich befinden. Daher bemühen wir uns, ausreichend Deutsch zu sprechen, um unsere Gäste willkommen zu heißen, und die Standardsprache ist natürlich Deutsch. Aber du würdest dich wundern, wie oft die Leute anfangen, Englisch zu sprechen, vielleicht weil unsere gesamte Kommunikation nach außen auf Englisch ist. Hinzu kommt, dass wir unsere Stellenangebote in Deutsch und Englisch veröffentlichen, was dazu führt, dass wir viele Bewerber aus internationalen Hintergründen anziehen. Das führt zu einem wirklich interessanten Team und Arbeitsumfeld, und wir sind froh, dass sich das auf diese Weise entwickelt hat.
H: Ich liebe die Idee, das Pub nicht nur als Bar, sondern als Ort der Begegnung, wie bei Quiz, Musik, DJs, zu sehen. Gibt es geheime Pläne oder Ideen, die du gerne umsetzen würdest?
Ch: Wir waren eine Weile lang von der Idee des Speed-Datings begeistert, aber die ersten Versuche sind nie wirklich angelaufen!...Wir haben tatsächlich jede Menge Ideen, von denen viele es nie über die Ideenphase hinaus schaffen.
Wir haben gelernt, dass Qualität immer wichtiger ist als Quantität - ja, wir haben viele Veranstaltungen und wir möchten immer wieder neue Dinge ausprobieren, aber am besten funktionieren oft die einfachsten Veranstaltungen, bei denen eine gute Planung und Zeit für Kommunikation eingesetzt werden.
Unser Run Club war eine dieser Ideen - er ist einfach aus unserer Community entstanden, und wir möchten ihn auch in Zukunft weiterführen.
Im Moment haben wir viel Spaß mit sogenannten "Tap Takeovers" (Anm. d. Übers.: Veranstaltungen, bei denen eine Brauerei das Zapfangebot eines Pubs übernimmt)...Wir haben den Luxus, Räume zu haben, in denen wir Biere zapfen können, und können kleinen Brauereien aus Hamburg eine Chance geben, sich zu präsentieren. Es ist in der Gastronomiewelt wirklich schwer, einen Zapfhahn zu bekommen, aufgrund großer Bierverträge. Also, wenn wir einigen kleinen Hamburger Brauereien etwas Zapfraum bieten können, sind wir wirklich begeistert, das zu tun.
H: Wo siehst du dich und das Baby Goat in ein paar Jahren? Mehr Biere, mehr Pubs, größer und besser? Hast du konkrete Pläne?
Ch: Unser jährlicher Ausblick folgt in der Regel diesem groben Schema: 1. Mehr und besseres Bier, 2. Mehr Orte, an denen Kunden uns finden können, 3. Bessere Interaktion mit unserer Community und 4. Ständige Optimierung unserer Pub-Modelle.
Wir möchten auf jeden Fall mehr Pubs eröffnen. Der Immobilienmarkt (insbesondere in Hamburg) ist wirklich herausfordernd, aber wir tun alles, um neue Standorte in neuen Stadtvierteln zu erkunden - unser Ziel ist es, ein Pub pro Jahr zu eröffnen. Zuerst in Hamburg und dann auch weiter weg. Gleichzeitig haben wir einen sehr kleinen Vertriebsbereich, den wir im nächsten Jahr gerne sowohl in der Gastronomie als auch im Einzel- und Großhandel ausbauen möchten.
Am meisten Spaß macht es uns, unsere Interaktion mit unserer Community zu verstärken - für uns geht es darum, unsere Anhängerschaft zu vergrößern und ihnen echten Mehrwert zu bieten, anstatt ständig zu versuchen, ihnen etwas zu "verkaufen", sei es in Form von Rabatten, unterhaltsamen Veranstaltungen oder kostenlosem Bier. Wir freuen uns auf das, was vor uns liegt.
Natürlich gibt es immer eine Vielzahl von Herausforderungen und viel mehr Arbeit auf der administrativen Seite unseres Geschäfts, als die meisten je sehen werden. Aber der Spaß überwiegt bei weitem die Belastung, und am Ende eines geschäftigen Tages gibt es immer ein Bier, das man mit Kollegen und Freunden genießen kann. Und das ist es, worum es letztendlich geht.
Dir gefällt das Shirt, das Chris trägt? Hier kannst Du Dir eins bestellen
Die Pubs von The Baby Goat findet ihr hier:
The Baby Goat House / Grindelhof 85 / 20146 Hamburg
The Baby Goat Barn / Detlev-Bremer-Straße 49 / 20359 Hamburg
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Vor einem Jahr gab es ein Limited Edition Shirt von runamics - das runamics Pizza Club T-Shirt. Die Geschichte vom mobilen Pizzabäcker Siggi aus Hamburg, bei dem sich gern auch mal Läufer*innen nach dem gemeinsamen Training einfinden, inspirierte uns dazu.
Ein Großteil der "Pizzashirts" war dann bereits innerhalb weniger Tage ausverkauft. Es war ein "Match made in Heaven" - wir alle lieben Laufen und wir lieben Pizza.
Als wir uns bei runamics im Frühling nach einem Lauf mit einer Flasche kühlem Bier zugeprostet haben, machte es "klick". Es gibt ein paar wenige Dinge, die noch besser zusammenpassen, Laufen und Bier zum Beispiel.
Genau diese Kombi ist jetzt der "Stoff" für unsere nächste Story. Und natürlich wird auch diese Story von einem eigens dafür gestalteten Shirt und spannenden Personen begleitet. Und zudem Freibier für Dich ... aber dazu mehr weiter unten.
Der Mythos, dass Bier eine gute Elektrolytquelle sei und wichtige Vitamine sowie Mineralstoffe liefert – hält sich in der Sportgemeinde noch immer recht stabil (auch bei uns im Team ;-)).
Natürlich ist Alkohol nach dem Sport eigentlich gar nicht smart, da es genau das Gegenteil bewirkt. Der Alc behindert die Zufuhr von benötigter Flüssigkeit und auch die wichtige Regeneration der Muskeln.
Aber seien wir mal ehrlich. Auch wenn man sich schön reden möchte, man trinke das Bierchen nach dem Laufen wegen der Elektrolyte - in erster Linie dient es als Belohnung nach getaner Arbeit, den schnellen 8x800 Metern auf der Laufbahn oder dem Longrun am Abend. Es gibt wenig Besseres, als sich selbst oder im Team mit einem kalten Glas voll flüssigem Gold auf die Schulter(n) zu klopfen.
Während guter Traubensaft mit Drehung (aka Wein) seit jeher von Kritikern, Sommeliers und Konsumierenden als Wissenschaft angesehen wird, war das mit dem Bier bis vor einigen Jahren noch komplett anders. Natürlich gab es regionale, oftmals komplett verhasste Unterschiede: Weizenbier in Bayern, Alt in Düsseldorf, Kölsch in Köln. Insbesondere das Pils machte in den meisten Fällen keinen sonderlich spannenden Eindruck. Zwischen den großen, bekannten Marken konnte man oftmals keine großen Unterschiede feststellen.
Und während man in Deutschland über die Brauernation USA immer noch lächelte (es handele sich dort ausschließlich um einen Markt mit einer Hand voll süffiger Biere wie Budweiser, Miller oder Corrs), hatte sich längst eine wahnsinnig große Craft Beer Szene mit vielen kleinen Brauereien und den unterschiedlichsten Bierstilen entwickelt. Auf einmal schaute Deutschland nur noch zu.
Glücklicherweise machte diese Entwicklung dann doch nicht halt vor Deutschland. Während viele Industriebrauereien seit Jahren damit kämpften, etwas spannendes Neues zu liefern, etablierten sich neue, kleinere Biermanufakturen.
Heute gibt es ein riesiges Angebot an spannenden Firmen, Brauereien, Brauhäusern. Ihnen allen ist gemein, dass das Brauhaus-Flair mit vertäfeltem Holz, spießigen Tischdecken und Schweinebraten auf dem Tisch, ausgedient hat.
Wir haben uns mit der Micro Brewery The Baby Goat aus Hamburg zusammengetan, um die gemeinsamen Leidenschaften Laufen und Bier zu zelebrieren.
The Baby Goat braut in Hamburg nicht nur 14 sehr unterschiedliche leckere Biere, sondern betreibt auch zwei Brewpubs und - wen wunderts - eine eigene kleine Running Crew :-)
In der kommenden Woche gibt es hier bei uns im Blog ein Interview mit Chris, einem der beiden Macher von The Baby Goat, dem wir fünf spannende Fragen gestellt haben.
Natürlich wollen wir es nicht "nur" bei einer tollen Geschichte belassen.
Wie schon in der Einleitung erwähnt, wird es auch zu dieser Story ein T-Shirt mit einem extra dafür gestalteten Print geben. Das "Good Times - Good Friends" Shirt.
Wir starten mit dem Shirt zudem eine neue Produktlinie, die ganz ohne Textilfärbung im Stoff auskommt.
Und wenn wir so viel von leckerem Bier schreiben und sprechen, wird es von uns zu jedem bestellten Shirt eine feinste Dose Bier kostenlos dazu geben. Ein köstliches IPA von Baby Goat.
Wer lieber alkoholfrei trinkt, der/die darf sich über eine Dose "Into the Wild" von True Brew aus München freuen.
Ja, auch da hat sich sehr viel getan. Es gibt nicht nur noch Clausthaler, Jever Fun und alkoholfreies Erdinger. Mittlerweile führen die meisten Brauereien eigene alkoholfreie Produktlinien.
Keine andere Bier-Sparte wächst in Deutschland derzeit so stark, wie das alkoholfreie Bier. Laut Holger Eichele, dem Chef vom Deutschen Brauer-Bund, geht die Branche aktuell davon aus, dass schon bald jedes 10. gebraute Bier in Deutschland "bleifrei" sein wird.
Uns war es von Beginn an wichtig, Bier in unserer Story nicht nur alkoholisch zu denken und zu kommunizieren. Viele von uns sind nach und nach umgestiegen, haben mehr Geschmack daran gefunden, nüchtern zu bleiben und sehen Alkohol und seine Folgen mittlerweile kritischer als noch vor einigen Jahren.
Zudem müssen wir ja festhalten, dass gerade im Sport das alkfreie Bier mehr als nur dazugehört. Was wäre ein Halbmarathon-Event ohne ein kühles Alkoholfreies im Zielbereich?!
Auch dazu haben wir ein wichtiges, tiefes und absolut bereicherndes Interview geführt mit jemandem, der "Straight Edge" lebt und das Laufen liebt.
Also: Limited Edition Shirt plus Freibier gibt es ab dem 29.07. bei uns im Shop.
Bis dahin: Blood, Sweat and Cheers!
PS: Das Beste aus beiden Bierwelten bekommst Du nach dem Lauf, wenn Du erst Energie, Nährstoffe und Flüssigkeit mit einem großen alkoholfreien auftankst und dann das kühle Blonde als Anerkennung für die eigene Leistung hinterher gibst ;-)
Und wieder einmal schlägt die Chemiekeule zu. Kräftig.
Bisphenol A, kurz BPA, ist mittlerweile vielen ein Begriff. Es ist eine chemische Verbindung, die seit Jahrzehnten für die Produktion vieler Kunststoffe verwendet wird. Am Ende werden daraus Verpackungen, Beschichtungen für z.B. Lebensmitteldosen, PET für Getränkeflaschen, Fasern, Spielzeug, Kunststoffteile jeglicher Art, Thermopapiere, usw.
Eigentlich sollte BPA mal in der Pharmazie Platz finden und als synthetischer Ersatz für das Hormon Östrogen dienlich sein. Im frühen 20. Jahrhundert hat man dann viele Experimente mit Tieren gemacht, um herauszufinden, ob BPA sich dafür eignet. Zuvor hatte man es aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen, das war jedoch aufwendig und teuer.
Kurz darauf konnte man allerdings andere synthetische Stoffe finden, die sich besser dafür eignen. Mit dem Einzug der Kunststoffe in die globale Wirtschaft hat man dann einen weiteren Verwendungszweck für diese tolle chemische Verbindung gefunden, die fortan zur Produktion von allem möglichen verwendet wird.
Irgendwann hat man festgestellt, dass das BPA, wenn wir unsere Lebensmittel darin einpacken oder damit anderweitig in Kontakt kommen, nicht so gut für uns Menschen ist. Es ist schließlich eine hormonaktive Substanz.
Oooopsi…
Mittlerweile wird Bisphenol A von der Europäischen Kommission als reproduktionstoxisch der Kategorie 1B eingestuft. Deshalb und wegen seiner Eigenschaften als endokriner Disruptor für die menschliche Gesundheit und für die Umwelt wurde Bisphenol A nach dem europäischen Chemikalienrecht als besonders besorgniserregende Substanz (Substance of Very High Concern, SVHC) identifiziert.
Als BESONDERS BESORGNISERREGENDE SUBSTANZ !!!
Als endokrine Disruptoren werden also Stoffe bezeichnet, die mittels Wirkungen auf das Hormonsystem gesundheitsschädigende Effekte hervorrufen. Es ist also wirklich nicht gesund, zu viel davon zu sich zu nehmen, egal ob durch den Mund, die Luft oder über die Haut, da es langfristig ernsthaft schädlich für unsere Gesundheit sein kann.
Diese wollen wir hier nicht alle aufführen, dafür reicht der Platz nicht. Außerdem verzweifelt man bei der Recherche immer mehr und möchte am liebsten auf eine einsame Insel ziehen.
Die höheren Beamten haben sich dann in 2011 dazu durchringen können, in Deutschland Babytrinkflaschen mit BPA zu verbieten. Und seit 2020 auch Kassenbons aus Thermopapier, die BPA enthalten. Denn man hat festgestellt, dass schon der kurze Kontakt mit dem Zeug dazu führt, dass es in den Körper gelangt.
Bitte, das sind doch schonmal gute Erkenntnisse.
Aber was ist denn mit all den anderen Produkten, die uns umgeben – täglich? Die Lobbies der Chemieindustrie machen wohl einfach einen guten Job. Schließlich werden weltweit knapp 6 Millionen Tonnen von dem Zeug produziert und verarbeitet. Immerhin, das sind 0,8 kg pro Erdenbürger. Damit lassen sich doch ein paar gute Dollar verdienen.
In Marktanalysen für Investoren liest sich das dann übrigens so (Zitat Mordor Intelligence):
Da wir uns bei runamics viel mit Sportkleidung beschäftigen, hat uns eine Aktion des Center for Environmental Health aus dem letzten Jahr (2022) wieder einmal ziemlich schockiert.
Sie haben zig Sport-BHs, Hosen usw. von sämtlichen großen Sportmarken auf deren Gehalt von BPA untersucht.
Das Ergebnis: nahezu alle übersteigen die zulässigen Grenzwerte des Bundesstaates.
Teilweise um das 40-FACHE !!
Bitte was?
Sportkleidung tragen wir doch teilweise für viele Stunden und schwitzen sogar darin. BPA in Kassenzetteln wird verboten, aber Unterwäsche und Sportkleidung darf uns Menschen weiter fröhlich vergiften?
Für uns ein weiterer Beleg dafür, das hier gewaltig etwas schiefläuft.
Wir haben uns nochmal mit Hersteller des Cradle to Cradle zertifizierten Polyesters dazu ausgetauscht, welches wir u.a. für unsere C2C Running Shorts und unsere neue PYONEER Kollektion einsetzen.
Die Antwort: "Bisphenol A ist für uns ein absolutes No Go und wird auch nicht in den von uns verwendeten Hilfsstoffen verwendet."
Du willst was dagegen tun? Um Dich selbst zu schützen wird es schwer... weniger verpackte Lebensmittel, Dosenfutter und Kleidung aus herkömmlichem Polyester (die du direkt auf der Haut trägst) konsumieren und verwenden. Kindern das Plastikspielzeug wegzunehmen wird wohl schwer.
Und das CEH hat eine Petition gestartet, die bei Erreichen an die CEOs der großen Sportkonzerne geht. Hier kannst Du unterzeichen. Do it ;-)
Quellen:
Bundesinstitut für Risikobewertung: https://www.bfr.bund.de/de/bisphenol_a_in_alltagsprodukten__antworten_auf_haeufig_gestellte_fragen-7195.html#:~:text=Aus%20der%20Substanz%20Bisphenol%20A,Flaschen%20f%C3%BCr%20Lebensmittel%20verwendet%20wird.
Center for Environmental Health California: https://ceh.org/latest/press-releases/new-testing-shows-high-levels-of-bpa-in-sports-bras-and-athletic-shirts/
The one and only: https://de.wikipedia.org/wiki/Bisphenol_A
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Bei runamics hatten wir also zunächst begonnen, mit Naturfasern und Regeneratfasern (d.h. cellulose-basierte Fasern wie Tencel oder Modal) zu arbeiten. Die produzieren zwar auch Abrieb, aber erstmal kein Mikroplastik.
Schnell lernten wir dann jedoch bestimmte Tatsachen kennen, die rational betrachtet viel Sinn ergeben.
Die fortlaufende Förderung von Erdöl stinkt uns allen. Es erscheint so maximal sinnlos, das Zeug unter großem Aufwand aus der Erde zu pumpen, um es dann in Form von Kraftstoffen unwiderruflich zu verbrennen.
Wenn wir den Rohstoff jedoch im Kreislauf führen, ist es objektiv betrachtet nichts anderes, als andere Rohstoffe, die wir aus der Erde holen, um daraus nützliche Dinge zu machen:
Versteht mich nicht falsch. Um all die genannten Rohstoffe sind mittlerweile Diskussionen entbrannt, weil die Förderung der Rohstoffe als kritisch zu betrachten ist und eben auch, weil es per se begrenzte Ressourcen sind.
Doch wie diese Rohstoffe könnte man nun auch Erdöl betrachten, um daraus Kleidung, Kabel, usw. zu fertigen.
All die Dinge könnten im Kreislauf geführt werden. Sie müssen nach der Nutztung nicht unwiderruflich zerstört und verbrannt werden (leider wird vieles davon noch immer nach der Nutzung unwiderruflich zerstört)
Versteht mich nicht falsch, Naturfasern für Textilien sind absolut grandios und ich selbst liebe sie, auch beim Sport.
Um jedoch den textilen Hunger der bald 10 Mrd. Menschen auf der Erde zu stillen, wären sie nicht ausreichend vorhanden bzw. produzierbar. Das heißt man könnte schon, jedoch würde das unvorstellbare andere Probleme mit sich bringen...
Mangelnde Anbauflächen, Monokulturen, exorbitante Pestizidproduktionen, Bodenerosionen, massiver Wasserverbrauch, Biodiversitätsverlust durch Rohdung und Lebensmittel-Konkurrenz-Situationen sind nur einige der mit ihnen verbundenen Probleme.
Es gibt zu viele “Trade-Offs”, also neue Probleme, die durch die vermeintliche Lösung eines anderen entstehen würden.
Heute bist Du beim Sport schon eine absolute Rarität, wenn Du in Baumwolle aufläufst. Egal bei welcher Sportart.
Und auch, wenn viele unserer runamics Begleiter sehr gerne in unseren Shirts aus Merino-Tencel oder Biobaumwolle Sport treiben, war uns klar, dass wir ein Funktionsshirt an den Start bringen müssen, mit dem wir mehr Menschen erreichen können. Ein Funktionsshirt, welches sowohl den o.g. funktionalen Ansprüchen von uns Sportler*innen genügt, als auch denen der Umwelt.
Die Ansprüche der Umwelt an uns (Unternehmen) könnten wie folgt formuliert werden:
1) Wenn das Sportshirt kaputt ist, repariere es, um es weiter zu nutzen.
2) Wenn das Sportshirt nicht mehr tragbar ist, zerkleinere es und mach aus dem gleichen Material ein neues Sportshirt
3) Wenn man aus dem Material kein Sportshirt mehr machen kann, kompostiere es, damit das Material noch eine sinnvolle ökologische und energetische Verwertung bekommt
4) Wenn das Material doch auf der Deponie landet, sorge dafür, dass es chemisch unbelastet ist und nicht zur Gefahr wird
Genau solch ein Shirt wollten wir an den Start bringen.
Und wir haben es geschafft ...
Über solch ein Shirt haben wir bereits vor 2 Jahren bei runamics und mit unseren Partnern diskutiert.
Es gab seitdem sehr viele Prototypen-Runden.
Mit jedem neuen Prototypen kam ein neuer Schwall Motivation, DAS ist er jetzt …
… bis er es dann doch nicht war. Enttäuschung setzte ein. Man hatte es bei Partnern und Kunden schon angepriesen.
Das Shirt wäre revolutionär für Sportvereine und Events. Schließlich hätte man ein Shirt, welches komplett unbedenklich für die Sportler*innen ist und zudem später wieder an runamics zurückgegeben werden kann.
Doch wieder war der Prototyp zu schwer, zu rau, zu transparent, zu dick, usw.
Manchmal wollte ich es einfach hinschmeißen und mich neuen Produkten widmen.
Ein Langlauf später ist der Kopf wieder klar und man schaut aus der Vogelperspektive darauf, warum man das eigentlich macht. Die Motivation kommt zurück.
Und jetzt ist es doch endlich soweit, dass das PYONEER™ Shirt an den Start gehen kann.
Es erfüllt alle oben genannten Anforderungen - zumindest rein technisch, denn es ist ja noch nicht in großen Mengen im Umlauf. Und wir können in Europa mit der Produktion starten.
Um die nötige Liquidität für die erste Produktion aufzubringen, sind wir wieder auf eine Crowdfunding-Kampagne angewiesen.
Zusammen mit Euch schaffen wir das also … wortwörtlich.
Bei der Fertigstellung der Version 1.0 vom PYONEER™ soll es jedoch nicht bleiben. Das Shirt soll auch im Bereich Service neue Maßstäbe setzen.
Um so wenig Größen-Reklamationen wie möglich zu haben, wollen wir die Maßtabelle für die Online-Bestellung perfektionieren.
Um die Lebensdauer des Produktes zu maximieren, wollen wir neben Pflegetipps einen kostenlosen Reparaturservice anbieten - im Falle eines Defekts kann das Shirt eingeschickt werden und wir kümmern uns um die Reparatur.
Und wenn man sich als Kund*in am Ende der Lebensdauer fragt, wohin mit dem PYONEER™ Shirt, dann wollen wir das Problem lösen:
Das Shirt kann an uns zurückgeschickt werden und man bekommt seinen Pfand wieder.
Genau, einen T-Shirt Pfand.
So kennen wir es doch von unseren Pfandflaschen auch, oder? Dann muss das doch auch beim T-Shirt funktionieren. Alternativ kann der Pfand auch auf ein neues Shirt angerechnet werden.
Vielleicht ja gibt es dann ja schon die PYONEER™ Version 2.0 :-)
Weiter geht´s!
Euer Steffen
Hin und wieder teilen wir hier Highlights oder Lowlights aus unserem Alltag mit Dir. Der neuste Eintrag steht immer ganz oben.
In einem Gespräch mit einem Chemiker wurde uns heute mal wieder bewusst, wie absurd manche Abläufe im produzierenden Gewerbe sind.
Schon seit Jahrzehnten verwendet man Antimontrioxid für die Produktion von PET. Aus PET werden sehr viele Produkte in unserem Alltag gefertigt. Die bekanntesten sind wohl Getränkeflaschen aus dem Supermarkt oder auch unsere Sportkleidung.
Antimon ist ein Schwermetall, das unter Verdacht steht krebserregend zu sein. Es darf nicht eingeatmet werden, entfaltet bei Erhitzung erst so richtig seine toxische Wirkung, Schwangere sollten damit nicht in Kontakt kommen, man darf damit nur arbeiten, wenn man besondere Schutzkleidung trägt, es darf nicht in die Umwelt geraten, usw.
So sagen es zumindest die Wissenschaft, sämtliche Institute, Berufsgenossenschaften, Chemiehändler und öffentliche Stellen, die sich damit auskennen.
Wir sind keine Chemiker*innen und kennen uns deshalb auch nicht damit aus. Um zu verstehen, dass es nicht schlau ist das Zeug zu trinken oder darin zu schwitzen, brauchen wir jedoch auch keine Chemiker*innen sein.
Was läuft hier eigentlich schief, dass es erlaubt ist Substanzen zu verarbeiten, die nachgewiesenermaßen nicht gut für uns oder die Umwelt sind?
Klar, es gibt dann wieder Grenzwerte, die bei den Laborproben eingehalten werden müssen. Alles darunter sei harmlos für uns und die Natur. Dabei prüft aber keiner, was damit passiert, wenn die Wasserflasche erstmal 3 Monate im Lager steht. Oder was ist, wenn ich das Shirt täglich bei 30°C im Sommer zum Marathon-Training trage und dabei stark schwitze... oder oder oder
Naja, wenigstens kommt es immer mal wieder auf den Prüfstand. Vielleicht ergeht es dem Material ja auch mal so, wie den "ewigen Chemikalien" (PFAS), die jetzt vermutlich in der EU verboten werden sollen (das Zeug mit dem unsere Bratpfannen, Regenjacken usw. vollgepummt sind).
Übrigens: Unser Cradle to Cradle zertifiziertes Polyester, dass wir für unsere Shorts nutzen und jetzt bald für unsere neue PYONEER™ Kollektion, wird ohne Antimontrioxid produziert. Geht doch :-)
Entstanden aus den Schwüngen vom Buchstaben N und M unseres Schriftzuges, steht unser neues Bildlogo für ganz viel.
Ein modifiziertes Zeichen für Unendlichkeit hat bei runamics zwei Bedeutungen.
Zum einen wollen wir unsere Bekleidung unendlich machen: Nicht downcyceln, nicht pseudo-upcyceln, sondern in Kreisläufen denken. Cradle to Cradle ist das Ziel, um zukunftsorientiert in der Sportbekleidungsindustrie zu arbeiten, ohne die Ressourcen des Planeten Erde zu verschwenden.
Jedes Produkt soll Schritt für Schritt mit diesem Symbol ausgestattet werden, denn es steht für die DNA von runamics, dem Kreislauf. Ihr werdet das Logo ab jetzt alleinstehend und in Kombination mit unserem Schriftzug finden, grafisch haben wir ab jetzt deutlich mehr Möglichkeiten.
Zwei Schwünge aus dem Schriftzug, die sich zu einem ovalen Kreis zusammenfügen? Wie eine Laufbahn von oben.
Und wer immer von euch schon mal im strömenden Regen mit triefender Nase bei 3 Grad Intervalltraining auf der Tartanbahn gemacht hat, der weiß:
Es gibt noch eine Runde zu laufen. Vielleicht sogar mit Hürden.
Unser Vorhaben als Marke ist kein Sprint, um schnell Gewinne oder Wachstum vorweisen zu können. Wir sind bei Kilometer sieben in einem Marathon, bei Meile 12 vom Western State 100 Miler.
Bei allem was wir tun, müssen wir viel erklären, Extrarunden drehen, Mitstreiter*innen finden, noch mal eine Runde mehr.
Zwischendurch stolpern wir und uns wundern wo die Hürden auf der Laufbahn plötzlich herkommen. Wie bei einem guten Intervalltraining mal das Tempo rausnehmen, aufrappeln und dann wieder Full Speed anziehen.
Und wenn man dann mit schlotternden Knien und verdreckt unter der Dusche steht, fällt einem auf, dass der nächste Lauf ja schon vor der Tür steht und es eben immer weiter geht. Also wieder zurück auf die Laufbahn. Runde für Runde ...
Los gehts runamics, auf in die Unendlichkeit.
Kürzlich durften wir ein Interview über unsere Arbeit für runamics geben. Andreas Lesch hat Steffen gefragt, was wir mit unserer umweltfreundlichen Sportkleidung verändern wollen. Er veröffentlicht seit anderthalb Jahren einen kostenlosen journalistischen Newsletter zur Frage, wie Veränderung eine Chance sein kann.
Wir sind Fan von seinen Texten und haben Andreas zum Jahresende mal selbst interviewt. Ein Gespräch über Veränderung und natürlich auch über das Laufen.
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Steffen: Andreas, Du beschäftigst Dich in Deinem Newsletter intensiv mit dem Thema Veränderung. Für die Läufergemeinde ist das besonders interessant, denn sie tut sich manchmal schwer damit. Viele laufen immer die gleiche Strecke, die gleiche Distanz, die gleiche Geschwindigkeit.
Andreas: Du auch?
S: Ja, ich auch. Und ich merke: Schneller werde ich dadurch nicht, und mit den Jahren verliere ich auch noch den letzten Rest Orientierungssinn, den Google Maps noch nicht vernichtet hatte.
A: Da verändert sich nichts bei Dir?
S: Nee, wirklich kaum etwas. Mir geht’s da wie so vielen Läufern: Mit dem gleichen Paar Laufschuhe drehe ich die immer gleichen Runden und besuche jedes Jahr das gleiche Laufevent. Und ich vernachlässige stoisch das Dehnen vor oder nach dem Laufen – und denke mir: Hat doch 15 Jahre gut ohne funktioniert. Hast Du einen ganz pragmatischen Tipp für uns Läufer*innen, wie wir uns im Alltag auf Veränderung einlassen können?
A: Ich habe dazu ein spannendes Buch des US-amerikanischen Verhaltensforschers BJ Fogg gelesen.
S: Und? Was schreibt er?
A: Ich versuche mal, Foggs Gedanken auf Deine Lauffrage zu übertragen. Fogg sagt, Verhaltensänderungen scheitern fast immer an einem von fünf klassischen Gründen: Zeit, Geld, körperliche Anstrengung, geistige Anstrengung oder Routine. Nehmen wir Dein Problem, dass Du immer die gleiche Strecke läufst – und das verändern möchtest. Das liegt ja offenbar daran, dass Du aus Deiner Routine nicht herauskommst.
S: Genau.
A: Fogg empfiehlt, die Veränderung in klitzekleinen Schritten anzufangen, die dann aber wirklich jedes Mal konsequent durchzuziehen. Und er sagt, es ist wichtig, den richtigen Ankermoment für die Veränderung zu finden.
S: Was heißt das konkret?
A: Das heißt, dass Du Dein neues Verhalten an eine Tätigkeit, die Du vor Beginn jedes Laufens zuverlässig machst, die also zu Deiner Routine gehört, direkt andockst. Also zum Beispiel: Immer dann, wenn Du beim Laufen an die erste Kreuzung kommst, läufst Du links rum statt rechts rum.
S: Und dann?
A: Dann spürst Du dadurch, dass Du eine Veränderung schaffen kannst. Dass Du Dir mehr zutrauen darfst, als Du denkst. Und dass Du auch viel größere Veränderungen meistern kannst.
S: Wie verhindere ich, dass ich doch bald wieder in meinen alten Trott zurückfalle?
A: Zum einen, indem Du wirklich nur mit diesem klitzekleinen Veränderungsschritt anfängst: links statt rechts an der ersten Kreuzung – das machst Du wirklich immer. So entsteht eine neue Routine. Was danach kommt, ist erst mal egal. Das kommt dann später meist von selbst.
S: Und zum anderen?
A: Zum anderen sagt Fogg: Es ist wichtig, dass Du Deine kleinen Veränderungserfolge feierst.
S: Wie soll das gehen?
A: So, wie es für Dich passt. Du kannst, wenn Du links abgebogen bist, kurz die Faust ballen. Oder still lächeln. Oder halblaut „Yes!“ rufen – wenn auf dem Gehweg nicht gerade Deine Lieblingsnachbarin entgegenkommt. Das mit dem Feiern klingt vielleicht albern, stärkt aber sehr. Musst Du mal ausprobieren, das funktioniert wirklich. Und welche Methode Dir ein gutes Gefühl gibt, weißt Du ja selbst am besten.
S: Danke für den Tipp! Das werde ich testen. Ich würde Dir gern noch ein paar mehr Fragen zum Thema Veränderung stellen.
A: Dann mal los!
S: Du hast im Laufe Deines Berufslebens als Journalist mit vielen Menschen gesprochen, die bei sich selbst oder bei anderen Veränderungen bewirken wollen. Was eint sie?
A: Die Männer und Frauen, die ich für meinen Newsletter interviewe, beeindrucken mich sehr. Und so unterschiedlich sie auch sind, sie haben tatsächlich alle etwas gemeinsam: Sie haben Ideen. Sie wollen was, sie wagen was und sie ziehen es durch. Sie lassen sich von Schwierigkeiten auf dem Weg nicht beirren. Sie behalten ihr Ziel im Blick. Sie haben einen langen Atem. Sie jammern nicht, sie packen an. Sie spüren, wie inspirierend das ist: wenn sich durch ihre Arbeit etwas zum Positiven verändert.
S: Das klingt nach echten Vorbildern.
A: Ja, das finde ich auch. Ich habe einen Mann interviewt, der seit mehr als 26 Jahren mit unglaublichem Einsatz ein Kinderheim in Litauen unterstützt. Oder einen, der sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, also in seiner Freizeit Menschenleben rettet. Oder eine Frau, die damit begonnen hat eine sogenannte Sternsingeraktion zu organisieren, die besonders vielen alten Menschen eine wahnsinnige Freude schenkt – und irre viel Geld für gute Zwecke einbringt.
S: Was können wir von diesen Menschen lernen?
A: Mir zeigen sie: Veränderung ist keine Zauberei. Veränderung kann jede und jeder.
S: Warum interessierst Du Dich so für Veränderung?
A: Mir liegt das Thema am Herzen. Und ich habe von Tag zu Tag mehr das Gefühl: Es ist DAS Thema unserer Zeit. Corona hat die Welt auf den Kopf gestellt, Russlands Vernichtungskrieg in der Ukraine auch, und die Erderhitzung geht gerade erst los. Die Probleme, die da sind, sind also gewaltig – und die Veränderungen, die kommen, ebenso. Da ist es wichtig, Lösungen zu suchen.
S: Und die willst Du mit Deinem Newsletter finden helfen?
A: Ich will mit meinen Texten zeigen: Wir können etwas bewirken. Wir können unsere Welt gestalten. Und gemeinsam sind wir stark – viel stärker, als wir denken. Wir sind der Welt nicht hilflos ausgeliefert. Wir haben Einfluss darauf, wie es weitergeht. Wir müssen uns nur trauen. Meine Interviewpartnerinnen und Interviewpartner machen vor, wie das gehen kann: die Welt zu gestalten, Probleme zu lösen und Dinge voranzubringen.
S: Du hast die Erderhitzung angesprochen. Längst ist nachgewiesen, dass sie tatsächlich unsere Existenz als Menschheit bedroht. Warum tun wir uns so schwer, das zu akzeptieren und selbst Veränderungen in unserem Alltag anzustoßen, um diese Gefahr abzuwenden?
A: Viele Menschen haben schon längst viel verändert und sehen sehr genau, wie dramatisch die Situation ist. Aber ich halte es für problematisch zu sagen, die Klimakrise könne allein nur durch individuelle Verhaltensänderungen gelöst werden.
S: Warum?
A: Weil wir nur dann entscheidend vorankommen werden, wenn die Politik die notwendigen Entscheidungen trifft.
S: Welche könnten das sein?
A: Sie müsste den Ausbau erneuerbarer Energien mit maximaler Kraft vorantreiben – und auch alle bürokratischen Hindernisse aus dem Weg räumen, die ihn sinnlos verzögern. Sie müsste viel mehr Geld in den Ausbau und die Modernisierung öffentlicher Verkehrsmittel stecken und sie so attraktiv für alle machen. Und sie müsste durch einen viel höheren CO2-Preis klimafreundliches Verhalten belohnen und klimafeindliches Verhalten bestrafen. Es ist doch ein Skandal, dass Urlaubsflüge nach Mallorca billiger sind als Bahnfahrten an die deutsche Ostseeküste. Aber allein kann es die Politik halt auch nicht richten.
S: Sorry, wir schweifen etwas ab, aber wie meinst Du das?
A: Die Politiker wollen ja alle paar Jahre wiedergewählt werden. Es hilft also nichts, wenn die Menschen sie für klimafreundliche Politik abstrafen, weil die natürlich auch massive Veränderungen mit sich bringt. Die Menschen müssen diese Veränderungen schon mittragen – und sie müssen Parteien wählen, die die Klimakrise ernst nehmen und entschlossen bekämpfen. Denn klar ist: Diese Veränderungen sind tausend Mal angenehmer als die katastrophalen Verwüstungen, die auf uns zukommen, wenn die Klimakrise eskaliert.
S: Was hast Du in Deinem Leben wegen der Klimakrise verändert?
A: Meine Frau und ich haben vor acht oder neun Jahren beschlossen, ab sofort auf Flüge zu verzichten. Wir fahren kaum noch Auto und ernähren uns weitgehend vegetarisch. Das Schöne ist: Das ist alles gar nicht schlimm. Die Veränderung macht sogar Spaß.
S: Inwiefern?
A: Im Urlaub gibt’s auch in Deutschland tausend schöne Ecken zu entdecken. Unsere Stadt ist klein genug, dass man locker alle Wege mit dem Rad machen kann – und ein bisschen Bewegung ist ja auch immer nett, um den Kopf freizukriegen. Und vegetarische Gerichte können wirklich richtig lecker sein. Ich finde unser Verhalten aber übrigens kein bisschen heldenhaft. Ich finde es absolut selbstverständlich.
S: Warum?
A: Wir stecken in einer existenzbedrohenden Krise, und unsere Kinder sind von dieser Krise noch viel furchtbarer bedroht als wir. Da ist für mich klar: Ich will alles tun, was in meiner Macht steht, um Leid von unseren Kindern abzuwenden. Ich will ihnen auch in 20 Jahren in die Augen schauen können und mir nicht die Frage anhören müssen: Wenn Ihr damals doch wusstet, was los ist, warum habt Ihr nicht reagiert?
S: Kommen wir nochmal zurück zu Deinem Newsletter. In einem meiner liebsten Artikel von Dir, betitelt mit „Scheiße plus X“ , prangerst Du an, dass viele Medien fast nur noch einseitig negativ berichten. Schreibst Du neuerdings bewusst vermehrt über positive Errungenschaften, um Deinen Leserinnen und Lesern etwas bessere Laune zu machen?
A: Es geht mir nicht um gute Laune. Sondern um einen konstruktiven und wahrhaftigen Blick auf die Welt.
S: Wie meinst Du das?
A: In den Medien habe ich manchmal den Eindruck, alles sei hoffnungslos. Da geht nur um Waldbrände und Zugunglücke, Terroranschläge und Inflation, Corona-Warnungen und Regierungschaos. Die alte Journalistenregel „Only bad news are good news“ sitzt offenbar immer noch tief. Aber die schlechten Nachrichten sind eben nur die halbe Wahrheit. Sie vermitteln eine verzerrte Sicht auf die Welt. Weil es auf der Welt eben auch viel Gutes und Hoffnungsvolles gibt.
S: Du fändest es also besser, das Schlechte zu verschweigen?
A: Nein, gar nicht. Konstruktiv berichten heißt für mich nicht, Probleme zu verschweigen, zu verharmlosen oder schönzureden. Sondern: sie zu benennen – und nach Lösungen zu suchen. Und Schritte aufzuzeigen, die auf dem Weg zu dieser Lösung ganz konkret passieren müssen. Wer hört, dass es Lösungswege gibt, der bekommt Mut, auch wirklich was zu tun. Da sind wir ja schon fast wieder am Anfang – und bei Deiner Frage, wie Du Deine Laufstrecke verändern kannst.
S: Ja, stimmt. Danke nochmal für den Tipp. Ich werde ihn ausprobieren.
A: Viel Erfolg!
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Kurz zum Hintergrund für dieses fragwürdigen Tages …
Die Geschichte des Black Friday ist einleuchtend. In den USA fällt Thanksgiving immer auf einen Donnerstag. Für viele Amerikaner ein wichtiger Feier- und Familientag. Da die meisten sich am Freitag nach dem Truthahn-Gelage einen Urlaubstag nehmen, um ein langes Wochenende zu haben, haben sie Zeit, um erste Weihnachtseinkäufe zu erledigen.
Dies hat der Einzelhandel schon in den 60ern erkannt und fing an, mit Rabatten zu locken. Wenn einer anfängt, … klar wo das hinführt. Zunehmend wurde dieser Tag als Shopping Tag berühmt, an dem man großartige Schnäppchen schlagen kann.
Mit dem Online-Zeitalter schwappte der Tag natürlich in die digitalen Sümpfe über. Dies war dann in den frühen 10ern der Anfang vom Black Friday in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Warum es Black Friday heißt, weiß niemand so recht. Also sparen wir uns hier wilde Theorien.
In 2022 sind Rabatte eigentlich nichts besonderes
Ein Krisenjahr jagt das nächste. Doch während Corona dem Onlinehandel gigantische Umsätze in die Kassen gespült hat, ist das Jahr 2022 mit Krieg, gigantischer Inflation und Energiekrise ein Jahr, in dem die Menschen ihre Taler gern beisammenhalten. Der Handel fällt nach dem Hoch in ein Tief.
Vielleicht ist es Euch schon aufgefallen, dass es das ganze Jahr über schon sehr viele „SALES“ und Rabatte im Onlinehandel gab? Der Sommerschlussverkauf startete früher als sonst. Und irgendwie endete er nie so recht. Alle geben ständig Rabatte. Selbst etablierte Unternehmen mit treuer Kundschaft, wie Hessnatur, sehen sich gezwungen dauerhaft hohe Rabatte zu geben. Auch auf die neuen Kollektionen.
Die Kritikpunkte am Black Friday sind in vielerlei Hinsicht berechtigt:
#1: Unsere Gesellschaft feiert die Kern-Ursache aller Probleme – den Konsum
#2: Viele Käufe finden nicht statt, weil ein Bedarf vorhanden ist, sondern weil die Rabatte uns Konsument*innen so beeinflussen
#3: Viele Unternehmen produzieren viel auf Vorrat, von dem am Ende doch nicht alles verkauft wird und letztlich teilweise im Müll landet
#4: Die Rabatte sind oft nur vermeintlich so attraktiv, denn die Referenzpreise (UVP) werden zum Black Friday oft künstlich erhöht (oder erstmalig genannt)
#5: Hohe Rabattschlachten zerstören die Bereitschaft bei uns Menschen, faire Preise für Produkte zu bezahlen
Ja klar, ökologisch gesehen …
… steht dieser Tag für alles, für das wir Menschen nicht länger stehen sollten: immer mehr, immer billiger, immer schneller.
Das Ziel sollte sein: weniger, zu fairen Preisen, wenn es wirklich gebraucht wird.
Ich denke wir sind uns alles einig, dass letztgenanntes eine Utopie ist und mehr/billiger/schneller auch in Zukunft bei der breiten Masse gut ankommen wird.
Aus diesem Grund ist unserer Meinung auch das Credo von Cradle to Cradle so wichtig:
Wenn wir Leute schon „Schweinereien“ machen (im Hinblick auf unseren Konsum), dann doch aber bitte die richtigen (z.B. Cradle to Cradle zertifizierte Produkte kaufen).
Als runamics haben wir die klare Mission, so viele Sportler*innen wie möglich von ökologisch wertvoller und fair produzierter Sportkleidung zu überzeugen. Dazu gehört, dass wir unsere Produkte verkaufen wollen. Und wenn viele Menschen am Black Friday in Shopping Laune sind, dann sollen sie doch lieber unsere Kleidung kaufen, als fragwürdige konventionelle Sportsachen.
Ernsthaft???
Ein überheblicher Fussball-Trainer von einem der erfolgreichsten Clubs der Welt und einer seiner Spieler machen sich bei einer Presse-Konferenz über den Klimawandel lustig.
Die Rede ist von Christophe Galtier und dem Weltstar Kylian Mbappé von PSG Paris.
Gerade Paris, eigentlich eine absolute Vorzeige-Stadt in Sachen Nachhaltigkeit im Sport.
Ein Journalist fragt, warum die Mannschaft eine kurze Strecke innerhalb Frankreichs mit Qatar Airways zurückgelegt habe, anstatt sich 2 Stunden in den Schnellzug zu setzen.
Die Frage kam auf, weil der Verein nach einem Fussballspiel bei Twitter ein Bild der Spieler im Jet postete, mit dem Text: "Von Nantes nach Paris mit Qatar Airways".
Daraufhin bot der Chef der französischen Bahn öffentlich an, die Schnellzüge gemeinsam so zu planen, dass die Mannschaft individuell mit dem Zug zu ihren Spielen reisen kann. Man habe schließlich gemeinsam eine große Herausforderung vor sich (den Klimawandel).
Mbappé fängt nach der Frage des Journalisten wie ein pubertierender Schuljunge an zu lachen, schaut unsicher zu seinem Coach rüber. Dieser lacht arrogant und sagt: er kläre mit der verantwortlichen Reiseagentur, ob sie nicht beim nächsten Spiel den Strandsegler nehmen können.
Endend mit einem "Voilà".
Der Blick von Mbappé wirkt nach dem letzten Wort seines Trainers dann doch etwas erschrocken. Vielleicht hat er in dem Moment schon geahnt, dass das jetzt nach hinten losgeht.
Mbappé äußert sich gar nicht dazu in der Öffentlichkeit. Sein Management hat ihm wahrscheinlich davon abgeraten. Wahrscheinlich auch besser so. Was will man erwarten.
Der Trainer sucht Ausreden. Konsequenzen gibt es natürlich keine.
Oder doch? Vielleicht wird ja jetzt die Person gefeuert, die das Bild vom Flug bei Twitter postete.
Vielleicht wird Galtier ja auch von einem UEFA Boss bei der WM in Katar mal darauf angesprochen.
Im klimatisierten Fussball-Stadion.
Das unter absolut menschenwürdigen Bedingungen gebaut wurde (hust hust).
In der Wüste.
Wo kein Fussball-Fan der Welt mit dem Zug hinkommt.
Vielleicht hilft dieser Irrsinn der Debatte ja sogar?
Hoffentlich!
Bildquelle: Thibault Camus / AP / Spiegel Sport
Wenn man sich viel mit der Ökologie von Textilien und dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt, gibt es natürlich auch mal unterschiedliche Ansichten zwischen Parteien.
So einen "Konflikt" hatten wir gerade mit einem Online-Marktplatz. Dieser hat sich vor längerer Zeit dazu entschieden, bestimmte Materialien nicht mehr auf der Plattform zuzulassen. Dies ist total in unserem Sinne und wünschenswert. Jedoch sollten diese Entscheidungen gut durchdacht sein.
In diesem Fall hieß es, dass sie kein Polyester mehr anbieten wollen, bzw. keine Textilien, die mehr als 30% Polyester im Faseranteil haben. Lediglich recyceltes Polyester und pflanzenbasierte Kunststoffe (biobased) werden noch zugelassen. Begründet wird die Entscheidung damit, dass Polyester beim Waschen schädliches Mikroplastik freisetzt und dass sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, Erdöl-basierte Produkte zu verkaufen.
Leider ist es nicht so schwarz-weiß und wir lieferten entsprechende Argumente, um sie vielleicht doch zu einem Umdenken zu bringen. Let´s see ... Falls Du Lust auf ein paar Insights aus der Materialkunde hast, lies hier gerne weiter ⬇
Kleine Seitennotiz zum Thema "Bio-based":
Dass Produkte, die als "bio-based" bezeichnet werden, ohne fossile Grundstoffe wie Erdöl auskommen, ist aktuell noch eher ein Märchen. Es gibt kaum bzw. keine Textilien, die aus reinen bio-basierten Kunststoffen gefertigt sind. Firmen dürfen "bio-based" draufschreiben, auch wenn dies nur zu einem Teil stimmt. Für die Produktion von Polyester wird z.B. Terephthalsäure benötigt, die ebenfalls aus Erdöl gewonnen wird.
Was heißt das? Aktuell besteht bio-based PET meist zu knapp 30% aus biobasierten Materialien. Unser Cradle to Cradle zertifiziertes Polyester besteht ebenfalls zu 25% aus biobasierten Grundstoffen, wir würden das Material deswegen aber nicht als biobasiert bezeichnen. Coca Cola wird hoffentlich dieses Jahr den Durchbruch schaffen und eine rein biobasierte PET Lösung auf den Massenmarkt bringen (Link).
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Eins steht fest: genau solche Diskussionen und Auseinandersetzungen sind gut für den Fortschritt. Nur so beschäftigen sich alle Beteiligten mit den Vor- und Nachteilen von Dingen und können in Zukunft bessere Entscheidungen treffen. Auch wir haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, machen mit großer Garantie nicht alles richtig und bleiben stets offen für Veränderungen.
Seit Anfang 2022 kämpfen wir mit einer „angespannten” Marktlage. Sowohl auf der Angebots- als auch der Nachfrageseite ist es schwieriger geworden, wie in so vielen Branchen aktuell.
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Doch als Läufer*innen wissen wir, dass man auch bei Unwetter weiterlaufen muss. Wir wollen runamics als erste Cradle to Cradle Sportmarke auf ein neues Level heben ...
… größer denken
… neue, wichtige Produkte konzipieren
… neue Zielgruppen ansprechen
... mehr Sportler*innen von gesunder und umweltsicherer Sportkleidung überzeugen
… und vor allem: unsere wertvollen Learnings der ersten 2 Lehrjahre umsetzen.
Um unsere Ideen umzusetzen, suchen wir gleichgesinnte Partner*innen, die uns mit Know-How und Kapital auf unserer weiteren Reise begleiten wollen.
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Vielleicht gibt es Menschen oder Firmen in Deinem Netzwerk, bei denen Du Dir eine solche Partnerschaft gut vorstellen kannst? Über einen Connect würden wir uns sehr freuen.
Nicht immer läuft es wie man es sich wünscht. Schon seit Monaten arbeiten wir gemeinsam mit Partnern daran, einen reinen Jersey-Stoff für T-Shirts aus dem Cradle to Cradle zertifizierten, biologisch kreislauffähigem Polyester zu entwickeln. Während der erste Prototyp noch viel zu schwer war, hat der zweite schon weit mehr überzeugt aber er war immer noch nicht perfekt.
Nun gab es einen technischen Schaden in der Produktionsanlage, sodass wir umplanen müssen. Das wirft uns wieder einige Monate zurück. Dennoch werden wir dranbleiben, um unserer Kreislaufmission wieder einen Schritt näher zu kommen. Das wäre ein sehr wichtiger Meilenstein.
Wir halten Euch hier auf dem Laufenden.
Endlich starten die Laufevents wieder und wir freuen uns nach der ewig andauernden Corona-Pause bei unserem ersten Halbmarathon als Marke dabei zu sein.
Am 30.04. sind wir beim Halbmarathon im schönen Ingolstadt am Start. Neben dem Klassiker über die halbe Marathon-Distanz könnt ihr Euch hier auch für die 2er Staffel, Schülerstaffel oder Firmenstaffel anmelden. Für die Jüngsten gibt es einen Mini-Lauf über 500 oder 1000 Meter.
Wer Lust hat, kann sich bei der Registrierung ein runamics Outfit mit dem Ingolstadt Logo sichern. Wir werden mit einem kleinen Stand vor Ort sein und über nachhaltige Sportkleidung aufklären. Vielleicht sehen wir uns?
>> Hier geht´s zur Anmeldung <<
Unser gesamtes Team hört beim Laufen und anderen Workouts Musik. Jeder hat einen anderen Musikgeschmack. Als wir uns darüber unterhalten haben wurde uns aber auch schnell klar, dass die gewählte Musik oft entweder von der aktuellen Stimmung oder auch der Art des Workouts abhängt.
Wenn mal wieder gerade alles so richtig sch**** ist, hört man andere Musik, als wenn man bei bester Laune ist. Und ein schneller Lauf braucht andere Musik, als ein Langlauf am Sonntag.
Für vier verschiedene Musikrichtungen bzw. Stimmungen haben wir Spotify Playlists zusammengestellt. Vielleicht ist ja auch etwas für Dich dabei:
1. Rap Gods (Hip Hop)
2. Hardcore Heads (Hardcore Metal)
3. Broken Hearts & Lonely Souls (Folk und Herzschmerz)
4. Rolling Beats (Elektro)
An alle die einen Halbmarathon unter 2 Stunden laufen wollen:
Alle Playlists gehen genau 1 Stunde und 58 Minuten. Playlist zu Ende + Lauf zu Ende = Geschafft!
Wir sind immer stolz wie Bolle, wenn wir Menschen in runamics Kleidung treffen. Henning hatte vor Kurzem das Vergnügen den Rapper Disarstar aus Hamburg beim Interview mit der Runners World zu begleiten. Er macht nicht nur gute Mucke, sondern hat auch einen ziemlich guten Geschmack was sein Running Outfit angeht ;-)
Übers Laufen redet Disarstar mit der Runners World in diesem Interview.
Während ich das hier schreibe höre ich Disarstar. Kritisch, korrekt, eloquent. Wer Hip Hop mag, wird ihn lieben --> hier reinhören!
Diese Woche hatte ich das Glück Prof. Dr. Braungart zu begegnen und einem seiner Vorträge zuzuhören. Herr Braungart hat das Cradle to Cradle Konzept entwickelt und ist ein international angesehener Wissenschaftler. Hier sind zwei spannende Impulse zum allgemeinen Thema Nachhaltigkeit, die ich durch den Vortrag mitgenommen habe:
1) Selbst wenn wir als Gesellschaft in die Nähe des 1,5 Grad Ziels kommen, haben wir damit ja nicht die Probleme beseitigt. Wir verlangsamen die Erderwärmung einfach nur. Es braucht völlig neue Ansätze anstatt dem lediglichen Versuch, bei allem nur weniger schlecht zu sein.
2) In der ganzen Debatte um das Thema Nachhaltigkeit wird uns Menschen suggeriert, wir seien schlecht und dass die Welt eigentlich besser ohne uns auskommen würde. Oder in den Worten vieler Fridays for Future Plakate: "We want you to panic". Dieses negative Menschenbild erscheint wenig förderlich. Oder kann es sogar gefährlich sein? Vielleicht muss man die Debatte wieder mehr ins Positive lenken und die Chancen von Veränderungen aufzeigen.
Liebe Mari, stell dich unseren Leser*innen doch bitte einmal kurz vor, was Du so treibst und wie Du dazu gekommen bist.
Hallo, mein Name ist Mareike Dottschadis, aber die meisten nennen mich einfach „Mari“. Seit etwas mehr als 2 Jahren arbeite ich als Sportpsychologin, u.a. am Olympiastützpunkt Brandenburg, aber auch als Freiberuflerin. Vorher war ich in einigen anderen Berufsfeldern aktiv, die sich nicht nach einem linearen Weg in die Sportpsychologie anhören, aber für meine heutige Tätigkeit super nützlich sind.
Eigentlich wollte ich, seit ich 9 Jahre alt war, Schriftstellerin werden und habe 12 Jahre lang an Wettbewerben, Schreibwerkstätten und Lesungen teilgenommen. Dann habe ich meine Liebe zum Theater entdeckt und ein paar Regiehospitanzen am Deutschen Theater und der Berliner Schaubühne gemacht, war mir bald aber sicher, dass mein beruflicher Weg weder ins Theater, noch an den Schreibtisch führt.
Also habe ich mich für einen Kombibachelor in Sportwissenschaften und Europäischer Ethnologie an der Humboldt Uni hier in Berlin entschieden. Schon da habe gemerkt, dass mich die psychische Komponente im Leistungssport am meisten fasziniert. Ich war damals studentische Mitarbeiterin in der sportmedizinischen Ambulanz der Charité und habe Leistungsdiagnostiken durchführt und ich fand es super spannend, wie sich Hochleistungssportler:innen unter Anstrengung, Druck und Schmerz motivieren können, im Vergleich zu Freizeitsportler*innen.
Nach dem Bachelor wechselte ich an die Business School Berlin, um einen Master of Science in Sportpsychologie zu absolvieren. Später kam dann noch eine Ausbildung zum systemischem Coach hinzu.
Auch sportlich war mein Weg alles andere als geradlinig und geplant, ich komme auch nicht aus dem Leistungssport. Früher habe ich mal Ballett gemacht und dann über 10 Jahre voltigiert (Akrobatik auf Pferden). Ich witzele manchmal rum, dass das Laufen mich gefunden hat, weil ich eher aus Versehen zum Laufen gekommen bin.
Ich lief damals für eine Wette einen Marathon quasi ohne Vorbereitung – ich war damals vielleicht mal 7km am Stück gelaufen – und bin dabei darüber gestolpert, wie cool es ist, sich mit vielen anderen Menschen beim Laufen an die eigene Grenze zu bringen.
Das Laufen hat meinen beruflichen Weg seitdem beeinflusst und gelenkt. Ohne den Sport wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin und das empfinde ich wirklich als Geschenk. Seit 2017 arbeite ich als Lauftrainerin und als sportpsychologische Expertin und helfe Sportler*innen, ihre „Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen“, wie wir so schön im systemischen Coaching sagen.
Mit welchen Menschen kommst Du zusammen, sind es eher Leistungssportler*innen, die versuchen das letzte Quentchen in der Psychologie zu optimieren oder auch Freizeitläufer*innen, die sich etwas durch das Laufen erhoffen?
Auf Grund meines beruflichen Umfeldes am Olympiastützpunkt sind das in erster Linie Hochleistungssportler*innen. Ich habe immer noch das Gefühl, dass es auch im Hochleistungssport teilweise noch Überwindung kostet, mit einer Sportpsychologin oder einem Sportpsychologen zusammenzuarbeiten.
Dabei kann der Kopf auf dem höchsten Niveau auch am Ende alles entscheiden, wenn es um wenige Prozent Leistungsunterschied geht. Die meisten Profis und auch Freizeitsportler*innen versuchen, ihre Leistung auch über andere Bereiche wie Ernährung und Regenerationsmanagement positiv zu beeinflussen.
Ich würde mir wünschen, dass Sportpsychologie – wo nötig und sinnvoll - ähnlich selbstverständlich integriert wird, wie eine Ernährungsberatung oder Physiotherapie. Das ist in vielen Situationen auch schon der Fall und es hat sich nach meinem Empfinden in den letzten Jahren auch viel getan. Gleichzeitig habe ich immer noch den Eindruck, dass das Wort „Psyche“ in vielen Sportler*innen eher ein mulmiges Gefühl auslöst – sicher auch in vielen anderen Menschen in unserer Gesellschaft.
Und ich erlebe auch immer noch viele Situationen, in denen psychische Probleme, Zweifel oder Ängste als Schwäche wahrgenommen werden. Viele Leistungssportler*innen beißen sich da lieber durch nach dem Motto „einfach mehr trainieren, noch härter zu sich selbst sein, durchbeißen“. Das ist aber nicht die Lösung, sondern oft Teil des Problems, z.B. wenn ohnehin schon ein Erschöpfungszustand vorliegt, wegen dem die Leistung nicht mehr erbracht wird.
„Go hard or go home“, das ist eins dieser gefeierten Narrative v.a. bei uns im Laufsport und es mag inspirierend und romantisch klingen, aber wer immer Vollgas gibt und sich nicht die Zeit gönnt, mental, körperlich und sozial zu regenerieren, der trainiert sich irgendwann in ein Loch der Erschöpfung.
Wahrscheinlich hatte sich Deine Arbeit durch die Corona Pandemie stark verändert, oder?
Ja, sehr, vor allem im ersten Jahr. Für mich beruflich hieß das, dass Coachings monatelang fast nur online stattfinden konnten, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Als Sportpsycholog*innen mit vielen Klient*innen waren wir ja quasi „Superspreader“. Aber auch die Gesamtsituation war eine echte Herausforderung.
Es ist für uns alle schwierig, wenn unsere Alltagsstruktur plötzlich unterbrochen wird. Bei Sportler*innen war das auch der Fall: geschlossene Sportstätten, Restriktionen im Trainingsablauf, abgesagte Wettkämpfe, egal ob national oder international, die Sorge um die unbekannten Langzeitfolgen der Erkrankung und vor allem die ständige, nicht endende Unsicherheit, wann man endlich wieder normal planen kann.
Normalerweise ist ein Alltag im Hochleistungssport ja strikt durchgetaktet und geplant. Belastungs- und Erholungsphasen wechseln sich ab, Trainingslager werden strategisch gewählt, die zeitliche Planung richtet sich an den Saisonhöhepunkten aus. Diese Ziele sind auch notwendig, um eine mentale Spannungskurve aufzubauen, um Disziplin und Motivation aufrecht zu erhalten. Plötzlich war vieles davon nicht mehr möglich. Das mündete dann in der Verschiebung der Olympischen Spiele 2020.
Für Diejenigen, die sich auf Olympia vorbereiteten, fühlte sich das vermutlich an wie ein Zug, der aus voller Fahrt eine Notbremsung hinlegen muss. Und mit einem so plötzlichen Stillstand klarzukommen ist schwer, wenn man gewohnt ist, in Bewegung zu sein.
Dazu kam bei vielen auch finanzielle Unsicherheit. In 2020 liefen einige Ausrüsterverträge aus. Durch fehlende Wettkämpfe konnten teilweise aber nicht die üblichen Leistungsnachweise erbracht werden und dadurch baut sich natürlich Druck auf, vor allem, wenn die Saison davor nicht besonders erfolgreich war. In den meisten Sportarten, über die wir hier sprechen, ist der Sport ein großer Teil des Einkommens und mit fehlenden Wettkämpfen stieg auch die Angst, davor, dass Sponsoren abspringen könnten.
Und dann war da natürlich die große Unsicherheit rund um COVID-19 als Erkrankung. Welche Auswirkung eine Coviderkrankung mit sich bringen kann, ist jetzt (natürlich) immer noch nicht ausreichend erforscht und inzwischen sind ja auch Beispiele von Sportler*innen bekannt, die nach einer Erkrankung nicht mehr an alte Leistungen anknüpfen konnten und ihre Karriere beenden mussten.
Uns interessiert aktuell insbesondere die heilende Wirkung des Laufens auf die Psyche des Menschen, wie sind Deine Erfahrungen, sowohl persönlich als auch mit den Menschen, mit denen Du arbeitest?
Ich glaube, es ist sinnvoll, dabei zwischen Laufen als Freizeitsport und Laufen als Leistungssport zu unterscheiden. Viele Studien belegen inzwischen die positive Wirkung von regelmäßigem Lauftraining auf die körperliche und mentale Gesundheit. Das ist glaube ich auch den meisten bekannt.
Je mehr jemand läuft, desto mehr positive Effekte sind auch zu erwarten. Allerdings verläuft dieses Verhältnis nicht linear, ab einem bestimmten Punkt kann noch mehr Lauftraining der körperlichen und mentalen Gesundheit auch schaden. Und in diesem Bereich bewegen sich Hochleistungssportler*innen teilweise auch.
Meine körperlichen und mentalen Grenzen zu verschieben, erfordert eben, Risiken einzugehen und mit Risiken steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Belastung mal zu hoch ist und eine Verletzung entsteht oder eine Einschränkung der mentalen Gesundheit die Folge ist. Das ist Teil vom Leistungssport.
Laufsport selbst hat unter anderem antidepressive Effekte. Wir wissen allerdings, dass bei Leistungssportler*innen, die länger verletzt sind, die Wahrscheinlichkeit für eine Depression steigen kann. Oder dass bei längeren Phasen mit hoher Trainingsbelastung das Risiko für ein Übertraining steigt, das auch mit depressiven Symptomen einhergehen kann.
Laut Studien treten psychische Erkrankungen im Leistungssport allerdings genauso häufig auf wie in der Gesamtgesellschaft. Als Sportpsychologin darf ich Sportler*innen mit psychischen Erkrankungen übrigens auch gar nicht betreuen – ich vermittle in solchen Fällen dann immer an unsere psychotherapeutischen Anlaufstellen.
Außerdem kommt im Leistungssport der Umgang mit Druck und Stress hinzu, der durch den Leistungsvergleich entstehen kann. Auch ambitionierte Freizeitläufer*innen haben teilweise so viel Angst vor Rennen, dass es ihnen dadurch richtig schlecht geht. Mit dieser Herausforderung haben manche Profi’s auch zu tun, denn der Umgang mit Stresssituationen ist super individuell und hat viel mit den Erfahrungen zu tun, die wir gemacht haben.
Als Sportpsycholog*innen haben wir in solchen Fällen viele potenzielle Herangehensweisen – je nachdem was der Sportlerin oder dem Sportler gerade hilft. Das können Vorstellungstechniken sein, emotionsregulierende Techniken, wie z.B. Entspannungstechniken, oder auch eine veränderte Zielsetzung mit kleineren sich langsam steigernden Zielen und einem stärkeren Fokus auf das „Wie“, anstelle dem „Was“: „wie möchte ich den Wettkampf laufen?“, anstelle von „was kann ich in dem Wettkampf erreichen?“.
Wer sonst könnte Deiner Meinung nach einen Beitrag leisten, um diesen wichtigen Aspekt in Deutschland mehr zu fördern? Politik? Krankenkassen? Verbände?
Ich finde, es wird schon viel getan, um die Aufmerksamkeit für psychische Erkrankungen und ein eingeschränktes mentales Wohlbefinden zu steigern. Dazu hat sicher auch die COVID-19-Pandemie beigetragen. Rund um die Olympischen Spiele 2020 im letzten Jahr und auch davor haben sich zum Beispiel viele Athlet*innen öffentlich zu dem Thema geäußert und ihre eigene Geschichte erzählt.
Gleichzeitig finde ich nicht, dass wir es selbstverständlich von Hochleistungsportler*innen erwarten dürfen, öffentlich darüber zu sprechen, wenn es ihnen mental nicht gut geht. Es wäre nicht fair, sie die Hauptverantwortung dafür schultern zu lassen, dass sich die (Sport-)Gesellschaft mehr Gedanken über mentale Gesundheit macht.
Es braucht dazu vermutlich viel mehr Akteure, die sich in vielen unterschiedlichen Rollen und damit auch Einflussbereichen befinden. Ich finde die Initiative von Athleten Deutschland e.V. – einer unabhängigen Interessenvertretung von Bundeskaderathlet*innen in Deutschland – super, das sogenannte „Zentrum für Safe Sport“ zu gründen.
Hierhin können sich Leistungssportler*innen wenden, die psychische, physische oder sexualisierte Gewalt im Sport erlebt haben: LINK
Eine weitere tolle Initiative ist auch Athletes in Mind. Auf dieser Website werden von Kolleg*innen Ressourcen rund um die mentale Gesunderhaltung im Sport zusammengetragen – Informationen, Kontakte, Beispiele aus dem Sport und Anregungen zur Leistungsverbesserung und Gesunderhaltung.
Ich denke, je mehr Initiativen dieser Art es gibt und je offener über das Thema mentale Gesundheit gesprochen wird, desto mehr erlauben wir es uns selbst auch, nicht nur ehrlich mit uns umzugehen, sondern auch Hilfe anzunehmen, wenn wir sie brauchen.
Vielen Dank für den Einblick in Deine Welt, Mari.
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Viele Läufer*innen sind auf der Suche nach einem umweltfreundlichen Laufschuh. Du auch? Die gute Nachricht vorweg: es passiert extrem viel und wir können in diesem Jahrzehnt wohl eine weitgehend “zu Ende” gedachte Lösung erwarten. Mit “zu Ende gedacht” meinen wir einen Laufschuh, welcher der Umwelt keinen Schaden zufügt, vielleicht sogar ganz im Gegenteil einen Nutzen bringt.
In diesem Blogpost möchten wir Dir einen Überblick geben, was aktuell schon geht und was in 2023 kommt. Doch zunächst zu den eigentlichen Problemen.
Wenn in 2020 bei Sotheby's ein ungetragener Nike Laufschuh für 437.000 USD versteigert wird, ist dies sicherlich ein Beleg dafür, dass Laufschuhe eine gewisse Bedeutung erlangt haben. In den USA werden jährlich knapp 13 Mrd. USD für Sportschuhe ausgegeben, in China rund 10, UK 3. und in Deutschland ca. 2 Mrd. USD. Weltweit sollen es in 2020 ca. 51 Mrd. USD sein (Quelle: Statista).
Rechnen wir mal mit einem Durchschnittspreis von 100 EUR pro Paar, geben wir also zusammen ungefähr 510 Mrd. USD pro Jahr für Sportschuhe aus. Natürlich sind das nicht alles Laufschuhe. Aber ein beträchtlicher Teil davon sind es eben, lt. Runners World ca. 40% und damit ca. 200 Mio. Paar Laufschuhe.
Die meisten sind sich auch einig darüber, dass wir einzelnen Läufer sicherlich zu viele Paare kaufen, die wir vielleicht eigentlich gar nicht brauchen. 8 aktive Paar Laufschuhe machen vielleicht für Läufer Sinn, die athletische Ambitionen verfolgen, aber nicht für den Gelegenheitsläufer, der 2-3 Mal die Woche für je 10 km auf die Straße geht.
Die Menge der verkauften Paare wäre ja gar nicht das Problem, wenn diese nicht aus so schädlichen Materialien gefertigt wären.
Die Mittelsohle ist i.d.R. aus einem TPU (Thermoplastisches Polyurethan) oder EVA Schaum (Ethylenvinylacetat) gefertigt. Die Schäume werden häufig chemisch z.B. mit Stickstoff oder Kohlendioxid angereichert, um den funktionalen Nutzen zu verbessern. Gelegentlich werden andere Materialien in die Sohle eingearbeitet, wie z.B. das extrem leichte aber sehr robuste Verbundmaterial Carbon. Ein Kunststoff, in welchen Kohlenstofffasern eingearbeitet werden.
Die Lasche, also der Oberschuh, welcher den Fuß umgibt, ist meistens aus verschiedenen Chemiefasern wie Polyester und Polyamid gefertigt. In der Polyesterherstellung kommen meist bedenkliche Katalysatoren zum Einsatz, z.B. das nicht ganz so gesunde Schwermetall Antimon. Die Untersohle aus einem synthetischen Gummi oder ebenfalls EVA. Weitere Komponenten wie Schnürsenkel, Fersenkappe, innenliegende Sohlenelemente, Einlegesohlen sind ebenfalls aus verschiedensten Kunststoffen gefertigt.
All das muss irgendwie miteinander verbunden werden. Hier kommen verschiedene Klebstoffe zur Anwendung, insbesondere um die Sohlenbestandteile zusammenzuhalten, sodass diese der großen Belastung beim Laufen standhalten.
Und natürlich müssen die Materialien auch noch gefärbt werden, damit der Schuh gut aussieht. Im Färbeprozess von Fasern und Kunststoffen variieren die Mengen krebserregender und gefährlicher Substanzen (z.B. Schwermetalle) abhängig von den gewünschten Farben.
Die Arbeit mit den o.g. Materialien ist nicht ganz ungefährlich, insbesondere mit den Klebstoffen und den davon abgehenden Dämpfen. Die großen Marken und ihre Partnerbetriebe haben in den letzten Jahren jedoch viel getan, um die Arbeitssicherheit bei der Herstellung in vielen Fabriken rund um den Globus zu verbessern. Schutzkleidung und gute Belüftungssysteme sorgen dafür, dass die Menschen nicht krank werden. Das ist sicherlich ein guter Fortschritt.
ABER: ist dies nicht paradox? Die Menschen, die diese Schuhe herstellen, müssen vor den giftigen Materialien geschützt werden die in den Schuhen verarbeitet werden. Beim Tragen gelangen die giftigen Substanzen vielleicht nicht auf direktem Wege nach außen, um den Träger zu schädigen (auch hier gehen die Meinungen auseinander).
Doch wenn all diese Substanzen am Ende auf einer Mülldeponie landen, werden sie der Natur überlassen. Tiere und Mikroorganismen können mit diesem Stück Müll und seinen giftigen Nebenprodukten über die Jahrhunderte hinweg nicht viel anfangen, außer vielleicht daran zu erkranken oder zu sterben. Von TPU sagt man sogar, es zersetzt sich erst in ca. 1.000 Jahren vollständig (Quelle: Utopia.de).
Ja, in Deutschland und einigen anderen Ländern sind Mülldeponien im klassischen Sinne nicht mehr erlaubt, in vielen anderen aber eben doch.
Dass ein Großteil der alten Sneaker und Sportschuhe meist in osteuropäische Länder oder nach Afrika exportiert werden, wurde im Recherche-Projekt "Sneakerjagd" von Flip/NDR/Zeit wunderbar aufgezeigt. Mit Trackern versehen wurden die alten Sportschuhe rund um den Globus verfolgt. In Afrika werden die Schuhe ggf. zunächst nochmal getragen, im Anschluss daran landen sie auf legalen oder illegalen Mülldeponien. In Osteuropa ebenso.
Bei uns landen die Schuhe meist im Restmüll und damit in der Verbrennung. Natürlich wurden die Substanzen nicht für eine Verbrennung entwickelt. Es entstehen giftige Gase und Residuen, die teilweise in der Asche verbleiben (die übrigens häufig als Sondermüll irgendwo endgelagert werden muss oder als Schlacke in unseren Straßenbelegen verarbeitet wird).
An Recycling eines modernen Laufschuhs mit so vielen verschiedenen Verbundstoffen und Materialien ist im übrigen nicht zu denken.
Wenn wir mit unserem Auto durch die Gegend fahren, nutzen die Reifen ab. Jeder Autobesitzer muss die Profilstärke seiner Reifen im Blick haben und die Reifen, abhängig vom Fahraufkommen und Fahrverhalten, regelmäßig wechseln. Doch wo ist das Profil geblieben? Klar, der feine Reifenabrieb bleibt auf der Straße und der Regen spült es an den Straßenrand und damit häufig in den Boden. Oder der Wind pustet die feinen Plastikpartikel durch die Luft. Pro Deutschem sind dies im Jahr durchschnittlich 1.000 g Reifenabrieb (Quelle: Fraunhofer Institute, Umsicht Studie).
Beim Schuh verhält es sich nicht anders. Der Durchschnittsdeutsche lässt jährlich ca. 109 Gramm Sohlenabrieb auf den Fußwegen. Ein aktiver Läufer dementsprechend mehr. Beobachte doch mal, wie wenig Profil Dein Laufschuh noch hat, wenn Du ihn entsorgst. Teilweise ist auch der TPU oder EVA Schaum porös geworden.
Zudem gibt es neben dem mechanischen Abrieb der Sohle auf der Straße auch den Materialbruch und Abrieb bei den Fasern im Oberschuh. Durch dieses in der Fachsprache bezeichnete "Dryshedding" gelangt weiteres Mikroplastik durch die Luft in die Umwelt.
Der einzelne Läufer mag sagen, die paar Gramm sind doch egal.
Nö.
Lass uns weltweit doch mal spaßeshalber mit den oben erwähnten 200 Millionen Paar Laufschuhen pro Jahr rechnen und pessimistisch annehmen, dass jedes Paar Laufschuhe im Jahr 5 Gramm seines Materials auf der Straße lässt (häufig zählt die Untersohle aus synthetischem Gummi zum schwereren Teil des Schuhs). Das wären mal schlappe 1.000 Tonnen Mikroplastikabrieb im Jahr, die in der Umwelt landen. Zum Verhältnis: ein Mittelklasse-PKW wiegt ca. 1,3 Tonnen.
Kein Zweifel, die bisher verwendeten Materialien eignen sich perfekt für Laufschuhe. Sie sorgen dafür, dass man Laufschuhe entwickeln kann, die extrem belastbar und vielfältig gestaltbar sind. Zudem sind sie bedeutend leichter als der Fuß selbst. Moderne Laufschuhe haben ein Gewicht von 200 - 400 Gramm. Das ist nicht viel und bedeutet, dass der Sportler nicht viel zusätzliches Gewicht “mitschleppen” muss.
Die Frage ist aber doch, kann man keine Schuhe designen, die umweltfreundlich sind?
Die Antwort ist ja, man kann sie entwickeln. Viele Unternehmen sind dabei, sich dem Problem durch verschiedene Ansätze zu nähern. Keiner der Ansätze ist bislang als finale Lösung zu sehen, eher als erste Schritte in die richtige Richtung.
Im folgenden möchten wir Euch vier Ansätze vorstellen, die aktuell von Laufschuhherstellern verfolgt werden. Bewusst gehen wir nicht auf vegane Laufschuhe ein, denn das hat zunächst nichts mit Umweltfreundlichkeit per se zu tun. Ein giftiger Plastikschuh kann vegan sein. Dadurch hätte man folglich nicht viel gewonnen.
Wie in vielen anderen Industrien auch haben Hersteller unterschiedliche Ansätze, um sich dem Thema zu nähern. Im Grunde kann man hier zwischen den folgenden Ansätzen unterscheiden:
Ansatz 1: Recyceltes Material verarbeiten
Ansatz 2: Langlebigkeit bzw. Nutzungsdauer erhöhen
Ansatz 3: Regenerative, biologisch abbaubare Materialien einsetzen
Ansatz 4: Kreislauffähige Schuhe entwickeln
“Recycelte” Materialien zu verwenden scheint der wohl älteste und am weitesten verbreitete Ansatz zu sein. Die meisten Hersteller sind in diesem Bereich aktiv. Gemeint ist, dass man Plastikabfälle nimmt und diese wieder zu Material für neue Produkte verwendet. Diese Abfälle haben eine unterschiedliche Herkunft. Es kann sich um Produktionsabfälle handeln, z.B. Verschnitt von Stoffen oder Sohlenmaterial (sogenannter “Pre-Consumer Waste”) oder Konsumabfälle, z.B. alte PET Flaschen (sogenannter “Post-Consumer Waste”)
Fast alle Lauschuh-Hersteller arbeiten mittlerweile auch mit recycelten Kunststoffen. Anbei zeigen wir Euch ein paar Beispiele von Laufschuhen, die sich diesem Ansatz bedienen.
Nike ist engagiert in Sachen Verwertung von Produktionsabfällen und auch in der Verwendung von rPET, also recyceltem Polyesters aus alten PET Flaschen.
Flyknit ist die Stricktechnologie für die Oberschuhe, also der Teil, der den Fuß von oben und der Seite umschließt. Bezogen auf das Gewicht des Schuhs stellt dieser Teil einen eher geringen Anteil des Gesamtgewichts dar. Das Flyknit soll aus alten PET Flaschen bestehen, pro Schuh mit einem Flyknit Oberschuh werden ca. 6-7 PET Flaschen verwendet. Bislang (2020) hat Nike über 4 Millarden alte PET Flaschen um die Welt geschifft und zu neuen Plastikprodukten verarbeitet (https://purpose.nike.com/waste). Jährlich werden >1 Milliarde Flaschen verwertet, heißt es auf der Website, die aus Gewässern und Deponien geholt werden. Wir bezweifeln, dass die Flaschen wirklich aus Gewässern kommen. Dieser Mythos wurde nun schon häufig als falsch dargestellt, denn die Qualität von Plastik aus den Ozeanen ist meist nicht ausreichend, um daraus neue Produkte zu machen.
Im Non-Running Segment gibt es weitere Modelle, bei denen wiederum bis zu 50% Produktionsabfälle untergebracht werden. Im Space Hippie Sneaker wird in der Mittelsohle z.B. geschredderter Zoom-X Schaum verklebt und eingearbeitet, auf dem auch Eliud Kipchoge seinen <2 Stunden Rekord gelaufen hat.
Als umweltfreundlich oder bedeutend nachhaltig können diese Schuhe, bei denen der Oberschuh aus recyceltem PET gefertigt ist, in unseren Augen jedoch noch nicht bezeichnet werden. Denn schließlich landen auch die Schuhe meist wieder irgendwo auf der Deponie und daraus kann man nach heutigem Stand noch keinen neuen Schuh machen. Man nimmt also Plastikflaschen aus der Umwelt, macht daraus einen Schuh, der später wieder dort landet. Das Problem wurde damit also nur verlagert.
Die Angaben auf der Website sind etwas wiedersprüchlich. Bei einem Produktfilter zum sortieren der Schuhe im Onlineshop heißt es, die angezeigten Produkte seien aus mind. 50% nachhaltiger Materialien gefertigt. Auf der Produktseite selbst sind es dann nur noch 20%.
Mit Gewissheit wird Nike jedoch beträchtliche Ressourcen investieren, um weiter an ihrer Zero-Waste Mission zu feilen. Sollten sie auch. Wir sind gespannt.
Mit “Weil uns die Umwelt am Herzen liegt” wirbt Adidas für seine Primeblue Produkte. Primeblue ist ein Polyestergarn, dass zu mindestens 50% aus altem Ozeanplastik hergestellt wird (gesammelt in Kooperation mit Parley). Der Oberschuh des Ultraboost 20 wird zu einem Teil mit dem Primeblue-Garn hergestellt.
In der Produktbeschreibung steht “wurde mit Primeblue” hergestellt, von daher ist nicht zu 100% klar, um welchen Anteil am Gesamtgewicht es sich genau handelt (im Vergleich dazu macht Nike Angaben zum Gesamtanteil recycelter Materialien). Auf das Gesamtbild betrachtet ist es jedoch beachtlich, welche Mengen Ozeanmüll Adidas mit Parley bereits gesammelt hat. Mit bislang knapp 7.000 Tonnen Müll wurde bereits einiges von Stränden entfernt. Ein Teil davon kann in 2021 in ca. 17 Mio. Paaren Sportschuhen Verwendung finden. Das erscheint zunächst beeindruckend.
Leider fällt gerade ein dunkler Schatten auf die Primeblue Produkte. Das Journalisten-Kollektiv Flip brachte gerade im Rahmen einer Investigativ-Recherche zum Fussballtrikot der deutschen Nationalmannschaft ans Tageslicht, dass viele Behauptungen des Konzerns falsch waren. Aus internen Dokumenten von Adidas ging hervor, dass sowohl Kinderarbeit stattfindet bei der Müllsammlung und dass ohne das Wissen des Kollaborationspartners Parley auch Plastik aus anderen Quellen bezogen wurden, ohne dies mit der Parley Organisation abgestimmt zu haben.
Neben Primeblue, welches sich auf das Polyestergarn bezieht, gibt es seit kurzer Zeit zudem Adidas Primegreen. Hier heißt es lediglich "bei der Herstellung von Primegreen Produkten werden verschiedene funktionale Recyclingmaterialien verwendet". Ein weiteres Label neben Primeblue schien notwendig, um hier in der Kommunikation eine Linie zwischen den Ozeanplastik-Produkten und anderen zu ziehen, in denen Primebluematerial nicht verwendet wird. Wirklich trennscharf ist es für den Konsumenten leider noch nicht. Doch auch hier kann man natürlich auf weitere Innovation in den kommenden Jahren hoffen.
Unter anderem setzt Brooks auch auf recyceltes PET und will bis 2023 komplett auf dieses Material umstellen. Zudem hat Brooks eine Mittelsohle entwickelt, die sich biologisch schneller zersetzt als übliche Schuhsohlen. Die BioMoGo Sohle soll sich in ca. 20 Jahren zersetzen. Gleichzeitig soll sie performanter als herkömmliches EVA sein.
Brooks hat schon früh angefangen, eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und ist hier im Vergleich zu anderen Herstellern sehr involviert.
Dass sie ihren meistverkauften Ghost Running Schuh als klimaneutrales Produkt bezeichnen, kann man kritisch betrachten. Der Begriff ist für Konsumenten sehr irreführend. Natürlich werden Emissionen in der Produktion des Schuhs produziert. Die Emissionen, die nicht vermieden werden konnten, werden durch Zahlungen in Carbon Offset Projekte kompensiert (z.B. Windparks, Biogasprojekte, Waldschutzprojekte). Dennoch hat Brooks große Ambitionen, um sämtliche Emissionen in Zukunft stark zu reduzieren, z.B. werden alle Brooks Werke auf 100% erneuerbare Energie umgestellt.
Auch im Bereich der Kreislaufwirtschaft ist Brooks aktiv. Sie versprechen komplett kreislauffähige Produkte auf den Markt zu bringen, die vom Kunden zurückgeholt und wieder zu neuen Produkten verarbeitet werden sollen. Wir sind gespannt wann, was und in welchem Umfang.
Auch Asics will voll auf recyceltes PET gehen und damit seine herkömmlichen Polyester Garne ersetzen. Bei einigen Schuhen wird dies nun auch bereits gemacht. Alles andere scheint beim alten zu bleiben. Asics macht dafür auch noch keine große Werbung. Ein Beispiel eines Schuhs, welcher mit diesem recycelten PET gefertigt wird ist der Novablast.
Bei allem anderen scheint Asics von Brooks abgeschrieben zu haben, wird aber bedeutend weniger konkret. Man könnte mehr Initiative vom (noch) Marktführer erwarten.
Die Firma Icebug aus Schweden befasst sich schon länger mit der Frage, wie sie umweltfreundlicher sein können. Icebug selbst bezeichnet sich als klimapositive Firma. Dies erreichen sie durch überdurchschnittliche Kompensationsinvestitionen (Kauf von Zertifikaten, um CO2 Emissionen zu kompensieren). Zudem arbeitet Icebug an allen Bestandteilen des Schuhs daran, diese mit besseren Materialien herzustellen.
Den Trailschuh RB9X bezeichnen sie selbst als den “wohl nachhaltigsten Laufschuh der Welt”. Der Oberschuh besteht zu 100% aus recyceltem Polyester, der Mittelsohle aus EVA-Schaum sind Algen beigemischt und der Untersohle sind Gummireste beigemischt. Zudem sind die CO2-Emissionen für diesen Schuh doppelt kompensiert. LINK Mittlerweile werden fast alle Modelle von Icebug mit diesen Materialien gefertigt.
Vivobarefoot hat 2020 und 21 noch mit verschiedenen pflanzenbasierten alternativen Materialien experimentiert, z.B. im Primus II Bio, welchen es nicht mehr gibt. Der Primus Lite III hat komplett übernommen.
Der Primus Lite III wurde in 2022 nochmal optimiert. Zum einen wurden die Transportwege um 36% zu vorher reduziert. Zum anderen ist eine neue Performance Einlegesohle hinzugekommen, die aus Altstoffen produziert wird.
Mittlerweile scheint der Fokus klar auf recycelten Materialien zu liegen, sowohl recyceltes PET, als auch Gummi oder Altstoffe.
Hier muss unbedingt Revivo von Vivobarefoot hervorgehoben werden. Die Firma überarbeitet nicht verkaufte Schuhe und repariert getragene Schuhe gegen Aufpreis. Leider ist der Service aktuell nur in UK verfügbar und Revivo Schuhe nicht in allen Ländern erhältlich. LINK
Wer als Barfuß-Anwärter oder Profi weniger Material am Fuß haben möchte, für den sind vielleicht die Laufsandalen Origen 2.0 von Luna Sandals etwas. Der “umweltfreundlichere” Charakter bei dieser Sandale ergibt sich daraus, dass die Sohle aus einem alten Autoreifen gemacht ist und im Vergleich zum herkömmlichen Schuh schlichtweg aus wenig Material besteht :-) LINK
Dieser Ansatz richtet sich eher an die Nutzungsdauer des Schuhs, als an den Herstellungsprozess. Die Schuhe sollen möglichst lange halten und im Gebrauch sein. Wie sollte es anders sein, als dass bei diesem Ansatz zwei deutsche Hersteller punkten.
Lunge fertigt seine Schuhe in Mecklenburg Vorpommern. Das Material wird in Deutschland und Europa zugekauft und die Schuhe werden in der eigenen Fabrik hergestellt. Lunge verfolgt bei der Materialauswahl teilweise als nachhaltig zu bezeichnende Ansätze, so werden z.B. für die Fersenkappe geschredderte CDs verwendet. Eine Besonderheit in Punkto Langlebigkeit ist, dass der EVA Anteil in der Sohle bei ca. 80% liegt. Dies ist im Vergleich zu anderen EVA Sohlen recht hoch. Dadurch bleibt die Federung in der Sohle laut Lunge länger erhalten, als bei anderen Sohlen.
Ein besonderer Clue bei den Lunge-Schuhen ist, dass man die Sohle erneuern kann. So muss man sich nicht direkt einen neuen Schuh kaufen. Die Neubesohlung kostet 80 EUR, dauert 14 Tage und muss vom Fachhandel durchgeführt werden (i.d.R. Orthopädie-Geschäfte). Wer einen Laufschuh für 3 Jahre trägt, der braucht auch ein zeitloses Design. Das Design des Schuhs ist eher weniger modern und wohl als das Gegenteil von progressiv zu bezeichnen. LINK
Runner Tune ist die Marke der Schuhmanufaktur Hackner aus dem Süd-Osten Deutschlands. Ein Teil der Sohle wird aus Kork gefertigt. Auch hier ist ein Sohlenwechsel möglich. Für 119 EUR wird die komplette Unter- und Mittelsohle erneuert und der Schuh auf seinen Leisten wieder in Form gebracht. Der Clue hier ist jedoch, dass der Schuh mit einem individuellen Fußbett angefertigt wird. Nachdem man den Schuh bestellt hat, wird einem ein Schaumkissen nach Hause geschickt, in das man seine Fußabdrücke eindrücken muss. Hiermit wird in der Manufaktur dann die richtige Sohle gefertigt. Mit ca. 500 EUR sticht er preislich jedoch ziemlich heraus. Optisch sind diese Schuhe, ähnlich zu den Lunge-Schuhen, eher als altmodisch zu bezeichnen.
Infinite Running ist ebenfalls ein deutsches Unternehmen. Sie verfolgen einen innovativen Ansatz mit ihrem Laufschuh Infinite One: in der Sohle sind runde Kunststoff-Elemente integriert, die man selbst austauschen kann.
Dies hat 2 Vorteile:
1) Man muss nicht so oft neue Schuhe kaufen, sondern kann einfach die abgeschlissenen Elemente austauschen.
2) Man braucht nicht für jeden Untergrund verschiedene Schuhe, sondern wählt einfach die passenden Sohlenelemente für den entsprechenden Untergrund aus.
Der Preis liegt bei knapp 200 EUR. Der Satz neuer Sohlenelemente kostet 40 EUR. Produziert wird unter fairen Bedingungen in Deutschland. Ein sehr spannender Ansatz, wie wir finden. Link
Ein anderer Ansatz ist es, nicht biologisch abbaubare Kunststoffe durch regenerative und/oder biologisch abbaubare Materialien zu ersetzen. Die aktuell gängigste Praxis ist es hier, den bisherigen Materialien pflanzliche Komponenten beizumischen. Ganz auf Plastik zu verzichten hat bislang noch kein Unternehmen geschafft. Die Mittelsohle und die Klebstoffe des Laufschuhs stellen hier die größte Herausforderung dar. Durch das Beimischen ist das Endprodukt weiterhin nicht biologisch abbaubar, der Plastikanteil wird dadurch jedoch verringert. Ein anderer Ansatz wäre es, Kunststoffe zu verwenden, die biologisch abbaubar und unbedenklich sind. Unseres Wissens gibt es bislang jedoch keinen Laufschuhhersteller, der diesen Ansatz aktuell verfolgt.
Selbst bezeichnet Veja den Condor als den ersten Post-Petroleum Schuh. Er wurde 2020 im Markt eingeführt und ist damit der erste Performance-Schuh des sonst auf Fashion Sneaker spezialisierten französischen Herstellers.
Außenschuh, Futter und Einlegesohle sind primär aus recyceltem PET gemacht. In der Sohle und anderen Elementen werden synthetische Kunststoffe mit pflanzlichen Komponenten vermischt. Die Mittelsohle enthält damit nur noch ca. 60% klassischen EVA Schaum, der Rest ist aus Zuckerrohr und Bananenöl gemacht. In der Untersohle werden 40% herkömmlicher Latex mit natürlichem Latex vermischt, usw.
Unser befreundeter Michael Mankus ist ein sehr erfahrener Ultraläufer und hat auch beruflich mit Laufschuhen zu tun. Er hat den Veja Condor auf ein paar Distanzen getestet. Sein Urteil fällt eher mäßig aus: “Wer sonst leichtes Schuhwerk beim Laufen gewohnt ist, für den wird der Schuh schnell zu schwer. Er ist in einer Liga mit älteren Brooks oder Asics Modellen und ist daher nicht direkt mit einem modernen Laufschuh zu vergleichen. Für Anfänger, die 2 x 5 Kilometer die Woche laufen, ist der Schuh absolut okay. Für Läufer mit mehr Kilometerleistung pro Woche ist dieser Schuh, rein funktional betrachtet, eher nicht die beste Wahl.
Die Runners World hingegen bezeichnet den Schuh als eine gelungene Option für Distanzen bis zum Halbmarathon. Bewundernswert ist jedoch, dass die Marke Veja ja eigentlich kein Hersteller von Performance Schuhen ist. Vor dem Hintergrund ist dieser Schuh ein gelungener erster Aufschlag und für Hobby-Läufer, wie viele unter uns, sicherlich eine brauchbare Alternative. Zudem kann man erwarten, dass Veja hier nicht aufhören wird, sondern weiter an den Materialien aus pflanzlichen Stoffen arbeiten wird. Ein Post-Petroleum Schuh ist es jedoch noch lange nicht und in der Umwelt darf dieser Schuh nicht landen. Der Schuh wiegt 311 gr und hat eine Sprengung von ca. 10 cm (das bezeichnet den Höhenunterschied der Sohle von hinten nach vorne)
LINK
In 2021 wurde nun der Condor 2 vorgestellt. Das Feedback vom Condor 1 aus der Sportwelt wurde aufgenommen, um ihn besser an die Bedürfnisse von Läufer*innen anzupassen. Es sollte ein Allrounder für alle Distanzen geschaffen werden.
Mit 301 g Gesamtgewicht ist er etwas leichter geworden als sein Vorgänger. Bei den Materialien glänzt er weiterhin mit einem Anteil biobasierter bzw. recycelter Materialien von knapp 60%. Besonders beachtlich erscheint, dass der Anteil von Zuckerrohr in der Mittelsohle bei 60% liegt. Dies ist der bislang schwierigste Teil des Laufschuhs, um diesen mit besseren Materialien zu konzipieren.
In 2021 gelingt Veja eine weitere Neuheit. Mit dem Marlin bringen sie in diesem Jahr einen schnelleren, leichteren Schuh auf den Markt. Die Sprengung ist mit 6 mm geringer als beim Condor (10 mm). Zudem liegt das Gewicht beim Marlin mit knapp 280 g unter dem des Condor (über 300 g). Der Schuh eignet sich damit für einen dynamischeren und schnelleren Laufstil und spricht damit eine neue Zielgruppe in der Läufergemeinschaft an, denen der Condor etwas zu behäbig ist. Es gibt neuerdings noch den Veja Impala Schuh, der noch etwas leichter ist als der Marlin. Dieser ist jedoch nicht für den Laufsport gedacht, sondern eher für die Sporthalle, das Gym oder weniger belastende Sportarten.
Der leichteste und neuste Veja Sportschuh ist der Impala. Dieser wurde jedoch nicht für das Laufen sondern eher für Fitness & Co. entwickelt.
Mit dem Forever Floatride Grow verfolgte Reebok einen ähnlichen Ansatz wie der Schuh von Veja, teilweise jedoch mit einem anderen Rezept. Rizinusöl in der Mittelsohle, Algenbasierte Einlegesohle, Eukalyptusfaser im Oberschuh und Naturkautschuk in der Untersohle. Reebok wird auf der Website nicht genauer, was die genauen Materialanteile angeht, kommuniziert jedoch, dass der Schuh zu 59% aus bio-basierten Materialien gefertigt wird. Auch hier gilt wie bei Veja, die Komponenten wurden mit pflanzlichen Substanzen vermengt, der Schuh ist weiterhin nicht biologisch abbaubar oder ähnliches und sollte im Idealfall verbrannt werden.
Der Forever Floatride scheint nicht mehr produziert zu werden. Unter dem Programm Reegrow scheint die Firma aber Produkte zusammenzufassen, die mit pflanzlichen Ersatzmaterialien versehen sind. Das Pendant dazu heißt wohl Reecycle. Die Nachhaltigkeitsseite ist jedoch aktuell nicht erreichbar, vielleicht liegt es daran, dass Reebok von Adidas verkauft wurde.
Allbirds gehört zu den Neuankömmlingen in der Laufszene. Die verwendeten Materialien sind ähnlich zu denen von Reebok und Veja, jedoch wieder unterschiedlich eingesetzt. Rizinussamen in der Zwischensohle, Oberschuh aus Eukalyptusfaser, Zwischensohle aus einem Zuckerrohr-EVA, Naturkautschuk in der Untersohle und Merinowolle in der Ferse. Die Sprengung ist beim Tree Dasher etwas flacher als bei Veja oder Reebok.
Der Tree Dasher ist aktuell bereits in der zweiten Version erhältlich. Er wird nicht als Langstrecken-Schuh verkauft, sondern eher für lockere Läufe, leichtes Training und als Freizeitschuh. Für sehr aktive Läufer*innen also wohl nicht das Mittel der Wahl.
Die Marke hat jedoch eine ganze Batterie weiterer Laufschuhe an den Start gebracht. Der Wool Dasher Mizzles mit einem wasserabweisenden Oberschuh aus Wolle und der Trail Runners SWT sind für Outdoor-Freunde und Trail Läufer*innen gemacht. Für Langstrecken Fans ist der Tree Flyers mit einer stärker gedämpften Sohle und luftigerem Oberschuh. Für die kalten Tage gibt es dann, wie auch beim Tree Dasher, die wasserabweisende Woll-Version, den Flyer Dizzle.
Fabian Hörst, Gründer von Planetics (Online-Handel für nachhaltige Sportmode), hat den ersten Tree Dasher auf seinen Läufen getestet:
“Im vorderen Teil des Schuhs hat man sehr viel Platz. Außerdem bemerkte ich, dass die Schuhe einen Tick schwerer waren als meine bisherigen Laufschuhe. Insgesamt macht der Schuh auf mich einen hoch-qualitativen Eindruck. Die bereits erwartete Bequemlichkeit bestätigte sich beim Laufen. Nach den ersten gelaufenen Kilometern fühlte sich der Dasher für mich persönlich jedoch sehr klobig an. Hinzu kam die Hitze, die sich im Inneren des Schuhs entwickelte. Erst suchte ich hierfür die Schuld am sonnigen und warmen Wetter. Jedoch bestätigte sich mein Gefühl auch bei den weiteren Läufen im Regen. Fazit: Ich persönlich fühle mich mit anderen Laufschuhen wohler, da mir gewisse Eigenschaften beim Laufschuh wichtig sind. So z.B. ein enger Sitz und gutes Innenklima. Jedoch kann der Dasher für viele der Laufschuh schlechthin sein, er ist wunderbar verarbeitet. Wie bei allem im Leben sind die Geschmäcker eben verschieden.” LINK
Gemeinsam mit Adidas hat Allbirds den "klimafreundlichsten" Sportschuh der Welt lanciert. Dazu wurden zunächst sämtliche Emissionsdaten erhoben, um darauf basierend Materialauswahl, Fertigung etc. zu planen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein wirklich schicker Schuh bei dem der Carbon Footprint komplett transparent gemacht wird und sogar auf den Schuh gedruckt wird. LINK
Hylo ist ein stiller Newcomer in der Laufschuh-Szene über den bislang nur wenig bekannt ist. Eine Londoner Agentur steckt hinter dem Markenaufbau, die Schuhe werden in Putian / China gefertigt. Der Schuh verwendet verschiedene bio-basierte Materialien. So wird mit einem Nebenprodukt aus der Maisproduktion der Oberschuh gestrickt, in der Mittelsohle werden ebenfalls Maisstärke und Rizinusöl hinzugefügt. Die Einlegesohle besteht aus Algenmaterial (Bloom, siehe icebug, Vivobarefoot, etc.) und Biobaumwolle, wie auch die Schnürsenkel.
Der Schuh soll zurückgeschickt werden und es heißt auf der Website, dass die Sohle geschreddert wird und zu einer neuen Sohle verarbeitet wird und der Oberschuh kompostiert wird. Was und wer genau dahinter steckt, ist leider nicht bekannt. Auf der Website gibt es keinerlei About Us Section oder ähnliches, was sehr wünschenswert wäre und dem tollen Projekt mehr Glaubwürdigkeit und Identität stiften könnte. LINK
Mittlerweile gibt es neben dem Hylo Run noch den Hylo Light. Dieser wird als alltagstauglicher Fitness-Schuh positioniert und vermarktet.
Wie auch Hylo ist die Firma Winqs neu auf dem Parkett erschienen. Der Zerofly verbindet wie die anderen Marken ähnliche Komponenten miteinander: recyceltes Polyester, Bloom Algenschaum, Tencel, Rizinusöl, usw. Optisch und preislich (169 EUR) liegt er nah bei dem Hylo Schuh. Die Firma ist aus Deutschland, produziert wird der Schuh in Asien.
Schuhe im eigenen Kreislauf zu entwickeln ist die nächste Evolutionsstufe in Sachen nachhaltige Laufschuhe. Die Idee ist, dass die Schuhe entweder aus einem Material gefertigt sind (Mono-Material Schuh) oder aus leicht trennbaren Materialien. Die Schuhe werden nach Gebrauch an die Hersteller zurückgegeben und im Anschluss zu neuen Schuhen verarbeitet. In diesem Bereich gehen im kommenden Jahr 2021 gleich drei große Player an den Start, die wir Euch hier gerne kurz vorstellen möchten.
Ein beeindruckendes Konzept. Laut eigenen Angaben hat Adidas 10 Jahre an dem Made to be Remade Konzept gearbeitet (vormals Futurecraft Loop als Arbeitstitel). In mehreren Iterationen wurden die Schuhe mit Athlet*innen und Kreativen getestet. Der gesamte Schuh besteht aus einem einzigen Material: TPU, was sonst üblicherweise nur für das Sohlenmaterial verwendet wurde. Der gesamte Schuh soll nach seinem Gebrauch wieder zurück an Adidas gehen, geschreddert, eingeschmolzen und zu einem neuen Ultraboost gemacht werden. Ein komplett geschlossener Kreislauf also.
Der Schuh wurde zunächst nur einer Testgruppe zur Verfügung gestellt. Seit Frühjahr 2021 kann der Schuh jedoch im Adidas Shop für mittlerweile 200 EUR bestellt werden (vormals 180 EUR). Er ist nur für Mitglieder erhältlich, man muss sich also vorab registrieren. LINK
Der Schuh wird in einem schlichten recycelten Papierkarton geliefert. Auf der Lasche gibt es einen QR Code, über den man mehr Informationen zum Ablauf und der Rücksendung nach dem Auftragen bekommt. Die kostenlose Rücksendung des gebrauchten Schuhs wird nach 100 Tagen freigeschaltet. Eine gute Lösung, um keine Verwirrung mit üblichen Größenretouren zu schaffen.
Im Tragekomfort ist der Schuh steifer als der übliche Ultraboost. Der Oberschuh ist nicht so angenehm weich wie üblich. Zudem ist der Schuh nichts für breite Füße. Die Größenskala endet zunächst bei 46. Da der Ultraboost insgesamt etwas kleiner ausfällt, kommt er für groß gewachsene Füße zunächst nicht in Frage.
Wir sind sehr gespannt auf die Weiterentwicklung dieses absolut zukunftsfähigen Konzeptes und hoffen, dass es gut vom Markt angenommen wird. Mittlerweile gibt es ihn in mehreren Styles. Hoffentlich kommt der Ultraboost Made to be Remade bald im großen Stil in den Handel. Das wäre GROßARTIG!
Der Ansatz vom On Cyclon ist identisch. Der gesamte Schuh ist aus einem Material gefertigt. Jedoch kein Erdöl-basiertes Material wie es scheint, sondern aus Rizinusöl. Der Rest funktioniert wie auch bei Adidas, der Schuh wird danach geschreddert, eingeschmolzen und zu einem neuen Schuh verarbeitet.
Im Gegensatz zu Adidas ist On mit dem Geschäftsmodell schon einen Schritt weiter. Man kann den Schuh nicht mehr klassisch kaufen. Man zahlt monatlich 29 Euro und darf ihn dann entsprechend nutzen. Nach einer gewissen Zeit kann man ihn dann zurückgeben und bekommt auf Wunsch einen neuen Schuh. Klar, das lohnt sich nur für Menschen, die auch häufig laufen. Im Jahr sind es 360 EUR und man kann nach frühestens 6 Monaten den Schuh wechseln, On empfiehlt den Wechsel nach ca. 600 km.
Gerade der Wandel im Geschäftsmodell (weg vom Kauf) ist absolut zukunftsweisend und für die Sportschuhbranche ein Novum. Hoffen wir, dass sich das Konzept im Markt beweist und damit echte Kreislaufwirtschaft Realität werden lässt.
Die dritte im Bunde ist die Marke Salomon. Sie haben sich in den letzten Jahren viel Kredibilität erarbeitet, sowohl bei Sportlern als auch im Lifestyle Segment. Natürlich darf hier ein progressiver nachhaltiger Laufschuh nicht fehlen. Mit dem Index.01 ist dies gelungen.
Ein performanter Laufschuh mit geringem Gewicht (270 g) und hoher Dämpfung, der sich auch für schnelles Laufen sehr gut eignet. Die Sprengung liegt bei ca. 9 mm.
Im Vergleich zu den Konkurrenten hat der Index das wohl modernste und progressivste Design, mit einer besonderen Sohlenform. Absolut gelungen.
Der Index 01 wird aus 2 Materialkomponenten gefertigt. Die Sohle und er Oberschuh werden nach der Kundenrücksendung voneinander getrennt wieder aufbereitet. 92% davon können recycelt werden. In verschiedenen Ländern gibt es Sammelzentren, an die zurückgeschickte Schuhe gehen. In Europa wird das TPU aus der Mittelsohle später verarbeitet, um daraus Teile für Salomon Ski-Schuhe zu produzieren. Das Polyester wird von Partnerfirmen weiterverwendet, welche das sind, ist unklar.
Hier muss man dem Unternehmen Anerkennung aussprechen, dass es sich auf den Rückholmechanismus in verschiedenen Ländern einlässt und stetig weiter optimieren will. Wir dürfen hier schließlich nicht vergessen, dass die Schuhe weltweit getragen werden. Es ist schwierig alle Materialien sinnvoll zurückzuholen, zu trennen und wieder zu verwerten, ohne dabei nicht z.B. die Klimabilanz des Produktes völlig zu zerstören. Salomon wird bald auch in Frankreich Schuhe produzieren, ein toller Schritt für alle Salomon-Fans in Europa.
Ich bin den Schuh für 1,5 Jahre gelaufen. Zunächst war ich voll überzeugt. Nach ein paar Monaten hat die Sohle jedoch angefangen zu "quietschen". Die Untersohle besteht aus verschiedenen Elementen. Eine der kleinen Platten scheint an der anderen Oberfläche zu scheuern und somit macht es bei jedem Schritt Geräusche. Vielleicht ist auch Wasser dazwischen gekommen? Vielleicht war auch ein zu heißer Asphalt im letzten Sommer Schuld. Vielleicht ist es auch eine absolute Ausnahme und es betrifft nur meinen Schuh. Vom Laufverhalten möchte ich ein ganz klar positives Fazit ziehen. Der Schuh ist leicht und agil. Er macht eine gute Form auf längeren Läufen und auch auf kurzen schnellen Läufen. Zudem sieht er im schlichten weiß gut aus und passt gut zu allem, was man so an Kleidung tragen mag. Natürlich ist er anfälliger für Staub und Schmutz, dafür wurde aber weniger Chemie beim Färben gebraucht und das Material ist leicht zu reinigen.
Wer sich weiter einlesen möchte, der sollte die FAQ checken, in denen Salomon sich allen kritischen Fragen offen und ehrlich stellt.
Für mich ein weiteres Indiz dafür, dass die Firma es ernst meint und nicht versucht etwas zu "greenwashen". Bestellen könnt ihr das gute Stück hier (lieber eine Nummer größer bestellen, als üblich). Mit 200 EUR kein Schnäppchen, aber man weiß hier, dass ein beträchtlicher Teil in den gesamten Ablauf geht.
Und das Beste: Salomon arbeitet mit Hochtouren weiter an dem Konzept. Diesen Frühling kommt nach dem gleichen Konzept eine ultra-coole Badelatsche an den Start. Im Winter dann die ersten Ski-Schuhe aus alten Laufschuhen (Link).
Die Vision der Branche sollte folgende sein:
Da dies jedoch zur heutigen Zeit eher eine Wunschvorstellung ist, bilden sich zwei ernsthaft sinnvolle Ansätze: Entweder der Schuh und seine Materialien funktionieren komplett im eigenen Kreislauf. Salomon, Adidas und On sind hier aktuell führend. Oder der Schuh ist komplett biologisch abbaubar und unschädlich. Reebok und Veja sind hier sicherlich die Vorreiter.
Etwas fraglich erscheint die Bewegung, dass alle großen Hersteller so stark auf recyceltes PET setzen, welches aktuell nicht aus alten Textilien gewonnen wird, sondern primär aus alten Flaschen. In Zukunft werden viele große Branchen um die Flaschen konkurrieren (Spielzeug wie Lego, Softdrink Konzerne, Textil, etc.). Hoffentlich wird dadurch der Plastikverbrauch nicht noch weiter angeheizt, da wir Konsumenten denken, dadurch mehr konsumieren zu dürfen. Und hoffentlich entstehen dadurch keine fragwürdigen Produktionsketten, um am Ende mehr PET Flaschen produzieren, nur damit diese zu "Recyling-Zwecken" in anderen Branchen genutzt werden können. Ziel der Hersteller muss es sein, den "eigenen Hof zu kehren" und aus PET Shirts und Schuhen auch wieder Shirts und Schuhe zu machen.
Insgesamt erzählt die Branche uns Läufer*innen natürlich, dass wir unsere Laufschuhe möglichst oft wechseln. Nike empfiehlt Läufer*innen, die für einen Marathon trainieren, alle 2-3 Monate neue Schuhe zu kaufen. Die Quality Engineers von Nike sagen sogar nach 300-480 Kilometern. Das ist vielleicht eine Regel für einen Profi, der mit dem Laufen sein Geld verdient. Als Amateur, der/die gerne viel läuft, wird man damit aber nicht nur schnell arm, sondern ist auch eine ziemliche Müllmaschine.
Vielleicht kann man sie doch etwas länger nutzen. Und man kann auch etwas nachhelfen, damit die Schuhe möglichst lange halten. Hier ein paar Tipps:
Es ist völlig verständlich, dass viele Läufer bei all den Ansätzen und Marketingversprechen auf Durchzug stellen und sich überfordert fühlen. Also kauft man einfach. Man kann hier niemandem einen Vorwurf machen. Bei all den Diskussionen um Nachhaltigkeit können wir eines nicht erwarten: dass wir Konsumenten die Probleme lösen, indem wir uns komplett einschränken. Dadurch werden die Produkte schließlich auch nicht umweltfreundlich. Natürlich sollte man überlegen, ob man wirklich mehrere Paare braucht. Viele von uns kaufen einfach zu viel.
Als Endkäufer haben wir aber mit jeder Kaufentscheidung eine Stimme. Wenn also mehr Kunden die Produkte kaufen, die eine nachhaltige Absicht haben, kommt diese Botschaft bei den Unternehmen an. Folglich werden mehr Investitionen in die Weiterentwicklung dieser Produkte fließen. Dies ist im Übrigen in allen Branchen so, auch beim Häuserbau, Zahnpastakauf oder Autokauf.
Die Laufschuhhersteller wissen alle, dass sie etwas machen müssen und testen jetzt, wie ihre ersten Ansätze im Markt ankommen. Also lasst uns diese Ansätze wertschätzen und mit dem nächsten Kauf von Laufschuhen die richtigen Signale zurücksenden.
Ich werde meine Salomon 01 jetzt zurückschicken und einen wohl neuen Schuh testen. Welcher das wird, erfahrt ihr bald wieder hier im Post.
Bilder Quellen:
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Laufen bewegt. Was uns Menschen zum Laufen bewegt, ist jedoch recht unterschiedlich. Für die einen ist es der Lifestyle, mit trendigen Klamotten durch die City zu cruisen, ein Teil von Etwas zu sein und nach einem knackigen Läufchen ein kühles Getränk in lustiger Runde mit der Crew zu sich zu nehmen. Andere werden davon angetrieben, dass man durch Laufen fit wird und die ungeliebten Pfunde wieder vom Fleische purzeln. Gründe dafür gibt es reichlich.
Meine Gründe passen wahrscheinlich in die tiefste aller Schubladen. Als Selbstständiger immer am Limit hatte ich den Ausgleich in nächtlichen Party Exzessen gesucht. Was die Berliner Partyszene für "Leckereien" zu bieten hat, könnt ihr euch alle vorstellen. Immer hart am Gas habe ich mich selbst verloren.
Durch einen radikalen Entzug von Alkohol und Drogen lichtete sich langsam der Schleier, der mich umgab. Anfangs brachte mir Crossfit die Erfüllung. Ich fragte mich jedoch: wofür trainiere ich, wenn sich alles nur in einer „Box“ mit vorgegebenen Regeln abspielt. Ich tätowiere schon den ganzen Tag, um dann wieder meine Zeit in einem Betonbunker zu verbringen??
Die nächste Station fand ich zum Glück in einer Berliner Run Crew. Mega nette Leute, chilliges Miteinander und das beste internationale Netzwerk. Aber irgendwie fehlte mir auch hier etwas, das gewisse Etwas, das Salz in der Suppe. Immer wieder die gleichen Abläufe und Distanzen. Der Marathon als Non Plus Ultra war nix für mich. Ich wollte an meine Grenzen gehen, improvisieren und das Gefühl haben zu Leben.
In dem Moment habe ich gemerkt, dass es nicht das Laufen allein war, was mich motiviert hat. Laufen hatte ich bis dahin immer mit der Community verbunden: zusammen laufen, schwitzen und zusammen ankommen.
Läufe, die ich dann Sonntags immer zusammen in einer Crew gemacht hatte, wurden länger und ich musste früher raus. Immer weniger Leute liefen mit. Wer steht auch schon gerne Sonntagmorgen um 0600 auf, um in den kalten Wald zu fahren.
Aus 15k wurden dann 20, 25, 30k. Ob Regen, Schnee, warm, kalt. Meine Sonntagsläufe wurden zum Ritual, um mich nach einer langen Arbeitswoche wieder zu spüren. Genau das ist es, was ich mit dem Laufen verbinde: egal wie schnell oder langsam, einfach das Gefühl mich zu spüren. Ich hatte gemerkt, dass ich Erfüllung darin gefunden hatte, nach einem langen Lauf kalt, nass, dreckig und richtig abgefuckt zu sein.
Wo die meisten aufhören, fing ich jetzt erst an den Lauf zu geniessen: die Stille im Wald in den Morgenstunden und um 1100 mit 30 Kilometern in den Beinen zu Hause sein. Unbezahlbar.
Meine Sonntagsläufe nenne ich liebevoll meine "Dark Woods". Sie sind der Spiegel meines Ich´s und meiner mentalen Verfassung. Durch diese erfahre ich, wie es mir gerade geht. Welche Probleme und Konflikte ich mit mir rumschleppe und was ich mit mir und meinem Schweinehund ausdiskutieren muss. Ich kann euch sagen, in 3 Stunden allein im Wald gibt es eine Menge Stoff zum "diskutieren".
Wir befinden uns in einer Welt, in der die Informationen im Sekundentakt auf uns einprasseln. Wir können diese teilweise gar nicht mehr verarbeiten. Umso wichtiger ist es für mich, mir einen Raum zu schaffen, in dem ich mit mir alleine bin. Ohne Einflüsse von aussen.
Meine Dark Woods geben mir so eine Geborgenheit zu mir zurückzufinden und nicht in diesem Strudel unterzugehen.
Was ich in meiner Zeit als "Leistungssportler" und in der kurzen Zeit als Ultraläufer gelernt habe ist, dass wir uns selber unsere Grenzen setzen und uns blockieren oder sie auch verschieben können.
Genau das liebe ich am Ultralauf. Die Grenzen von Raum und Zeit verschieben sich mit der Intensität vom Training. Was für viele ein Marathon ist, ist auf einmal ein Trainingslauf. 2 Stunden zu laufen ist für dich plötzlich ein "Warm-Up". Das Laufen wird zu einem Mind Game: Wie weit schaffe ich es zu laufen? Was ist weit und geht es irgendwie noch weiter?
Input gleich Output. Trainiere ich kontinuierlich, gleichmässig mit Plan, dann habe ich auch einen guten Ultra Wettkampf. Plane ich mein Equipment und Nutrition sorgfältig, wird’s noch besser. Schaffe ich es meinen Kopf zu überlisten und die Schmerzen zu ignorieren, kann dieser sogar fantastisch werden. Oder auch eine DNF Shitshow (did not finish). Manchmal hilft auch nur Augen zu und durch, ein bissl Punk muss sein.
Mit diesen Tools klappt es auch im richtigen Leben. Probleme bei Bedarf unterbrechen und Stück für Stück angehen, bis der Knoten irgendwann platzt und ich am Ziel bin.
Ich wünsche mir, dass auch andere es schaffen, ihre Energie nicht in Selbstzerstörung, sondern in ihre persönliche Entwicklung zu kanalisieren. Ihre inneren Stimmen nicht zu ignorieren, sondern zu hören und den Frieden mit diesen zu finden, anstatt davor wegzulaufen. Manchmal hilft es auch sich bewusst zu machen, dass es anderen genau so geht und du nicht alleine mit Problemen bist, du es aber auch packen kannst über dich hinauszuwachsen und die geilste Show für dein eigenes Leben abzuliefern.
Laufen kann ein wunderbares Fortbewegungsmittel sein, um eine paar Stunden Allein oder mit Freunden zu verbringen und Körper und Geist in Balance zu bringen oder sich einfach nur wieder zu spüren.
Abwechselnde Strecken, Uhrzeiten, Distanzen halten deinen Kopf auf Trab und es wird nicht zur stumpfen Routine. Biegt mal in die andere Richtung ab. Lasst es zu, dass ihr euch verlauft und schaut wo die Reise hingeht. Es geht nicht immer um die geilsten Klamotten und die schnellsten Zeiten.
Das Unbekannte zu entdecken kann auch Türen zu einer neuer Welt öffnen. Nehmt euch bewusst Zeit für euch und quält euch auch mal n paar Kilometer mehr, vielleicht bewegt sich dadurch auch etwas in eurem Bewusstsein und ihr könnt darauf aufbauen.
Wir sehen uns in den Dark Woods.
Sven Losinsky ist 42 Jahre alt, lebt in Berlin, ist Tattoo-Künstler mit Schwerpunkt auf japanischen und Old-School Motiven und der Chef vom Good Old Times Studio.
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Der Laufsport wird uns immer nur als ein strahlendes, gut gelauntes, durchtrainiertes Etwas verkauft. Wir Läufer*innen können dabei unsere Fähigkeiten zu jeder Zeit perfekt ausschöpfen und genießen dabei jeden Moment.
Gelackte Hochglanzfotos mit lachenden, schönen und makellosen Menschen in aufgeräumten, architektonischen Locations und tiefstehender Sonne - auch wir von runamics können uns dieser Welt nicht verschließen. Positivere Bilder klicken sich besser, werden mehr "geliked", funktionieren als Anzeigen besser oder auf Magazintiteln.
Und lasst uns nicht lange um den heißen Brei herumreden: Laufen ist für viele eine der schönste Beschäftigungen der Welt. Aber Laufen ist auch etwas anderes, nämlich wahnsinniger Frust, zurückgeworfen werden von Verletzungen, zu hoch gesteckte Ziele, schlechtes Wetter, Formtiefs und wahrscheinlich auch mal alle sieben Todsünden abwechselnd (wer kennt alle 7? :-)).
Und dann kann Laufen noch etwas. Nämlich alles reparieren. Und dem wollen wir uns in den kommenden Wochen mit einigen Beiträgen und auch einem neuen Produkt widmen
Wahrscheinlich hat es jede*r von uns schon unzählige Male erlebt: Man hat einen gebrauchten Tag, Frust bei der Arbeit und im Privaten, alles wächst einem über den Kopf und für Sport ist natürlich keine Zeit.
Und dann klappt es doch mit einem kurzen Lauf zwischendurch. Mit jedem Schritt, mit jedem Intervall, mit jedem Kilometer und jeder Meile wird der Stress weggepustet. Egal, ob das der Tag für persönliche Rekorde wird oder der Lauf eher keine Hände hoch bei Strava regnen lässt - gelohnt hat es sich meistens besonders für den Kopf.
Und diese gefühlte Wahrheit ist weniger subjektiv als wir denken:
Auch wenn klassische Therapien und Gespräche mit Fachleuten nicht ersetzbar sind, so wird Sport, Bewegung, frische Luft und somit eben Laufsport oftmals als Teil der Heilung gesehen.
In Deutschland leiden rund 5 Millionen Menschen an einer Depression. Bereits vor der Corona Pandemie waren Therapieplätze Mangelware und das Warten auf einen passenden Platz kostet oftmals nervenaufreibende Kraft und Zeit.
Die positive Wirkung des Laufens ist wissenschaftlich nachgewiesen: Als Ausdauersportart wirkt es stimmungsaufhellend, da die Menge des Glückshormons Serotonin im Blut erhöht wird. Gleichzeitig fördert es Ausdauer und Beweglichkeit, Koordination, Konzentration und Körperwahrnehmung. Laufen kann außerdem von Belastungen ablenken und helfen, Ärger und Aggressionen abzubauen. Es verbessert das Körperempfinden, steigert das Selbstwertgefühl, verhilft zu Erfolgserlebnissen und zur psychischen Stabilisierung. Bei leichter Depression sind die Effekte sogar ähnlich groß wie bei einer Psychotherapie oder der Behandlung mit Medikamenten.
Ich bin dem Laufen so dankbar wie wenigen anderen Dingen auf der Welt. In der Kombination mit Musik auf dem Kopfhörer hat es das Laufen geschafft, mich durch schwere Momente zu tragen, mir die besten Ideen bei völligen Blockaden zu bringen, mir Entscheidungen abgenommen mit denen ich vor dem Lauf gehadert habe.
Laufen kann wie ein Anker sein, der in unruhigen Gewässern dafür sorgt, dass wenigstens eine positive Komponenten zwischen all dem Zerstörerischen und Toxischen um einen herum bestehen bleibt.
Wie viele Laufbiographien starten mit der Suche nach einer Alternative zu Drogen und Alkohol, schlechter Ernährung und wenig Schlaf? Und wie viele dieser Menschen schmeißen manchmal ihre von Regen und Schweiß durchtrieften Klamotten vor die Dusche und danken dem Laufsport?
Dabei birgt das Ganze ja ein gewisses Potential für kritische Nachfragen. Nicht umsonst spricht man davon, dass wir "vor unseren Problemen davonlaufen“. Genau das werden sehr aktive Läufer*innen oftmals hören, die bevor sie das Laufen entdeckten mit Süchten zu kämpfen hatten. „Aha, das hat sich bei Dir ja verlagert, ganz ohne Sucht geht es wohl nicht“.
Und auch wenn sich das Intervalltraining auf der vereisten Laufbahn im strömenden Regen bei vier Grad anfühlt wie ein Crystal Meth High (angenommen, ich weiß es nicht), so ist es doch deutlich gesünder.
Laufen ist eine Sportart, in der insbesondere zu Beginn große Steigerungsschritte möglich sind. Somit erleben Menschen auf einmal viele persönlichen Erfolge, die vielleicht in den Wochen und Monaten zuvor nur Niederlagen einstecken mussten, selten stolz auf sich sein konnten oder selten gut mit ihrem Körper umgegangen sind.
Während es bei vielen Gyms, Sportclubs, Crossfit Boxen und Kletterhallen noch Hemmungen gibt (man möge ungern der langsamste, schlechteste oder dickste sein), fällt das beim Laufen nahezu weg. Abgelegene Feldwege und unkonventionelle Uhrzeiten machen es auch für diejenigen einfacher, die sich sonst eher scheuen sich aktiv zu zeigen. Das Selbstbewusstsein wird gestärkt.
Dafür und für so viele weitere Dinge müssen wir dem Laufen immer dankbar sein.
Wir geben es zu - alles nicht einfach gerade. Der eine Krieg löst den anderen ab, unser Planet steht vor dem ökologischen Kollaps und die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer.
Gegen all diese Entwicklungen protestieren wir, im privaten und auch als kleine Firma, die es sich auf die Fahne geschrieben hat, alles ganz anders zu machen als in diesem wahnsinnigen Turbokapitalismus mit seiner Super Fast Fashion Show.
Vor allem wollen wir niemals die Hände in den Schoß legen oder die Flinte ins Korn werfen. DNF is not an option! (Did Not Finish)
Aber good vibes only? Smile when you run? Nein danke, alles schnell verworfen. Genau diese Art von Instagram-kompatibler, toxischer Positivität hat uns Manches von all dem nämlich auch eingebrockt.
Niemand von Euch muss immer gut drauf sein, muss dauerhaft grinsen, keine Schwäche zeigen und sich ständig weiterentwickeln.
Und deshalb ist Running Heals eine Ode an das Laufen, dem einfachsten und doch komplexesten Sport, der Wissenschaft für sich und dem Retter von gefallenen Engeln und verlorenen Seelen.
Thank you running for healing us!
WICHTIG: Wir wollen hier nicht vermitteln, dass Du psychische Probleme einfach "wegläufst". Wenn Du unter Depressionen oder anderen psychischen Problemen leidest, suche bitte in jedem Fall professionellen Support auf.
]]>Siggi ist ein Hamburger Pizzabäcker mit seiner Home Base auf St. Pauli. Das heißt, so richtig gibt es gar keine Home Base. Denn Siggi backt seine Pizzen dort, wo sie am meisten gebraucht werden, mal hier, mal dort in der Stadt. Seinen italienischen ufo-artigen Holzofen hat er mit seinem Hänger in Bella Italia abgeholt. Auf dem Hänger ist der Ofen dann halt geblieben.
Abgesehen davon, dass wir Siggis Pizza als solche feiern, ist er ein Bäcker mit dem Herz am richtigen Fleck und dazu noch gerne in Laufschuhen unterwegs - wir finden eine gute Combo und Stoff für den ersten Teil unserer neuen Serie "faces of runamics".
Wir waren mit Siggi eine Runde laufen und haben ihn dabei interviewt.
Siggi, als erstes interessiert uns WAS denn eigentlich ausschlaggebend war, nach 15 Jahren wieder mit dem Backen anzufangen und gab es einen Plan B? Zum Beispiel Franzbrötchen?
Ich hatte einfach wieder krass Bock auf Backen aber zugleich keine Lust mehr auf Backstube. Dann war ich vor einigen Jahren mit dem Zustand der Hamburger Pizzalandschaft unzufrieden und das wurmte mich immer mal wieder. Zu viele haben den Fokus auf Beläge gesetzt und dabei den Teig völlig außer Acht gelassen. Das war der Pizza und dem Handwerk nicht würdig und in mir wuchs der Wunsch das zu ändern.
Ich hab dann in meinem Umfeld ganz viel über Pizza geredet und fing an Dinge zu vergleichen. Meine einschneidendsten Pizzaerlebnisse waren dann auch gar nicht in Italien, wie man es vermuten könnte, sondern in Kopenhagen und in Thailand.
Dort aß ich Pizzen bei denen ich mir dachte „so sollte sie sein“.
Ich hab dann angefangen mit einem ersten kleinen Pizzaofen herumzuexperimentieren und bekam die Möglichkeit auf Straßenfesten und Privatpartys die ersten Versuche anzubieten. Irgendwann waren die Kapazitäten des selbstgeschmiedeten Miniofens erschöpft. Zudem wurde meine Pizza immer besser, der Teig super und meine Fähigkeiten mit ihm umzugehen auch und dann gab’s den Schritt den es geben musste.
Immer mehr junge Menschen stellen ja Dinge mit ihren Händen her, achten auf Materialien und Zutaten, als Gegenbewegung zum „immer alles schneller“. Kannst Du generell eine Entwicklung feststellen beim Thema handmade?
Na aber GANZ KLAR. Die Entwicklung ist nicht zu übersehen. Das sieht man nicht nur bei den kleinen Handwerkern, sondern selbst bei den großen Bäckereien und deren Produkten - auch dort wird langsam mehr Zeit investiert und sich beim Handwerk mehr Mühe geben. Eigentlich ein richtig geiler Trend. Weg von den 20 Cent Brötchen die es bei so Großketten auch immer noch gibt. Das ist zumindest mein Eindruck, mit den Augen eines Bäckers.
Für mich stand eben schnell fest, dass ich wieder was mit backen und mit Handwerk machen möchte und es war auch klar, dass ich nur mit einem Holzofen backen werde und kein Restaurant aufmache.
Da blieb nur noch der Foodtruck oder eben Streetfood, denn einen Truck hab ich ja nicht mal. (Siggi arbeitet mit einem mondartigen Ofen, in den drei Pizzen zeitgleich passen. Dieser steht auf einem Anhänger, gezogen von einem VW-Transporter. Hier findet auch sein restliches Equipment und die zuvor vorbereiteten Teige Platz).
Die Kund*innen freuen sich Feuer zu sehen und vor allem zu riechen, die Flamme lodert ja um ihre Pizza herum. Ich vertrete auch die feste Ansicht, dass man eine Pizza nie mit dem gleichen Aroma hinbekommt, wenn man mit Elektroofen backt. Das Holz macht die finale Note.
Wir waren heute zusammen laufen, ursprünglich kommst Du aber ja eher vom Rennrad. Brauchst Du das als Ausgleich zum Stress?
Das stimmt, eigentlich komme ich vom Radsport - das ist wirklich das allerschönste. Jetzt kam in den letzen Jahren zunehmend das Laufen dazu, weil ich mit privat und beruflich eingeschränkter Zeit deutlich mehr schaffe, wenn ich eine Stunde laufen gehe.
Ausgleich zum Stress ist es eigentlich nicht, vielmehr benötige ich das Laufen und Radfahren als körperlichen Ausgleich. Auspowern eben. Wenn ich 14 Stunden am Pizzaofen in Action bin, dann bin ich danach komplett leer, körperlich und seelisch.
Das ist wahnsinnig erfüllend und schön, aber der Sport ist dann eine andere Art des Auspowerns. Dort gibt es keinen Druck abliefern zu müssen. Ich hab ja keinen Leistungsanspruch beim Sport, sondern will eher meine eigenen Grenzen verschieben.
Ist Nachhaltigkeit ein Thema bei Dir? Stellst Du da eine Veränderung fest, im Konsum oder der Ernährung?
Na klar! Da hat sich in den letzten Jahren viel getan - ich hoffe nicht nur bei mir, sondern bei allen. Ich überleg mir an vielen Stellschrauben, wo ich etwas verändern kann: Müll vermeiden, Transportarten verändern und auch die eigene Ernährung überdenken. Da bin ich allerdings leider nicht so konsequent wie ich es mir manchmal wünschen würde.
Ich merke das auch bei meinen Kund*innen, die als Veganer*innen oder zumindest Vegetarier*innen immer jünger werden. Da ist einfach ein deutlich größeres Bewusstsein für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Umwelt, da sie natürlich noch länger etwas von der Welt haben werden und sie deshalb schlauer gestalten wollen, als die Generationen vor ihnen.
Unsere Generation ist bestimmt auch schon auf einem guten Weg, aber wenn man sich Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren anschaut, dann sind die uns weit voraus. Den großen Unterschied können wir vielleicht als Kleinkonsumenten gar nicht machen, aber nur auf die Industrie zu warten, ist auch keine Lösung.
So schau ich mit meiner Familie und dem Umfeld regelmäßig, wo wir noch etwas verändern können - Seife statt Shampoo, keine Plastikflaschen mehr,… und in kleinen Schritten geht’s immer weiter.
Ich erinnere, dass in NY wirklich an jeder schäbigen Klitsche „best pizza in town“ stand. Los geht’s, was macht für Dich eine sehr gute Pizza aus?
Ich war noch nicht in New York aber scheint so, als müsse ich das irgendwann mal ändern. Und wenn es nur für die Pizza ist, denn ich bekomme schon mit, welchen Stellenwert die da hat. Mir begegnen sehr viele Videos, Blogs und Menschen die dort ganze Stadtteile nach Pizzen aufteilen und dabei auch nicht vergessen, dass es unterschiedliche Pizza-Arten gibt.
Und das ist auch meine Philosophie: Ist doch super, dass es ganz viele Styles gibt, in denen man Pizza kredenzen kann. Wie langweilig wäre es, wenn es EINE Art Pizza gäbe? Ich hätte bei mir auch gar keine Lust ein dickes slice voller triefendem Käse anzubieten, aber wie gut wäre es, das in perfekter Ausführung mal wieder zu essen? Das liebe ich.
Die Abwechslung macht’s. Und ich finde es mittlerweile in Hamburg auch echt super, wie viel unterschiedliche, gute Pizzen es gibt. Für ganz viele unterschiedliche Liebhaber*innen. Puristisch oder verrückt. Marinara oder Ananas. Dünner Teig oder dicker Teig. 6 Euro oder 18 Euro.
Danke Siggi. Das Interview führte Henning Heide.
Wir möchten Euch hin und wieder spannende Menschen aus unserem Umfeld vorstellen. Menschen, die gerne Sport treiben, aber auch eine Geschichte drumherum zu erzählen haben.
Dies werden auch mal Sportler*innen sein, bei denen der Sport im Lebensmittelpunkt steht. Aber auch Menschen, bei denen der Sport eben nur eine schöne Nebensache ist, wie wohl bei den meisten von uns.
Menschen, die ein klassisches Handwerk ausüben oder liebevoll ausgewählte Materialien und Zutaten für Ihre Arbeit schätzen. Menschen, die sich für andere einsetzen oder zentrale gesellschaftliche Themen. Ob im großen oder kleinen Stil ist dabei völlig egal.
Es wird zu viel geschimpft, verzweifelt und der Kopf in den Sand gesteckt. Meckern hilft nicht. Deshalb schauen wir nach dem Gegenteil - dem Wunsch nach Veränderung und dem Willen diese Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
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When you start running it might be hard, and you might struggle to motivate yourself to carry on. To keep moving. However, if you keep moving, you might get lucky enough to enter a beautiful state of flow and ease. When the only thing that matters is putting one foot in front of the other. No other activity really boils down to this pure simplicity – one foot in front of the other. Keep moving forwards.
There are quite a few ways to make your running more mindful and present, and it might bring a little bit more ease to your step. As well as offer some rest to the mind. So, let’s begin with the simple idea of putting one foot in front of the other. To keep moving.
When you run, focus on your feet. Notice how you land on your feet and whether it is the heel, midfoot or ball of the foot that touches the ground first. Notice which part of the foot is the first one to lift again and feel the way the foot moves away from the ground. Observe how long each foot is fully on the ground. Is there a moment when both feet are in the air together?
There might be changes taking place as you observe your movement. However, try not to analyse it, instead acknowledge that they are there. See how long or short your step is. And when you get tired, again, bring your awareness back to the feet, and concentrate on that simple act of putting one foot in front of the other. To keep moving.
During your run notice the quality of your breath. Is it fast or slow, shallow, or deep, smooth or coarse? Perhaps sections of your breath are coarse, and parts feel smooth, notice it. Note whether you are breathing through the mouth or nose, or maybe you are inhaling through the nose and exhaling through the mouth or vice versa. Don’t change anything. Instead, acknowledge and observe your breath.
It is well known that a comfortable running pace is the one where you can easily hold a conversation with someone without losing the breath. As you run, see if you can find this comfortable running pace, notice your breath in this running pace. Observe what happens if you speed up or slow down.
From time to time keep checking in on the quality of your breath. Notice when you struggle during your run, you might tend to hold your breath. See if you can release the tension and allow your breath to come and go, even when you start to struggle physically. At the end of your run, once again check in on the quality of your breath.
Notice whether the inhale is longer than the exhale or whether the exhale is longer than the inhale. Acknowledge where in your body do you feel your breath the most before, during and after your run. As you run, remember, that your body knows how to breathe, trust your body.
There are many theories and perceptions of the most efficient running posture. Nonetheless, it is worth remembering that all our bodies are unique, so an efficient running posture will look different on different bodies. The best way to discover your own most efficient running posture is to get to know your body.
At the beginning of your run notice the way your body feels. Notice how you carry yourself. Be fully aware of the way you position yourself as you keep moving. Be aware of each part of your body. When you start to feel tired, observe the changes within your posture and the way your body moves. What happens if you consciously come back to that posture that you started your run with? Does it bring more ease to your movement?
Try and speed up. How does the body feel and respond? When you open your chest and relax through your shoulders, do you feel more ease in your body? Check the position of your head, are you leaning forward? You might bring your head back above the shoulders, how does it feel now? Try and consciously bring ease to your body and your movement. Allow your body to soften, let go of the tension, and notice what happens.
As you get to know your body, and discover the most efficient way to run, it might be useful to create a mental check list. Thereby, when moving forwards gets challenging, you can go through your mental check list and bring back ease to your run. To keep moving.
It doesn’t matter whether you run in an urban area or you are surrounded by all the abundance of Nature’s beauty, it is beneficial to be aware of the landscape around. Acknowledge the various sounds as you run, don’t try to name them or associate whether they are pleasant or not. Just acknowledge that they are there. Acknowledge the soundscape.
Then move to your sense of gaze. Look around, what do you see? Look above, left to right and below. Become aware of your surroundings through the sense of gaze.
Now move to your sense of touch. How does the ground beneath your feet feel? Is the air cold or warm? Observe, take in the landscape around through the sense of touch.
Bring the awareness to your sense of smell, take a few deeper breaths through the nose. What scents can you smell? Again, don’t try to name them or associate whether they are pleasant or not, just gather the information. As the sense of smell is directly linked with the sense of taste, what do you taste? Is it the salt on your lips from perspiration or food that ate before you went out for a run?
Possibly you are already tasting the food you will eat once you are done with the run. See if you can keep all your five senses awake throughout your run. Become fully aware of the landscape around you through your senses. As you awaken your senses, the well-trodden running route might become new and filled with the unknown.
The question that most runners struggle to answer is: What did you think about during your run? Sometimes one might even go out for a run to solve a problem, to think about something, only to come back and realise that it didn’t happen. These awareness practices are mental reminders to become more in tune with your body and Nature; to bring your mind back to the present moment and each step. To keep moving.
About the author: Baiba is a meditation and forest therapy facilitator, writer, runner and creator of Run to Plant Trees initiative. Baiba is also experimenting with rather extrem events for body and mind, like meditating 10 days in a row for 11 hours per day without speaking with someone or seeing somebody. Or running 24 hours on a 400 m running circuit. www.baibasustere.com
Pictures:
Yoav Aziz (hero pic)
rosario janza
Merri J
Judith Ekedi
Federico Respini
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Inhaltsübersicht
In vielen Lebensbereichen des Alltags hinterfragen wir mittlerweile die Produkte, die wir tagtäglich nutzen und konsumieren.
Bei Lebensmitteln, Autos und Mode ist dies der Fall. Wir kaufen bio, fair, regional, achten auf Ökobilanzen und mögliche Schadstoffe.
Doch bei einigen Produktgruppen schauen wir noch nicht so genau hin. Zum Beispiel bei Elektronikgeräten wie unseren Smartphones, Notebooks oder Flat-TVs. Oder auch bei unserer Sportkleidung und unseren Sportschuhen.
Wenn Du diesen Artikel gelesen hast, wirst Du ein sehr gutes Verständnis davon haben, was aktuell “nachhaltige Sportkleidung” bedeutet.
Wir beleuchten das Thema kritisch und geben Dir wichtige Impulse mit auf den Weg, um bessere Kaufentscheidungen zu treffen.
Außerdem erfährst Du in diesem Beitrag, dass runamics auch nicht alles richtig macht aber andere Wege geht als der Rest der Branche und dadurch zu einem kleinen Pionier wird.
In der Textilindustrie und auch in vielen anderen Branchen wird immer versucht die verschiedenen Materialien miteinander zu vergleichen. Bei Textilien versucht man den ökologischen Fußabdruck der verschiedensten Fasern miteinander zu vergleichen.
Dabei kommt man dann zu sehr plakativen Vergleichen wie:
Man könnte dieses Spiel immer so weiter spielen. Am Ende gibt es immer Argumente, die für das eine Material und gegen das andere sprechen.
In unseren Augen gibt es jedoch in jedem Fall einige wichtige Argumente, die dagegen sprechen in der Sportindustrie so weiter zu machen wie bislang.
Die heute im Markt verkaufte Sportkleidung und -schuhe sind zu nahezu 100% aus konventionellem Plastik wie Polyester, Polypropylen, Polyamid (aka Nylon), Elasthan, Polyurethan, Ethylen-Vinylacetat, usw. gefertigt. Alles vergleichsweise sehr günstig zu produzierende Materialien mit guten Eigenschaften im Hinblick auf Formen, Farben und Gewicht.
Das die Sportklamotten aus Plastik sind, wäre per se gar nicht unbedingt ein Problem. Die folgenden Punkte machen es aber zu einem.
Zur Herstellung dieser Plastik-Materialien werden häufig bedenkliche Substanzen verwendet, die eigentlich nicht für Mensch oder Natur gedacht sind. So zum Beispiel Antimontrioxid, welches in sehr sehr großen Mengen für die globale Produktion von herkömmlichem Polyester genutzt wird.
Es gilt als potentiell krebserregend. Bestimmte Oeko-Siegel legen einen Grenzwert für Antimon fest, der noch in Produkten enthalten sein darf. Aber die Frage ist doch, sollte es überhaupt enthalten sein? Will man es auf der Haut tragen und darin schwitzen? Diese Frage mag rhetorisch klingen, doch wir stellen sie uns leider viel zu selten bzw. hinterfragen nicht, was wir an uns heran lassen.
Sporttextilien aus den o.g. Materialien wurden über Jahrzehnte für die Funktionalität entwickelt. Das heißt sie sollen schnell trocknen, leicht sein, günstig in der Fertigung und sehr flexibel in der Gestaltung sein. Es wurde jedoch kein einziger Gedanke daran verschwendet, was nach dem Tragen mit den Produkten passiert.
So kommt es, dass die Produkte aus den Materialien auf keinen Fall dafür entwickelt wurden, um in der Umwelt zu landen, verbrannt zu werden oder recycelt zu werden.
Viele der Sporttextilien und -schuhe landen jedoch noch immer auf legalen oder illegalen Deponien in ärmeren Ländern. Die Sneakerjagd des Journalistenkollektivs Flip aus Hamburg hat dies in 2021 sehr anschaulich bewiesen: Unsere alten Sachen landen tonnenweise in Ländern, in denen es keine funktionierenden Abfall-Infrastrukturen gibt. Selbst wenn sie dort nochmal im 2nd Hand Markt Verwendung finden, landen sie danach im besten Fall auf einer Deponie, im schlimmsten Fall im Fluss oder im Feuer (ohne Filteranlagen).
Sportkleidung wird getragen und dann weggeworfen. Entweder in die Altkleidersammlung oder in den Hausmüll. In einigen Ländern wird der Hausmüll meist thermisch verwertet, d.h. verbrannt. Verbrennt man die o.g. Materialien, entstehen wiederum teils belastete Nebenprodukte in Form von Ascheschlacke. Neuer Sondermüll, um den man sich kümmern muss.
In vielen Ländern, auch in Europa, wie Luxemburg oder Italien, landet noch viel Müll auf klassischen Mülldeponien. Die Plastikshirts, Shorts und Schuhe enden in diesem Fall also in der Umwelt.
Doch sie sind allesamt nicht biologisch abbaubar. So bleiben deren Rückstände dort bis in die Ewigkeit bzw. werden Futter für Tiere und Organismen.
Mittlerweile ist Mikroplastik jedem ein Begriff. Dabei unterscheiden wir zwischen zwei verschiedenen Typen.
Zum einen gibt es das sogenannte “dry shedding”. Wenn man mit dem Laufschuh auf der Straße läuft, reibt sich die Sohle ab und das giftige Mikroplastik landet in Boden, Wasser und der Luft. Auch Textilien verlieren beim Sport kleinste Fasern. Sie werden also Teil der Luft die wir atmen.
Beim sog. “wet shedding” brechen die Textilfasern in der Waschmaschine und kleinste Partikel waschen sich heraus. Diese sind so klein, dass sie nicht gefiltert werden können und somit in unsere Wasserkreisläufe gelangen.
Deshalb findet man rund um den Globus textiles Mikroplastik in den Meeren und Flüssen. Das wäre weniger problematisch, wenn wir nicht die einführend genannten Probleme hätten:
Wäre keine schädliche Chemie in dem Mikroplastik und wäre es biologisch abbaubar, dann würde es wohl langfristig auch keinen Schaden anrichten können.
Falls Dich das Thema Mikroplastik interessiert, schau gerne in diesem Blogpost vorbei.
Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass Kunstfasern der Teufel per se sind. Wir setzen auch auf Kunstfasern, nur eben biologisch abbaubare. Dazu aber später mehr.
Wir müssen realistisch sein und verstehen, warum das Verbannen von Rohöl nach aktuellem Wissensstand nicht immer sinnvoll ist.
Grundsätzlich kann man sagen: Öl verbrennen → Nein, Öl für schlaue Produkte nutzen → Ja.
Fossile Ressourcen zu verbrennen ist weniger klug. Sie gezielt für gute Produkte einzusetzen, die im technischen oder biologischen Kreislauf zirkulieren können, jedoch schon.
Rohöl ist von seiner chemischen Beschaffenheit ideal dafür geeignet, um daraus Kunststoffe zu fertigen (das ist wohl mittlerweile jedem klar).
Wenn wir davon ausgehen, dass wir aufgrund der Energiewende in der Zukunft bedeutend weniger Rohöl und Erdgas in großen Mengen verbrennen müssen (hoffentlich), dann ist wieder ausreichend Rohöl vorhanden, um daraus schlaue Produkte zu fertigen.
Denn aktuell verbrennen wir den absolut größten Teil einfach in unseren Autos, Heizungen, Fabriken und Flugzeugen, was natürlich Quatsch ist. Es verpufft wortwörtlich und hinterlässt dabei nichts Gutes (schädliche Treibhausgase wie CO2 und Feinstaub).
WICHTIG ist nur, dass synthetisch gefertigte Fasern der Umwelt später nicht zur Last fallen können. Sie müssen sich also entweder in einem technischen Kreislauf bewegen (d.h. man kann daraus gleichwertige Produkte fertigen) oder, wie in unserem Fall, im biologischen Kreislauf, d.h. sie sind biologisch abbaubar. In einer idealen Welt würden Materialien für beide Kreisläufe funktionieren (biologisch abbaubare Kunststoffe die gleichzeitig recycelbar sind).
Natürlich dürfen wir alle Rohstoffe nur in dem Maße nutzen, wie es für den Planeten verträglich ist. Das gilt aber ja nicht nur für Rohöl, sondern auch für alle anderen Ressourcen, die weniger in der Öffentlichkeit stehen (wie Sand, Holz oder Edelmetalle).
Hinzu kommt, dass der globale Textil-Hunger nicht ausschließlich durch pflanzliche Fasern gedeckt werden könnte. Auch nicht durch Cellulosefasern wie Lyocell, was aus Holz produziert wird. Der Grund ist einfach: es gäbe gar nicht ausreichend Anbaufläche. Da die Bevölkerung wächst, werden in Zukunft mehr pflanzliche Nahrungsmittel benötigt. Dafür wiederum brauchen wir die Anbauflächen.
Selbst wenn ausreichend Flächen auch für Pflanzen zur Textilproduktion verfügbar gemacht würden (z.B. durch schädliche Waldrodung), so würden wir wieder in massive Monokultur-Probleme laufen. Knapp 70% des weltweiten Textilfaseranteils werden aktuell aus Polyester, also auf Basis von Erdöl produziert.
Das sind viele Millionen Tonnen jährlich. Man stelle sich vor, man würde all das nun auf Basis von Holz, Baumwolle, Hanf oder Rizinuspflanzen produzieren wollen. Wo pflanzen wir denn dann den Mais für die ganzen Schweine und Kühe an, die wir uns später auf den Burger legen wollen? ;-)
Foto: Rizinus-Plantage in Südamerika, La Rivera S.A.
Wir müssen also zwangsläufig mit (kreislauffähigen) synthetischen Fasern arbeiten, wenn sich das globale Konsumverhalten nicht massiv verändert. Wovon wir derzeit leider nicht ausgehen können.
Es ist durch den öffentlichen Druck sicherlich schon viel im Hinblick auf ethisch korrekte Arbeitsbedingungen passiert. Und auch Gesetze wie das kommende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz werden weiteren Fortschritt bringen.
Doch wenn ein genähtes Polyestershirt im Einkauf weniger als 2 EUR kostet, inklusive dem Material, dann lässt das durchaus Fragen aufkommen, ob das Personal in der Näherei wirklich fair bezahlt und behandelt wird.
Bildquelle: Alibaba.com
Wie bei allen Dingen sind die von mir verursachten Probleme vielleicht nicht direkt für mich spürbar, aber langfristig und global gesehen werden sie es.
Wenn es eine Person macht, hat es keinen Einfluss. Wenn es jedoch sehr viele Menschen machen, dann können sich daraus regelrechte Umweltkatastrophen kumulieren.
Mittlerweile sind alle Umweltprobleme so richtig problematisch, weil wir alle an der Verursachung der Probleme teilnehmen. Wir sind einfach mittlerweile sehr viele Menschen und wollen ein Leben in gewohntem oder immer besseren Standard leben.
Und so ist es auch bei den Sporttextilien.
Wir alle kaufen immer mehr und schmeißen immer mehr davon weg. Irgendwo muss es ja bleiben. (Zum Thema Fast Fashion in der Sportindustrie schau gerne hier vorbei).
Und das ganze Mikroplastik in Wasser, Erde und Luft ist ebenfalls eine Konsequenz der großen Mengen. Es ist einfach mittlerweile überall und wir können noch nicht absehen, welche Langzeitschäden auch im menschlichen Körper dadurch verursacht werden. Tag für Tag werden viele weltweit viele Tonnen Mikroplastik durch unsere Waschmaschinen in die öffentlichen Gewässer gespült und durch die Luft gewirbelt.
Der Begriff “nachhaltig” ist mittlerweile sehr zu Schaden gekommen. Grund dafür ist, dass es eine Begrifflichkeit ist die sehr viel Interpretationsspielraum zulässt.
Jeder Mensch und jedes Unternehmen kann etwas völlig anderes darunter verstehen. Und genau dieser Mangel an Klarheit hat auch in der Sportindustrie dazu geführt, dass im Prinzip jedes Unternehmen seine Sportkleidung als nachhaltig bezeichnen kann.
Bildquelle: Dortex
Die meisten von uns verbinden mit vegan automatisch den Begriff Nachhaltigkeit. Dies ist häufig ein Trugschluss. Nur weil ein Material oder Produkt frei von tierischen Stoffen ist, muss es nicht gleichzeitig umweltfreundlich sein. So ist es ja bei der Ernährung auch, nur weil der Burger + Pommes vegan sind, heißt dies nicht, dass sie gesund sind.
Wenn man sich als Sportunternehmen schnell als “nachhaltig” positionieren möchte, dann liegt es für viele nahe, die Produkte als vegan zu deklarieren. Gerade bei Textilien aus reinen Kunstfasern ist dies häufig einfach machbar.
Was viele jedoch nicht wissen: selbst Textilien aus Naturfasern, wie z.B. aus 100% Baumwolle, sind häufig nicht vegan. Im Verarbeitungsprozess der Fasern und Garne kommen oft tierische Nebenprodukte (wie Harnstoff, Fette) zum Einsatz.
Bildquelle: Fashion Revolution Schweiz
Ein weiteres Thema in der Nachhaltigkeits-Diskussion sind die Arbeitsbedingungen, unter denen Produkte gefertigt werden. Alles wo fair draufsteht, gilt für viele automatisch als “nachhaltig”. Häufig ist es sicherlich richtig, dass achtsame Unternehmen, die für faire Arbeitsbedingungen in ihrer Wertschöpfungskette sorgen, auch bei den Materialien auf Umweltfreundlichkeit achten, jedoch hat das eine faktisch nichts mit dem anderen zu tun.
Zudem muss man verstehen, dass viele Wertschöpfungsketten extrem komplex sind. Um ein Produkt herzustellen, sind meist sehr viele Materialien und Produktionsschritte notwendig, die irgendwo auf der Welt ihren Ursprung haben. Bei Textilien ist dies recht anschaulich zu erklären:
Ihr seht, man könnte diese Liste immer so weiter führen. Es ist also sehr komplex faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfung sicherzustellen und für die meisten Unternehmen ist es nahezu unmöglich, dies komplett zu gewährleisten.
Faire Sportmode ist also gar nicht so einfach.
Bildquelle: TÜV Nord
Der Begriff per se ist sehr irreführend. Kein Mensch und keine Firma kann zur heutigen Zeit CO2 neutral sein. Dennoch ist der Begriff en vogue und einfach verständlich. Er hat sich mittlerweile etabliert. Wie auch der Begriff Nachhaltigkeit selbst.
Wenn Firmen heute behaupten, sie seien CO2-neutral, so bedeutet das, dass sie ihre Emissionen berechnen und durch sogenannte Klimazertifikate kompensieren.
Das Geld der Zertifikate landet in Umweltprojekten, z.B. in dem Bäume gepflanzt oder Wälder geschützt werden, die ja CO2 binden. Dies ist im Grunde durchaus ein sinnvolles Vorgehen, denn man kann sinnvolle Projekte unterstützen, die anderswo auf der Welt einen positiven Einfluss auf die Emissionen haben. Es hat aber keinen direkten Einfluss auf die CO2 Emissionen eines Unternehmens.
Auch runamics ermittelt jährlich rückwirkend die verursachten CO2 Emissionen und unterstützt entsprechende Projekte über den Kauf von Zertifikaten. Zeitgleich versuchen wir, unsere Emissionen zu reduzieren wo es möglich ist.
Heute kann sich jedes Unternehmen damit recht unkompliziert das “Nachhaltigkeitslabel” verpassen.
Die meisten Unternehmen in der Sportindustrie stürzen sich aktuell auf recyceltes PET (rPET), primär aus alten PET Flaschen. Was zunächst total sinnvoll klingt, sollte jedoch aus folgenden Gründen kritisch hinterfragt werden:
Nicht überall wo "bio based" drauf steht ist auch "bio based" drin
Bei Materialien gibt es einen Unterschied zwischen biobasierten und biologisch abbaubaren Materialien. Biobasiert bedeutet, dass das Ausgangsmaterial biologischen Ursprungs ist. Biologisch abbaubar heißt, dass sich das Material biologisch abbaut. Ein Material was biobasiert ist, ist jedoch oft nicht abbaubar (z.B. Kunststoffe aus Rizinusöl). Und biologisch abbaubare Materialien sind nicht automatisch aus biobasierten Rohstoffen (z.B. das von uns verwendete Cradle to Cradle zertifizierte Polyester).
Man muss auch bei den als “biobasiert” deklarierten Produkten genauer hinschauen. Einige Firmen arbeiten mit Materialien wie Rizinus-Öl und bewerben sie als "bio-based". Doch wenn man ins Detail geht bzw. nachfragt, wird man in vielen Fällen feststellen, dass diese Materialien nur zu einem Teil biobasiert sind. Ein Großteil der benötigten Hilfsstoffe zur Herstellung dieser "biobasierten" Materialien basiert weiterhin auf Rohöl-Produkten. Wenn ihr Euch unsicher seid, fragt einfach mal im Detail beim Hersteller nach (teilt Eure Erfahrungen gerne mit uns).
Wenn man es oberflächlich betrachtet, dann ist in gewisser Weise jedes Material biologisch abbaubar. Es dauert nur teilweise sehr sehr lange, bis sich bestimmte Materialien zersetzen. Bei Interesse schau mal in diesem Utopia-Beitrag vorbei, hier werden die verschiedenen Abbau-Zeiten miteinander verglichen, die von wenigen Wochen bis zu tausenden Jahren reichen. Bei vielen Kunststoffen (Plastik) verbleiben selbst nach der augenscheinlich erfolgreichen Zersetzung kleinste Partikel, die sich nicht auflösen.
Als biologisch abbaubar werden Materialien bezeichnet, die sich schneller zersetzen, als gewöhnliche vergleichbare Materialien mit dem Ziel, dass diese der Umwelt nicht auf Ewigkeiten zur Last fallen.
Biologisch abbaubar nicht gleich kompostierbar. Man sollte solche Materialien also nicht einfach in die Umwelt werfen, im Garten vergraben und auch nicht in die Biotonne werfen, wenn nicht explizit kompostierbar darauf steht. Im Idealfall gibt man die Produkte wieder an den Hersteller zurück, der sich um eine professionelle Verwertung kümmert, d.h. industrielle Kompostierung unter kontrollierten Bedingungen. So empfehlen wir es auch bei runamics Produkten.
Der erste Satz der Wikipedia Definition trifft es gut auf den Punkt: Greenwashing oder Greenwash (englisch; wörtlich „grünwaschen“, übertragen: „sich ein grünes Mäntelchen umhängen“) ist eine kritische Bezeichnung für PR-Methoden, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt.
Wenn man bei großen Unternehmen “Greenwashing” Methoden feststellt, dann ist dies häufig noch nicht mal mit böser Absicht passiert. In großen Unternehmen gibt es hierarchische Vorgaben. Aus der Unternehmensführung werden Ziele vorgegeben. Wenn hier nun “Nachhaltigkeit” als Ziel vorgegeben wird, dann müssen die Fachbereiche sich überlegen, wie sie das Ziel erreichen.
Es wird nun an vielen “Fronten” daran gearbeitet, die Marke als nachhaltig zu positionieren und am Ende übernimmt die Marketingabteilung das, was sie für sinnvoll in der Kommunikation erachtet. Zwischen Produktentwicklung und Marketing läuft die Kommunikation meist nicht optimal. Es entstehen Werbebotschaften mit großen Versprechen, während die Produktentwickler wahrscheinlich zurückhaltender wären.
Wenn Dich Zusammenspiel von “Nachhaltigkeit” und Marketing interessiert und Du Bespiele kennenlernen willst, die genau NICHT Greenwashing sind, dann solltest Du unbedingt beim Marketing for Future Award vom Verein für klimapositives Verhalten e.V. aus Berlin vorbeischauen. Jedes Jahr werden von einer Jury bestehend aus Wissenschaftlern und Marketing-Fachleuten vorbildliche Marketingaktionen prämiert. runamics hat in 2021 den Bronze-Award für seine umweltfreundliche Sportkleidung gewonnen, worauf wir natürlich sehr stolz sind.
Wir sind absolut kein Fan von Fingerpointing und wollen hier keinem Unternehmen etwas unterstellen. Doch es gibt Beispiele, die sich ganz gut eignen um Greenwashing zu erklären, auch wenn das Unternehmen keine bösen Absichten damit hatte.
Wie dieses Beispiel von Nike: Als Nike Better World betitelt, aus PET Flaschen gefertigt (Sackgassenwirtschaft, siehe oben) und dann auch noch Katar als Partner, ein Land, welches in vielerlei Hinsicht als Paradebeispiel dienen könnte, was exakt nicht nachhaltig oder “better world” ist. Wen es interessiert, dieser Spiegel Artikel thematisiert es differenziert.
Es gibt in der Textilwelt sehr viele Produkt- und Unternehmens-Zertifizierungen. Nicht alle sind für Sportunternehmen von Bedeutung, da einige Textilzertifizierungen keine Kunstfasern akzeptieren. Anbei ein kurzer Überblick über aktuell wichtige Zertifzierungen für nachhaltige Sportkleidung. Wenn Du etwas tiefer eintauchen möchtest, können wir den Guide von Greenpeace empfehlen. Das letzte Update war 2018, es ist aber dennoch aktuell.
Nach vielen Gesprächen mit Experten und Wissenschaftlern aus der Kreislaufszene im Bereich Textil haben wir folgende Faustregel gelernt:
Solange Textilien nicht im großen Stil eingesammelt werden, um professionell weiterverarbeitet zu werden, müssen sie so entwickelt sein, dass sie für die Umwelt unschädlich sind.
Das heißt, die Textilien müssen biologisch abbaubar und zudem umweltsicher sein, wenn sie weiterhin in der Umwelt landen.
“Umweltsicher” ist der Fachbegriff für Materialien, die keinerlei schädliche Substanzen in sich tragen, die einem Lebewesen oder Organismus schaden könnten. Und genau diese beiden Kriterien setzen wir bei unseren Neuentwicklungen an.
Aus diesen Gründen, und weil wir denken, dass die Sportlergemeinde es verdient “gesunde” Textilien zu tragen, ist unser Leitstern das Kreislaufkonzept Cradle to Cradle, wie oben erläutert. Hier erfährst Du mehr zu C2C.
Unser Anspruch ist es ein neues Sportgefühl durch gesunde Sporttextilien zu erzeugen.
Zudem setzen wir uns damit für eine Welt ohne Textilmüll ein. Davon gibt es schließlich viel zu viel und es ist wichtig, dass kein neuer hinzu kommt.
Wir arbeiten dafür aktuell mit folgenden Materialien:
Biologisch abbaubare synthetische Fasern, wie biologisch abbaubares Polyester oder biologisch abbaubares Elasthan. Die chemische Struktur dieser hochinnovativen Materialien wurde verändert, um sie biologisch abbaubar zu machen. Außerdem wurden giftige Chemikalien komplett aus dem Produktionsprozess ausgeschlossen, um sie für Mensch und Natur unbedenklich zu machen. Nicht umsonst sind reinen Materialien Cradle to Cradle-Gold oder sogar Platin zertifiziert. Echte "Game Changer", die industriell kompostierbar sind und zu 100% umweltsicher.
Naturfasern, wie Bio-Baumwolle oder Merinowolle (mulesing-frei). Beide Materialien werden seit Jahrhunderten zur Herstellung von Kleidungsstücken verwendet. Merinowolle hat hervorragende funktionelle Vorteile, zum Beispiel ist sie antibakteriell und nimmt kaum Schweißgeruch an. Sie hält warm wenn es kalt ist und kühlt, wenn es warm ist. Baumwolle ist langlebig und sehr weich. Unsere Väter sind ihre Marathons in Baumwollshirts gelaufen, warum können wir das nicht auch? Naturfasern sind per Definition biologisch abbaubar.
Regenerative Fasern, wie Tencel Lyocell von der Firma Lenzing. Eine sog. Regeneratfaser mit Holz als Rohmaterial. Sie wird in einem geschlossenen Kreislaufsystem hergestellt, um die Chemikalien in der Fabrik zu belassen und wiederzuverwenden. Eine sehr weiche und kühlende Faser, die bereits diverse Nachhaltigkeitspreise gewonnen hat. Auch diese Faser ist kompostierbar.
Synthetische Fasern mit verbesserter biologischer Abbaubarkeit. Für unsere Tights verwenden wir aktuell ein Polyamid mit dieser Eigenschaft. Auch hier wurde der chemische Aufbau verändert, um die biologische Abbaubarkeit zu ermöglichen. Typisches Polyamid braucht viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte, um sich zu zersetzen, dieses hier braucht nur etwa 5 Jahre, wenn es auf einer Deponie landet. Das Material wird in Italien gefertigt.
Wir fertigen unsere Textilien in unterschiedlichen Ländern. Hier lernst Du mehr darüber, wo wir was machen.
Die Tatsache, dass wir uns auf die sogenannte biologische Kreislauffähigkeit konzentrieren, macht uns in gewisser Weise zu einem “Outlaw” in der Branche, aber auch zum Pionier. Wie oben beschrieben setzt die Industrie gerade verstärkt auf recyceltes PET, weil es keine große Umstellung für die Unternehmen bedeutet.
Doch genau das gefällt uns und wir nehmen uns der Herausforderung an. Unseren bisherigen Kunden gefällt genau dies: unbedenklich für sie und ihre Gesundheit und gleichzeitig unbedenklich für die Umwelt. Schließlich trainiert das Gewissen ja auch mit.
Mit diesem Beitrag wollen wir folgende Dinge unterstreichen:
How much time do you spend outdoors? Make a guess.
Studies show that on average in North America and Europe a person spends 90% of their life indoors.
Let’s break this down a bit more to make it applicable to day-to-day life. There are 24 hours in a day, of this on average a person will spend only 2 hours outdoors. This may not sound too bad, especially when you consider that around 8 hours of this indoor life you spend sleeping.
So, let’s tease this out a bit more. When we hit the age of 30, we have spent 27 years indoors. When we look at it this way, it seems intuitive and obvious that we should spend more time outdoors.
The seasons of Autumn and Winter are the time of the year when one might more prominently notice the symptoms of SAD (Seasonal Affective Disorder). This is directly affected by the shorter and darker days. We wake up during the dark, go to work, commute back home during the dark, without seeing or enjoying sunlight sometimes for days on end. SAD is linked with the disruption of natural sleep/wake cycle or circadian rhythms during the winter months.
To calibrate our circadian clock, we need exposure to sunlight, which in return will improve our sleep quality and improve our overall mental wellbeing. A lack of exposure to natural sunlight can create havoc of our internal clock, which can disturb our eating and sleeping patterns, negatively impact our mood and increase stress levels.
There are plenty of benefits in exercising outdoors throughout the year, however it is essential to keep exercising outdoors during winter months. This helps the body regulate its circadian clock, gives a boost of self-esteem, lowers stress levels, and improves overall mental wellbeing.
From the physical side, exercising outdoors during the winter months equally improves the immune system and can help to fend off seasonal flu and colds, lowers blood pressure, and it allows the lungs to enjoy fresh air. Even short periods outdoors can improve mental and physical wellbeing.
To reap these benefits, it is enough to spend 120 minutes a week in contact with nature. As little as 20 minutes each day.
When motivation levels are low, focus on the great feelings that you feel after a workout - the boost of energy that arrives when you smash that session in rain and cold. Draw on these feelings and let them fill you up and be your motivation for the next movement session outside.
Don’t limit your exercises, experiment! This might be a year to try wild swimming. To move from roads to trail runs or vice versa. Try to use your surroundings as your workout equipment - benches, trees, walls. Or join a local parkrun group. The options are endless.
To improve your physical and mental wellbeing during the winter months by exercising outdoors, find your motivation. Prepare for the exercise accordingly with appropriate clothing (don’t forget your hat and gloves) and head out the door.
And after this simple act follows a multitude of benefits for the mind and body, as well as nature. As we spend more time outdoors, we also feel inclined to protect these green and wild spaces around us.
Have fun and enjoy!
Your Baiba
About the author: Baiba is a meditation and forest therapy facilitator, writer, runner and creator of Run to Plant Trees initiative. www.baibasustere.com
Let´s face the facts: jeder von uns kennt mindestens eine Person, die davon schwärmt wie toll Yoga ist. Viele von uns haben Yoga selbst schon einmal ausprobiert. Einige wenige praktizieren es regelmäßig.
Viele, die es noch nicht ausprobiert haben oder nur mal halbherzig reingeschnuppert haben, sagen: "das ist nichts für mich".
Ich selbst gehöre zur letzten Gruppe. Meine Frau hat mir mal die Teilnahme an einem Kurs geschenkt. Ich bin dann abends gestresst nach der Arbeit dort hin. Sollte direkt von 100 auf Null runterkommen, die Augen schließen und Übungen machen, die von außen aussehen, als würden die Leute einschlafen.
Nun ja, am Ende habe ich keine Übung so hinbekommen wie die anderen Teilnehmer. Viel zu kurze Muskeln, völlig ungelenkig. Also tat ich es ab mit einem einfachen "das ist nichts für mich, ich bleibe beim Laufen".
Dabei ist es gar keine Entweder-Oder-Frage, sondern etwas, das zusammengehört.
Yoga ist die absolut perfekte Ergänzung für Läufer*innen. Die Bewegungen beim Laufen sind extrem monoton. Links, rechts, links, rechts, ... you know the game. Immer im gleichen Laufstil, meistens sogar die gleiche Strecke auf dem gleichen Untergrund.
Kein Wunder also, dass die Muskulatur und Gelenke sich primär an diesen Bewegungsablauf gewöhnen. Die Konsequenz sind oft Knie-, Rücken-, Fuß- oder Hüftprobleme. Stocksteif.
Beim Yoga werden die Muskeln gedehnt (gerade wichtig für Beine und Hüfte) und auch gestärkt (gerade wichtig für den Rumpf). Wenn man ein paar gute Yoga-Übungen in seine Woche integriert, dann kann man nicht nur Verletzungen vorbeugen, sondern auch seine Laufperformance verbessern. Mit besser gedehnten Muskeln werden die Schritte länger. Durch die Stärkung der Rumpfmuskulatur verbessert sich die Haltung.
Wir haben unsere Freundin Mirjam aus Amsterdam gefragt, ob Sie uns ihre liebsten Yoga Übungen zeigen kann. Sie ist Ultra-Läuferin und Yoga-Lehrerin. Zudem hilft sie anderen Menschen dabei, Lauf-Trainingspläne zu entwickeln, die komplett individuell zur Person und deren Alltag passen.
Diese 6 Übungen wollen wir Dir hier vorstellen. Am besten versuchst Du es direkt nach dem nächsten Lauf.
Enjoy!!
Alle hier gezeigten Yoga Posen sind ideal für nach dem Laufen, wenn die Muskulatur noch schön warm ist. Jede Pose sollte mindestens 30 Sekunden gehalten werden. Danach bitte die Seite wechseln.
Ein perfekter Hamstring Stretch, um die Rückseite der Oberschenkel gut zu dehnen. Die Arme sind gestreckt, der Kopf bleibt entspannt. Man kann sich vorstellen, jemand würde einen an der Hüfte nach oben ziehen (damit der Rücken lang bleibt).
Es gibt 2 Optionen:
1) beide Fersen nach unten
2) Ein Knie beugen, dann das andere: auf den Zehen stehen, dann die Ferse wieder in Richtung Boden bringen (gerne ein paar Mal wiederholen)
Diese Drehbewegung dehnt die Außenseite der Oberschenkel, zwischen Knie und Hüfte. Gerade stehen, den linken Fuß neben den rechten stellen. Dann nach vorne beugen und das vordere Bein beugen (das linke). Die linke Hand Richtung Boden bringen, den rechten Arm nach oben strecken. Je nachdem was für den Nacken angenehm ist, entweder zur Seite, oder nach oben schauen.
Danach das Gleiche auf der anderen Seite wiederholen.
Dehnt die Oberseite der Oberschenkel. Auf den Boden setzen, ein Bein bleibt gestreckt, das andere angewinkelt. Je nachdem wie intensiv der Stretch ist, entweder aufrecht sitzen bleiben oder die Arme anwinkeln. Optional auch flach auf den Rücken legen. Dann die Seite wechseln.
Ein wunderbarer Hüft-Stretch nach dem Laufen. Auf der Matte das Schienbein so parallel wie möglich zur Matte bringen und auf den Händen aufstützen. Das andere Bein nach hinten ausstrecken. Es ist eine intensive Pose. Falls es zu viel ist, hilft es den vorderen Fuß etwas nach hinten zu bringen und das vordere Knie mehr anzuwinkeln.
Optional kann man den Oberkörper Richtung Matte bringen.
Dehnt die Vorderseite des Oberschenkels am Hüftbeuger. Mit jedem Laufschritt, benutzen wir den Hüftbeuger. Ein Low Lunge wie dieser dehnt und entspannt den Hüftbeuger, was wichtig ist. Auf der Matte ein Bein nach vorn, das andere angewinkelt auf der Matte lassen (gerne ein Kissen unter empfindliche Knie). Die Hüften nach vorne schieben, bis eine Dehnung vorne an der Hüfte gefühlt werden kann. Wichtig ist, dass der vordere Fuß weit genug vorne steht, um einen angenehmen Winkel im vorderen Knie zu behalten.
Angenehm für die Wirbelsäule, den unteren Rücken und die Seite der Oberschenkel. Auf den Rücken legen, das rechte Bein über das linke schlagen, dann beide Beine nach rechts Richtung Boden bringen (so weit wie möglich). Die rechte Hand kann als Gegengewicht gebraucht werden. Gerne auch ein Kissen unter die Knie bringen, falls diese weit vom Boden weg sind.
Den linken Arm nach links ausstrecken. Entweder nach oben schauen, oder den Kopf nach links drehen (je nachdem, was für den Nacken angenehm ist).
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Mikroplastik. Der unsichtbare Umweltverschmutzer über den alle reden, den aber keiner sieht. Jeder kennt Sprüche wie "wem Meeresfrüchte schmecken, dem schmeckt auch Plastik", da die kleinen Teilchen mittlerweile überall sind. Als Textilfirma wollen wir Euch ein wenig aufklären und ein paar Tipps für den Alltag mitgeben, wie man mit dem Thema Mikroplastik zu Hause geschickt umgeht.
Mikroplastik bezeichnet Plastikstücke, die kleiner sind als 5 mm sind. Das ist sehr klein, alles unter 1 mm ist für das Auge eine Herausforderung. Beim Mikroplastik kann man dann nochmal zwischen 2 verschiedenen Typen unterscheiden:
Dazu gehören z.B. die sogenannten Pellets (siehe Bild, bei Schiffsverladungen landen oft viele Milliarden Pellets im Meer). Pellets werden eingeschmolzen, um daraus Plastikprodukte zu fertigen. Weiterhin kommen die kleinen Kunststoff-Teilchen in Form von Granulat in Kosmetik und Hygieneprodukten zum Einsatz, wie Zahnpasta oder Handcremes. Oder auch in Reinigungsstrahlern, um Schiffe zu reinigen oder in der Produktion von Medizin.
Diese Art von Mikroplastik entsteht durch physikalische, biologische und chemische Abreibung von größeren Plastikprodukten (sogenanntes Makroplastik), wie z.B. Autoreifen, Spielzeug, Plastiktüten und -flaschen, Brotdosen, Lacke, Schuhsohlen, Schutzblechen, Millionen Kilometern Fahrbahnmarkierungen rund um den Globus, uvm. Dazu zählen auch Textilien, um die es in diesem Beitrag primär gehen soll.
Im Hinblick auf die Entstehung wird dieses sekundäre Mikroplastik noch in zwei weitere Untergruppen unterteilt. In der Wissenschaft spricht man vom sog. Dry-Shedding und Wet-Shedding.
Am einfachsten ist dies bei Textilien erklärt: Wenn ich ein T-Shirt aus Plastik zum Laufen trage, ist die Reibung während der Nutzung recht groß. Dabei brechen die Textilfasern, kleinste Mikroplastikteilchen lösen sich und fliegen davon. Beim Autoreifen und Schuhsohlen erfolgt der Abrieb auf der Straße, usw. Dies wird als Dry-Shedding bezeichnet.
Werfe ich das Shirt aus Plastik nach dem Laufen in die Waschmaschine, so entsteht eine Reibung beim Waschen, hinzu kommen Hitze und chemische Waschmittel. Auch dies führt dazu, dass die Fasern brechen und sich kleinste Mikrofasern lösen können. Dies wird als Wet-Shedding bezeichnet. Viele dieser Teilchen sind bedeutend kleiner als 1 mm und können nirgendwo gefiltert werden. Sie können also mit dem Abwasser weitertransportiert werden und landen letztlich teilweise in öffentlichen Gewässern.
In diese Blog-Post wollen wir uns auf das textile Mikroplastik konzentrieren, welches beim Waschen produziert wird.
Jedes Textil verliert beim Waschen in der Waschmaschine kleinste Mikrofasern. Egal ob Naturfaser oder Plastikfaser. Ein Teil dieser Mikrofasern wird von Filteranlagen der Waschmaschine gefiltert, ein Großteil später in der Kläranlage. Ein kleiner Teil wird jedoch von keinem der beiden aufgehalten und findet den Weg in die Wasserkreisläufe. In unsere Flüsse, Seen, Ozeane.
Wenn die kleinen Mikrofasern von Baumwolle, Leinen oder anderen Naturfasern stammen, ist dies recht unproblematisch. Sie zersetzen sich i.d.R. innerhalb einiger Monate im Wasser und Erdreich und sind somit verschwunden.
Wenn diese Fasern jedoch von Polyester, Acryl oder Polyamid stammen, dann erscheint das nicht mehr so unproblematisch. Das ist das Mikroplastik.
Dieses Mikroplastik zersetzt sich leider nicht so schnell, wie die Schwestern und Brüder der Naturfasern. Sie zersetzen sich zwar zunächst in immer kleinere Einheiten, aber sie bleiben. Meist sehr lange. So lange, dass sie für Mikroorganismen in den Gewässern zum Problem werden können.
Die kleinen Fasern gelangen also durch unsere Waschmaschine in das Meer. Dort werden sie von Kleinstlebewesen als Nahrung angesehen und verspeist. Einige Forschungsergebnisse haben hier bereits klar darauf hingedeutet, dass die für die Lebewesen schädlichen Teilchen giftig sind und die Fortpflanzung ihrer Art behindern können. Ein Problem, denn die größeren Tiere im Meer sind wiederum auf die kleineren angewiesen. Und wenn sie wiederum von größeren Lebewesen verspeist werden, finden Sie am Ende den Weg auf unseren Teller. Auch ein Problem.
Mittlerweile hat man dieses textile Mikroplastik überall auf dem Planeten gefunden. Von den Stränden, über die Tiefsee bis in die Arktis. Und dann halt auch in sämtlichen Lebewesen. Neben Tieren auch im Menschen. Im Blut und im Darm. It´s everywhere.
Wenn diese Teilchen einfach nur wie ein kleines Sandkörnchen aufgenommen werden und auch wieder ausgeschieden werden, würde man es wohl als eher unproblematisch sehen. Wenn die Teilchen jedoch Chemikalien enthalten, die in keinem lebenden Organismus etwas zu suchen haben und ggf. schadhaft sein können, dann kann dies schon problematisch sein.
Ein paar Zahlen gefällig?
Jährlich gelangen lt. verschiedener Studien wie der von IUCN (2017) ungefähr 330.000 t textiles Mikroplastik in die Weltmeere.
Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat eine umfassende Studie zum Mikroplastikaufkommen in Deutschland erarbeitet (LINK). Dabei war textiles Mikroplastik noch nicht einmal unter den Top 5 der Mikroplastikquellen, sondern auf Platz 10 mit jährlich knapp 80 g pro Kopf in Deutschland. Unangefochten auf Platz 1 der Reifenabrieb (primär PKW und LKW) mit knapp 1,2 kg Mikroplastikabrieb pro Kopf und Jahr. Selbst der Schuhsohlenabrieb produziert in Deutschland mehr Mikroplastik, als Kleidung, mit ca. 110 g pro Kopf und Jahr.
Aber dennoch ist es genug um darüber zu sprechen. Oder?
Und klar, viele Wissenschaftler wollen erstmal herausfinden, ob dieses Mikroplastik überhaupt gefährlich für irgendwen oder irgendwas ist. Vielleicht ist das ja alles nur Hysterie und eine neue Epoche in der Karriere der Öko-Hippies. Man braucht jedoch schon eine gute Vorstellungskraft, um hier positive Dinge antizipieren zu können.
Naja, wie auch immer. Wir finden es ist Problem genug, um sich als verantwortungsvoller Erdenbürger und Konsument damit zu beschäftigen.
Die guten Neuigkeiten sind, dass man seinen Mikroplastik Footprint zu Hause verringern kann. Das ist gar nicht so schwer und es gibt verschiedene Möglichkeiten, was Du beim Waschen zu Hause berücksichtigen kannst. Wir wollen Dir diese hier kurz zeigen.
Meide Weichspüler: es wurde in Tests nachgewiesen, dass dies zu einem höheren Faserbruch führt und mehr Mikroplastik produziert wird.
Leere das Flusensieb von Waschmaschine und Trockner niemals in den Abfluss. Klingt logisch für alle die über das Problem informiert sind. Wer es aber nicht ist, reinigt Siebe und Filter oft unter dem Wasserhahn. Besser nicht.
Wasche Kleidung aus Synthetikfasern möglichst selten. Je seltener Du es wäscht, desto länger hast Du etwas davon und desto weniger Mikroplastik wäscht sich heraus. Zugegeben, bei Plastikkleidung ist es oft schwierig die Wäsche zu verschieben, da sie schneller stinkt. Aber teste trotzdem mal, ob Du vielleicht einen Waschzyklus überspringen kannst. Spart zudem Arbeit und Geld. Ein Tipp gegen Mief: versuche die durchgeschwitzte Kleidung nicht lange in der Sporttasche liegen zu lassen. Idealerweise kann sie direkt an der Luft trocknen.
Die Wäsche kälter waschen macht ebenfalls Sinn. Je wärmer, desto höher die Belastung für das Textil und die Fasern und desto mehr Abrieb und Faserbruch. So kalt wie möglich, so warm wie nötig.
Kürzer waschen ist ebenso schlau. Einfach einen kürzeren Waschgang wählen und schon verringerst Du die Belastung für das Textil.
Eine volle Ladung führt nicht nur dazu, dass weniger Wasser gebraucht wird und damit weniger Mikrofasern transportiert werden. Es führt zudem dazu, dass weniger Reibung passiert. Weniger Reibung ist gut für die Textilien und es entsteht weniger Mikroplastik.
Merke: gerade am Anfang entsteht viel Mikroplastik beim Waschen. Gebrauchte Textilien sind also immer gut. Und Hilfsmittel sind gerade für den Anfang wichtig (siehe nächstes Kapitel).
Vermeide die Reibung mit harten Textilien. Deine weiche Sportkleidung mit der harten Jeansjacke oder Sneakern zu waschen ist also nicht so gut für den Mikroplastik-Footprint. Die harten Teile üben mehr Druck auf die weichen aus und führen zu mehr Faserbruch.
Vermeide den Wäschetrockner. Aus Umweltperspektive ist dieser eh eine schlechte Wahl, Luftrocknung ist nach Möglichkeit die beste Option. Bei Kondenstrocknern werden auch Mikrofasern mit in den Auffangbehälter des Wassers gebracht und diesen kippt man danach in den Abfluss.
Neben der vernünftigen Bedienung der Waschmaschine und den o.g. Tricks haben sich einige findige Start-Ups an die Arbeit gemacht, um das schädliche Zeug gar nicht erst soweit kommen zu lassen.
Drei dieser Ansätze habe ich über ein paar Monate getestet. Hier also mein Erfahrungsbericht.
Idee
Es mag etwas paradox klingen sich einen Waschbeutel aus Plastikfaser zu kaufen, um darin Plastikkleidung zu waschen. Aber genau die Idee steckt hinter Guppyfriend. Alle, die schon eine Weile bewusst Kleidung kaufen und auf gewisse Dinge achten, werden diesem Beutel schon begegnet sein.
Der Guppyfriend ist ein unscheinbarer, weißer Beutel. Oben ist ein Reißverschluss eingenäht, man lädt seine Wäsche in den Beutel, verschließt ihn und wäscht das Päckchen komplett.
Die Idee ist, dass sich die Mikrofasern in den Ecken ansammeln. Es dauert ein paar Wäschen, bis man diese Faser-Büschel mit bloßem Auge erkennt. Diese sollen dann manuell entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden.
Praxistest
Es ist recht praktisch und einfach anzuwenden. Gefühlt sollte man ihn nicht zu voll stopfen, damit die Wäsche auch wirklich sauber wird. Wenn man Kleidung aus Naturfasern in der gleichen Wäsche wäscht, sollte man den Reißverschluss unter der dafür vorgesehenen Trennung verstecken, um Defekte zu vermeiden.
Im Anschluss holt man die Wäsche aus dem Beutel und kann ihn wieder verwenden. Natürlich muss man darauf achten, dass man ihn jetzt nicht umkrempelt und bei der nächsten Wäsche versehentlich auf links wäscht. Dann wäre alles davor umsonst gewesen, denn die kleinen Fasern würden sich nun alle auswaschen.
Der Preis i.H.v. knapp 30 EUR passt. Studienergebnisse schwanken zwischen 40% und 90% aufgefangener Fasern. Fakt ist also, diese Lösung hält Fasern definitiv auf, auch wenn es nicht alle sind.
Idee
Ein Ball der auch als Hundespielzeug durchgehen könnte soll also Mikroplastik beim Waschen aufhalten. Er besteht aus Kunststoff und hat viele kleine Schlaufen und engmaschige Winkel im Inneren des Balls.
Dieser Ball wird mit in die Wäsche gegeben und die Mikrofasern sollen sich nun in diesen kleinen Winkeln zwischen den Schlaufen verfangen und somit aufgehalten werden.
Praxistest
Die Anwendung ist noch einfacher, als die des Guppyfriend. Einfach mit in die Maschine schmeißen und fertig. ABER: was passiert nun mit den Fasern? Natürlich bleibt auch hier alles möglich zwischen den Schlaufen hängen. Haare und auch größere Fasern und anderer Dreck. Es ist etwas mühselig diese kleinen Flusen (nach vielen Wäschen sichtbar) aus dem Ball zu lösen und man muss es halt immer wieder manuell erledigen. Ist bei dem Guppyfriend natürlich ähnlich.
Preislich liegt er mit knapp 35 USD in einer ähnlichen Liga mit dem Guppyfriend. Jedoch belegen Studien, dass Cora Ball nicht so effektiv arbeitet wie der Guppyfriend. Der Anteil der aufgehaltenen Fasern variiert hier zwischen 10% und knapp 30%.
Idee
Mit einer separaten Filteranlage zwischen Abfluss und Waschmaschine sollen die Mikroplastik-Fasern aufgehalten werden. Das Abflusswasser der Maschine fließt also zunächst durch den extra Filter bevor es in den offenen Abfluss läuft.
Die Filter müssen alle paar Wäschen ausgetauscht werden und zurück an die Firma geschickt werden. Hier wird der Abfall aus den Filtern gelöst und entsorgt (Ziel ist diese Residuen irgendwann zu recyceln). Die Filterkartuschen werden aufbereitet und können neu verwendet werden.
Praxistest
Man bekommt 6 Filterkartuschen plus den Behälter und Schläuche. Es ist sehr leicht installiert, man braucht lediglich ein paar zusätzliche Schellen, um die Schläuche zu fixieren.
Nach 15 Minuten ist man durch und kann nun wieder waschen. Ein kleiner Timer ist beigelegt. Eine Filerkartusche hält für offiziell 20 Wäschen. Bei jeder Wäsche kann man den Timer einmal drücken, um den Überblick zu behalten.
In einem Haushalt mit Kindern hat man die Maschine täglich in Betrieb, d.h. 20 Wäschen ist nicht viel. Bei knapp 8 EUR pro Filterkartusche kommt da im Jahr ganz schön etwas zusammen.
Der Filterwechsel ist sehr einfach. Beim Wechseln erlebt man zunächst eine wahrhaftige Erleuchtung. Ich habe es mit einer weißen Wanne darunter gewechselt, um kein Wasser auf dem Fußboden zu haben. Als ich das restliche Wasser aus dem Filterhalter in die Wanne kippte wurde mir klar, wieviel Fasern wirklich täglich den Abfluss hinuntergespült werden. Das Wasser war leicht dunkel. Sehr viele Fasern setzen sich ab. Der Kunststoff vom Filter war ebenfalls komplett mit Mikrofasern benetzt (siehe Bild unten). So, als würde man nach ein paar Wochen Staub auf einem Regal wischen. Ganz unten sammelte sich sogar ein richtiger Klumpen mit Fasern und Dreck, den man entsorgen konnte.
Was nicht so toll war, dass der automatische Abfluss-Stopp der Waschmaschine gelegentlich ansprang. Es konnte also nicht weiter abgepumpt werden. Alle neuen Maschinen haben diesen automatischen Stop integriert. Das ist nicht weiter schädlich für die Maschine, jedoch etwas lästig und kann halt ein Zeichen dafür sein, dass man den Filter schon wieder wechseln muss.
Die Ergebnisse, wie viele Fasern wirklich aufgehalten werden sind nicht eindeutig. Laut eigenem Bekunden wurden mit verschiedenen Einrichtungen Tests durchgeführt und es sollen bis 90% aller Fasern aufgehalten werden. Sicherlich ist hier jedoch noch etwas Research-Bedarf vorhanden. Das Starter-Set kostet 139 EUR mit 13 Kartuschen. 6 neue Kartuschen kosten dann 49 EUR. Die benutzten Kartuschen kann man im selben Karton kostenfrei zurückschicken. Die Firma hat ihren Sitz in Slowenien und London.
Neben den Waschtricks und den separaten “Mikroplastik-Fallen” kann man natürlich auch ganz rational folgendes tun:
1) weniger waschen
2) Kleidung lange tragen, denn nahezu alle Studien besagen, dass der Mikroplastik-Abrieb in den ersten Wäschen am stärksten ist und sich dann auf einem recht kontinuierlichen aber definitiv niedrigeren Niveau einpendelt
3) keine Kleidung mit schädlichen Fasern aus konventionellem Plastik kaufen. Schon mal etwas von runamics gehört? :-)
Sicherlich wird in naher Zukunft viel passieren. Waschmaschinenhersteller sind natürlich auch gefragt und beschäftigen sich mit der Thematik. Laut einer Befragung unter Herstellern kommen aber viele Bedenken zurück:
Zudem gibt es spannende Ansätze, bereits existierendes Mikroplastik aus dem Wasser zu entfernen. In 2019 hat ein junger Mann aus Irland den Google Science Award gewonnen. Mit Hilfe chemischer Lösungen hat er es geschafft, die kleinen Fasern aus dem Wasser zu extrahieren. Hoffen wir auf erfolgreiche Experimente im Hinblick auf die Skalierbarkeit.
Und am Ende ist hier natürlich die Textilindustrie in der Verantwortung sich zu ändern und Produkte zu entwickeln, die während der Nutzung keinen Umweltschaden anrichten. Auch hier passiert viel, neue biologisch abbaubare Garne werden entwickelt, andere Strick-, Spinn-, und Webtechniken kommen zum Einsatz, usw. Wir können also auch hier gespannt bleiben.
Wir arbeiten z.B. mit biologisch abbaubarem Elasthan und biologisch abbaubaren Polyester. Beide Materialien sind zudem Cradle to Cradle zertifiziert und chemisch so optimiert, dass sie keinerlei schadhafte Chemikalien enthalten. Und genau diese beiden Punkte unterscheiden es von Mikroplastik von herkömmlichen Plastiktextilien.
Das Mikroplastik, welches sich aus unseren Textilien hinaus wäscht, liegt zunächst im Wasser und der Umwelt wie ein neutraler Sandkorn. Er kann dort keinen Schaden anrichten und wird in der Wissenschaft als “umweltsicher” bezeichnet, da keine giftige Chemie enthalten ist. Um sich biologisch zu zersetzen, braucht es jedoch i.d.R. höhere Temperaturen.
In kaltem Meerwasser, was zudem salzig ist und damit zusätzlich konserviert, würden auch unsere Mikroplastikfasern zunächst länger verweilen. Und auch wenn unsere Mikrofasern umweltsicher sind, wollen auch wir in Zukunft weitere Labor-Experimente umsetzen, um es besser zu verstehen.
Wie bei allem gilt auch hier: Plastik per se ist nicht unbedingt der Teufel. Falsch angewendet kann es jedoch einen Schaden anrichten. Mikroplastik kann als Designfehler betrachtet werden. Es wurde einfach nie darüber nachgedacht, dass die vielen Produkte in der Nutzung kleine Plastikteilchen von sich geben und dass diese nicht für die Umwelt und Lebewesen gedacht sind. Es ist sicherlich noch viel Forschung notwendig, um dieses umfassende und globale Problem in den Griff zu bekommen.
Für Dich zu Hause ist wohl eine Kombi am besten. Es muss pragmatisch für den Alltag bleiben und soll natürlich möglichst effektiv sein. Hier ein Vorschlag:
Grundsätzlich: Verzichte bei neuer Kleidung auf Kleidung aus konventionellem Plastik
Wende die o.g. Waschtricks an, sie sind wirklich einfach in den Alltag zu integrieren
Für Faule: Wenn du neue Kleidung aus Poly-Materialien kaufst, wasche sie wenigstens zu Beginn mit einem Beutel oder einer Filteranlage
Für Profis: Trenne die Wäsche in reine Poly-Wäschen und Naturfaser-Wäschen. Wenn Du reine Poly-Wäschen hast, schalte den Filter dazwischen (es ist echt schnell an und abgesteckt). Wenn Du reine Naturfaser-Wäschen hast, lasse ihn weg (um den Filter nicht unnötig mit Naturfasern zu verstopfen. Wenn Du keine Lust auf den Filter hast wasche einfach immer im Guppyfriend Beutel, wenn Polyfasern dabei sind.
Quellen:
Niina Kärkkäinen & Markus Sillanpää / Environmental Science and Pollution Research (2020) - https://link.springer.com/article/10.1007/s11356-020-11988-2
https://guppyfriend.com/products/guppyfriend-waschbeutel-kaufen#tab3
https://coraball.com/blogs/ocean-protectors-blog/new-science-says-cora-balls-reduce-shedding-protecting-both-clothes-and-the-ocean
https://www.planetcare.org/images/documents/Swedish-EPA-filter-report-dec-2018.pdf
https://www.forbes.com/sites/trevornace/2019/07/30/irish-teen-wins-2019-google-science-fair-for-removing-microplastics-from-water/?sh=6ec20460373f
https://www.planetcare.org/images/documents/NIC-study-report-PLANETCARE-Sept-2017.pdf
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27686821/
https://www.nationalgeographic.com/environment/article/news-plastics-microplastics-human-feces
https://portals.iucn.org/library/sites/library/files/documents/2017-002-En.pdf
https://www.ellenmacarthurfoundation.org/assets/downloads/publications/A-New-Textiles-Economy_Full-Report.pdf
Bilder:
Sören Funk (Unsplash)
Antoine Giret (Unsplash)
https://www.plasticsoupfoundation.org/en/2017/02/microfibers-fallout/
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Wir möchten Euch hier David vorstellen. David Höh ist Langläufer und Biking-Enthusiast. Und zudem steht er auf gutes Essen. Veganes Essen.
David gelingt es beide Leidenschaften miteinander zu verbinden und auch für andere zugänglich zu machen. Wie? Das hat er uns in einem kurzen Interview erklärt.
Moin! Ich bin David, 36, aus Hamburg. Ich bin absolut sportbegeistert und am meisten mit dem Gravel Bike oder den (Trail)running Schuhen unterwegs. Wenn die Zeit es zulässt aber auch auf dem Surfbrett und und und…Ansonsten bin ich Vater zweier Kinder und arbeite als Heilpraktiker/Physiotherapeut und (Sport) Mental Coach.
Der Sattel war zuerst da. Ich bin schon immer sehr gern Rad gefahren. 2008 kam das erste Rennrad, dann ganz schnell das erste Fixie und ein paar Jahre danach war ich im Bike Polo Kosmos angelangt. Zum Graveln bin ich Anfang 2019 gekommen, weil ich nach ein paar Jahren Pause wieder sportlicher Rad fahren wollte aber keine Lust auf klassisches Rennrad hatte. Laufen war früher immer ein „muss“ um Grundlagenausdauer für andere Sportarten zu trainieren. Auch da habe ich 2019 nach längerer Pause wieder angefangen und schnell sehr viel Spaß dran gefunden meine Grenzen immer weiter zu verschieben. So bin ich dann beim Trailrunning gelandet und ende 2020 dann gemeinsam mit meiner Freundin Elke meinen ersten Ultratrail gelaufen. Abenteuer und meine Grenzen erfahren sind meine zwei großen Motivationen.
Gemeinsam mit meiner Freundin habe ich die Idee vom Vegan Gravel Camp seit dem Sommer 2020 entwickelt. 4 Tage schöne Gravel Touren im Harz ohne Wettkampfgedanken, nette Menschen, gutes veganes Essen. Einfach eine gute Zeit haben. Wir haben mit der „Cabin“ in Oderbrück eine wunderschöne Unterkunft, direkt im Nationalpark Harz, finden können. Von hier aus werden wir jeden Tag zwei verschieden schwierige Routen anbieten. Unser Küchenteam sorgt derweil für unser leibliches Wohl und am Abend gibt es noch die ein oder andere Yoga Session, kurze Vorträge, oder einfach ein leckeres Getränk. Der Harz liegt für „fast“ alle recht gut erreichbar und das ganze ist günstiger als Camps/Fahrradreisen in den Alpen oder auf sonnigen Inseln.
Für mich nicht. Gravel fahren bedeutet für mich Neues entdecken, Abenteuer erleben und in der Natur sein. Die Geschwindigkeit steht weit hinten auf der Liste. Lieber schiebe, oder trage, ich mein Rad mal eine Passage und genieße dafür einen tollen Ausblick vom Gipfel, als möglichst schnell eine Waldautobahn entlang zu ballern. Das tollste ist einfach auf (fast) jedem Untergrund fahren zu können und somit wahnsinnig flexibel in der Routengestaltung zu sein. Gerne auch mit Bikepacking Taschen und komplettem Camping Equipment am Rad.
Da wir wegen der Pandemie bisher verschieben mussten, wird vom 6.-10. Oktober das erste Vegan Gravel Camp stattfinden.
Weder noch! Die Routen sind so gestaltet, dass alle die ein bisschen Biss haben und ein paar Stunden im Sattel sitzen mögen dabei sein können. Und Veganer*in musst du nicht sein um beim Camp dabei zu sein. Es gibt in der Unterkunft tolles
veganes Essen und wir möchten gern zeigen, dass es dabei an nichts fehlen muss. Ist doch toll wenn offene Menschen kommen und etwas für sich mitnehmen können!
Nach einer kurzen vegetarischen Phase in meiner Kindheit bin ich durch die Hardcore Punk und Polit-Szene, in der ich mich seit meiner Jugend bewegt habe, immer mehr mit Veganismus/Tierrechten/Herrschaftskritik in Kontakt gekommen und habe daraus meine Schlüsse gezogen. Komplett vegan lebe ich nun seit 14 Jahren. Für mich gibt es keine Rechtfertigung dafür, in unserer industrialisierten Wohlstandsgesellschaft, andere Lebewesen einzusperren, auszunutzen und zu töten. Mal abgesehen davon, dass die industrielle Tierhaltung ein riesiger Faktor in der Zerstörung unseres Planeten ist.
Ich denke wir können nur mit gutem Beispiel voran gehen und offen über diese Themen und ihre Bedeutung für alle Menschen und unseren Planeten sprechen. Gleichzeitig muss natürlich der Zugang erleichtert werden. Dazu gehören zb. eine gute Fahrradinfrastruktur, bezahlbare Produkte in guter Qualität usw.
Er ist eine Frage der Reflexionsfähigkeit und auch der Kaufkraft. Ökokleidung oder sozial verträglich hergestellte Produkte sind immer noch eher im oberen Preissegment angesiedelt. Wobei natürlich die Billigpreise vieler konventioneller Hersteller total absurd sind und nicht als das „Normale“ gelten sollten. So werden sie aber von den meisten Menschen wahrgenommen. Daher müssen sich sowohl die Preise, als auch das Konsumverhalten der Menschen ändern.
Wer weiß…ne tolle Sache wäre es und es wird mit Sicherheit weitere Camps von uns geben!
Foto von Björn Lexius
]]>Über die Möglichkeiten trotz Pandemie den Laufsport wieder zu lieben. Für viele von euch wird sich in den letzten 13 Monaten die Einstellung zum Laufen stark verändert haben. Wir wollen Euch daher animieren, trotzdem am Ball zu bleiben und Euch eigene kleine Herausforderungen zu schaffen.
Der Impuls für diesen Artikel kam von meinem Kollegen Henning Heide.
Henning erzählte mir, dass er am 05. März 2018 aufgehört hatte, Klamotten zu kaufen. Hört sich noch nicht furchtbar spektakulär an - war es damals aber wohl für ihn, als er die ersten fünf Wochen durchgehalten hatte.
Henning beschreibt seine Erfahrung folgendermaßen:
„Ich interessierte mich schon lange für Streetwear sowie Sportbekleidung und handelte bei den zum Teil impulsiven Käufen eher nach dem Motto „hab ich Bock drauf“, als dass ich auch nur ein Teil benötigte.
So verhielt es sich irgendwann, dass ich zwar sieben Übergangsjacken hatte, von denen aber keine wirklich wärmte oder Regen abhielt, alle den gleichen Zweck erfüllten und stilistisch ähnlich waren.
Ich bekam durch meine Arbeit als Fotograf unzählige Pakete von Bekleidungsfirmen gratis und konnte durch Shootings Prototypen oder Muster bekommen. Zusätzlich dazu wurde ich bei Facebook und Instagram bombardiert mit personalisierter Werbung und, egal ob Nike, Patta oder The North Face, sie alle wussten wie sie mich bekommen. Und ich bin damit nicht alleine. Die meisten von Euch werden sich über einen Monat jeden Tag komplett unterschiedlich kleiden können, ohne dass sich etwas aus dem Kleiderschrank wiederholt.
Ebenso impulsiv und spontan wie meine Käufe kam dann vor zweieinhalb Jahren eben der Entschluss, dieses Verhalten zu unterbrechen. Gedacht war das Projekt für ein Jahr. Nach den ersten 12 Monaten kaufte ich gebraucht ein paar dringend benötigte Unterhosen und begann dann ein weiteres Jahr. Den zweiten Jahrestag bemerkte ich bereits nicht mehr.“
Die Geschichte fand ich ziemlich spannend. Vor allem, weil der alte Henning das beste Beispiel für ein Fast Fashion-Opfer ist und der neue Henning das beste Beispiel für einen Slow Fashion-Nerd.
In diesem Artikel gehen wir beiden Dingen mal auf den Grund. Von Fast zu Slow.
Fashion bzw. Mode ist eigentlich etwas Tolles. Mode dient uns Menschen als Medium, um uns auszudrücken. Wir unterstreichen mit unserer Kleidung unsere Persönlichkeit, ordnen uns damit einer bestimmten Personengruppe zu oder wollen damit einen gewissen Status unterstreichen. Auch aus der ökonomischen Brille betrachtet ist die Modeindustrie etwas ganz Wundervolles, schließlich erwirtschaftet sie im Jahr weit mehr als eine Billion US-Dollar und beschäftigt mehr als 300 Millionen Menschen weltweit. Die Rechnung wird nur leider von den falschen bezahlt, aber dazu kommen wir später.
Die Modeindustrie hat die Zyklen für Mode-Trends in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter verkürzt. Das führt dazu, dass es pro Jahr immer mehr Kollektionen gibt: neue Farben, Schnitte, etc.
So viele Trends und Kollektionen zu kreieren und zu vermarkten funktioniert jedoch nur, weil es das Internet gibt. Das Netz hat es möglich gemacht, dass wir Konsumenten einen ständigen Zugang zur neusten Mode bekommen. 24/7. Fashion wurde durch das Internet, wie viele andere Dinge, quasi zunehmend demokratisiert. Trends entstehen und gehen teilweise mehrfach im Jahr. Es sind auch nicht mehr unbedingt große Mode-Designer, die Trends verantworten, sondern schlaue Großunternehmen, die mit sehr viel Geschick sehr viele Konsumenten dazu bewegen, große Mengen neuer Mode-Produkte zu konsumieren.
Früher war Mode einer wohlhabenden Elite vorbehalten. Später dann, in den Nachkriegsjahren, war Mode all jenen zugänglich, die in Städten lebten, wo die großen Kaufhäuser die neusten Trends präsentierten. Natürlich konnten sich diese noch nicht alle leisten, aber die Mode rückte näher an die Mitte der Gesellschaft. Mit dem Internet ist Mode nun allgegenwärtig.
Zum einen gibt es kaum Regulation im Welthandel bzw. der Produktion. Keiner kontrolliert, unter welchen Bedingungen Produkte hergestellt werden. Dies erlaubt eine sehr günstige Fertigung von Textilien in Niedriglohnländern, meist auf der Südhalbkugel. Dass es hier nicht immer ethisch korrekt zugeht, weiß mittlerweile jeder.
Zum anderen sind unsere Regierungen ja bekannt dafür, sich stark von mächtigen Industrien beeinflussen zu lassen. Das führt zu teilweise völlig absurden Subventionen.
Ein Beispiel gefällig?
Mehr als 60% der gesamten weltweit produzierten Textilien werden aus Polyester gefertigt. Dieses Polyester wir aus einem Nebenprodukt von Erdöl und/oder Erdgas gefertigt. Bei uns in Deutschland (und auch anderen Ländern) gibt es zum Beispiel eine Mineralölsteuer. Diese müssen Unternehmen, und am Ende auch wir Konsumenten, zahlen, wenn wir unsere Autos betanken wollen oder unsere Heizungen befeuern. Wenn man jedoch Plastik, also zum Beispiel Polyester, produziert, ist das Erdöl steuerfrei von Unternehmen zu erwerben. Der Preis für die Produktion von Plastik ist also immens niedrig. Nahezu keine andere Textilfaser kann somit preislich mithalten. Polyester scheint konkurrenzlos zu sein.
Die Statistiken stimmen nicht immer dahingehend überein, wer genau an der Spitze der Rangliste steht: ob nun Deutschland, Belgien oder das Vereinigte Königreich das Land ist, welches die meisten Kleider kauft und wegwirft. Die Länder an der Spitze verbrauchen definitiv rund 25 Kilogramm Kleidung pro Kopf und Jahr.
Der Deutsche wirft dann rund 5 Kilogramm Kleidung pro Jahr weg.
Außerdem tragen wir unsere Kleidung auch nicht mehr wirklich bis zum Ende. Der durchschnittliche Brite besitzt rund 115 Kleidungsstücke, von denen mehr als 30% im letzten Jahr nicht getragen wurden.
Fazit: Wir kaufen viel mehr ein als früher und tragen die Sachen deutlich seltener. Laut der Allen MacArthur Foundation bewegen sich Konsum und Nutzungsdauer genau entgegengesetzt: der Pro-Kopf-Textil-Konsum wächst überproportional, während die Anzahl, wie oft wir ein Teil tragen, kontinuierlich abnimmt.
Und all das kommt natürlich nicht von irgendwo. Die Mode-Industrie weiß genau, wie sie uns dazu bewegt, so viel zu kaufen. Große Modeketten gehen im Jahr mit circa 26 Kollektionen an den Start. 26! Das bedeutet alle zwei Wochen eine neue.
Die Konsequenz dieses ausufernden Kaufens sind die damit verbundenen Umweltverschmutzungen. Diese sind so vielfältig und wir diskutieren viele der Probleme in anderen Blogposts.
Hier mal eine kurze Liste:
Die Bekleidungsindustrie gehört weltweit …
Auch hier wird die Sache durch eine tolle Grafik der Allen MacArthur Foundation deutlicher:
Im Zusammenhang mit Fast Fashion im Sport sind im Wesentlichen vier Entwicklungen zu beobachten.
Fast Fashion ist natürlich nur ein Kunstwort, welches dazu dient eine komplexe Entwicklung kompakt zu beschreiben. So ist es auch mit dem Gegenbegriff „Slow Fashion“.
Slow Fashion kann ebenso umfassend diskutiert werden, wie Fast Fashion. Slow Fashion wird von daher häufig sehr breit gefächert diskutiert. Spricht man darüber, geht es unter anderem um die folgenden Themen:
Slow Fashion kann damit als Bewegung verstanden werden, die häufig ein bestimmtes Bewusstsein bei den Machern und den Konsumenten der Mode voraussetzt.
Die Fashion-Welt scheint in vielen Dingen weiter zu sein, als die Sport-Welt. Jedoch gibt es auch im Bereich der Sportmode viele tolle Entwicklungen.
In 2021 dürfen wir erste Kreislaufkonzepte für Laufschuhe bestaunen (Salomon, On, Adidas). Patagonia ist Vorreiter bei vielen Dingen. Mit ihrer Worn Wear-Kollektion machen sie aus alten wieder neue Textilien. Auch verkaufen sie Produkte mit Mängeln oder bieten einen Reparaturservice an. Tchibo bietet einen Mietservice für Ski-Ausrüstung an.
Dennoch sollten wir bei all den spannenden Konzepten nicht vergessen, dass die Unternehmen das Hauptgeschäft mit neuen Produkten machen. Und für diese neuen Produkte sollten sie umweltverträgliche Materialien und Prozesse einsetzen. Die Welt braucht schließlich nicht noch mehr schädlichen Müll.
Auch sollten wir sogenannte „Reverse Effects“ nicht vernachlässigen: wenn ich mich guten Gewissens meiner (Sport-)Kleidung entledigen kann, kaufe ich wahrscheinlich unterm Strich noch mehr. Wenn ich also weiß, dass aus meiner Plastikjacke ja bestimmt etwas Gutes gemacht wird, dann schmeiße ich sie vielleicht schneller weg, weil sie mir nicht mehr gefällt, und kaufe eine neue.
Uns ist bewusst, dass wir bei runamics gerade erst kleine Schritte machen, aber wir sind mit dem Willen ausgestattet, uns stetig zu verbessern.
Unser Hauptbestreben liegt zunächst darin, die richtigen Materialien einzusetzen, um einen späteren Umweltschaden zu vermeiden. Unsere Sportkleidung soll nach der Benutzung keine negativen Spuren hinterlassen. Aus diesem Grund verfolgen wir die Mission, die erste Cradle to Cradle-zertifizierte Sportmarke der Welt zu werden.
Außerdem haben wir verstanden, dass bei billigen Produkten die Rechnung von anderen bezahlt wird, nämlich von ausgebeuteten Menschen, die 16 Stunden am Tag für zwei Dollar arbeiten. Wir arbeiten also nur mit Partnern zusammen, bei denen wir wissen, dass es menschengerecht zu geht - seien dies unsere Näherei-Partner in Deutschland oder Polen oder eine zertifizierten Partnergemeinschaft mit einer deutsch-indischen Supply Chain.
Für runamics ist es zudem eine ganz bewusste Entscheidung, nicht in sogenannten “drops” zu arbeiten, also im Frühling/Sommer und Herbst/Winter mit immer neuen Kollektionen aufzuwarten. Stattdessen wollen wir unsere Produktpalette sinnvoll ergänzen, aber vor allem die einzelnen Teile verbessern.
Auch haben wir uns bereits zu Beginn entschlossen, Produkte zu gestalten, die schlicht sind, und somit die größte Variabilität in den Möglichkeiten der Kombination bieten. Zudem bleiben diese zeitlos und sind damit lange tragbar.
Mit unserem Repair & Care Programm bieten wir die Möglichkeit, unsere Textilien reparieren zu lassen.
Was sicherlich nicht klappen wird, ist, den großen Hunger von uns Konsumenten auf neue hübsche Kleidung zu verringern. Dies wäre ein Aberglaube. Klar, es gibt einen kleinen Anteil der Menschen, die wie Henning ihre Kaufbedürfnisse bewusst zügeln oder nur noch Second Hand-Kleidung kaufen. Das wird aber niemals mehrheitsfähig sein.
Am Ende kann man auch all den schlauen Sportmarken keinen Vorwurf machen. Sie machen nach den Regeln unseres Systems alles richtig und gehen dahin, wo das Geld ist. Würden sie dies nicht tun, würden sie voraussichtlich nicht lange konkurrenzfähig bleiben und vom Markt verschwinden.
Wir sind diejenigen, die darauf anspringen und immer Neues kaufen.
Mit unseren Kaufentscheidungen und gezielten Nachfragen haben wir jedoch eine Stimme und können die Unternehmen zu mehr Verantwortungsbewusstsein zwingen. Die Circular Monday-Bewegung ist ein schönes Beispiel dafür, wie man gemeinschaftlich gegen absurde Konsumorgien wie den Black Friday Haltung zeigen kann.
Dann bleibt noch die Politik. Diese könnte mit ihrer Gesetzgebung weitere Umweltverschmutzungen vermeiden, könnte die In-Verkehr-Bringer von (Sport-)Bekleidung mehr zur Verantwortung ziehen, sodass sie sich um den verursachten Müll kümmern müssen. Sie könnte Fehlsubventionen stoppen und Gelder in zukunftsweisende Konzepte investieren. Dafür müsste man wohl auf die Straße gehen.
Moment, dass machen wir Läufer doch recht häufig? Vielleicht sollten wir anfangen, nicht einfach nur für uns zu laufen, sondern für Dinge, die uns bzw. der Gesellschaft wichtig sind. Demos in Laufschuhen quasi.
PS. Wenn dich das Thema interessiert, können wir den folgenden Film empfehlen: The True Cost.
Quellen:
Ellen MacArthur Foundation, A new textiles economy: Redesigning fashion’s future, (2017, http://www.ellenmacarthurfoundation.org/publications).
https://www1.wdr.de/nachrichten/europawahl/wahlwatch/faktencheck-gruene-plastik-subventionen-deutschland-100.html
https://www.mdr.de/wissen/umwelt/fast-fashion-wohin-mit-bergen-von-kleidung-100.html
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/bekleidung#unsere-tipps
http://data.parliament.uk/writtenevidence/committeeevidence.svc/evidencedocument/environmental-audit-committee/sustainability-of-the-fashion-industry/written/88396.html
https://unearthed.greenpeace.org/2019/09/12/fast-facts-about-fast-fashion/
https://drive.google.com/file/d/1SCTRmuj_rDA_FeVsLUKIdoQrSyie8EDX/view
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https://www.runnersworld.com/uk/gear/shoes/a32613535/best-nike-running-shoes/
The end of single use plastic at running events. Every long distance runner is familiar with it: taking out the energy gel, tearing up the plastic pouch with your teeth, spitting the plastic snippet on the ground, drinking the gel, and in the worst case throwing the empty sachet on the ground. Not good. A few guys from Hamburg came up with a cool alternative.
The Tide Runners were founded in Hamburg in 2014 and quickly became the largest independent urban running crew.
Every Wednesday at 9 p.m., over 100 runners ran together through Hamburg's night.
The track of around 15 kilometers changed every week and there was always the option to drop out early and only run seven kilometers.
The large group runs at a pace of around 6.
Another crew called "slow and sexy" developed later, starting together, but not running with the main group, where injured runners and newcomers found their place in order to work their way back to the main group at a slower pace.
In addition to the social running, the social thought is also very important. There have already been various charity campaigns for homeless facilities and refugees, large clothing donations have been organized and people are constantly being helped and supported within the group.
Next to the sport, laughter and partying must of course never be neglected. The first beer was brewed: with 60 liters still manageable, it was already 2000 liters in the second round. The Tide Runners developed the reputation of party animals right from the start and today, they are known beyond the borders of Hamburg not only for their running qualities. Solid ties to running groups in Belgrade, Amsterdam, Copenhagen, New York and contacts to almost every place in the world have also developed.
From the loose group of runners in Hamburg, a strong core, friendships and ideas developed.
The real innovative spirit was awakened in one of the heads of the TRs, though, when it came to developing a platinum-based endurance gel, which can be mixed by runners themselves.
Some well-known gels on the market are based on glucose or maltodextrin. These cause the blood sugar level to spike and drop just as quickly - unfavorable for long runs or bike rides.
After working intensively with sugars and how they are processed in the body, the Tide Runners developed a gel made from isomaltulose, which is sold under the brand name Palatinose.
Before that, however, a lot of research was necessary, for example testing almost every endurance gel available on the market and the writing of a list of the effects of different types of sugar. Marc - the real head behind the gel - even implanted a Dexcom sensor (a thin, flexible platinum thread) in his skin, which measured the glucose concentration in the tissue fluid after consuming the various gels. The measured data was automatically sent to the associated app on Marc's smartphone via Bluetooth.
Crazy ideas require crazy actions and Marc is definitely a little crazy.
After the first positive results with the palatine powder were achieved, the Tide Runners organized a first 20 kilo sack in order to put it to the acid test in their own crew.
Palatinose is naturally found in very low concentrations only in honey and some plant species. It is thus artificially produced by a company.
The idea was to completely do without preservatives in the gel and to use vegan gelling agents.
Palatinose has only been approved as a food since 2007, which is why no manufacturer has yet relied on this type of sugar. In addition, Palatinose cannot be kept in its gel-like consistency for long, as it thickens (especially at low temperatures). From these supposed disadvantages, however, an absolute advantage suddenly developed: The gel should be easy to mix by the runners themselves.
Pure isomaltulose is mixed with a plant-based gelling agent and natural flavors in powder form, and the runners mix the product with water to get their desired consistency. Shake it – ready to drink.
So far, the unique gel has been available to self-mix in small disposable bags. These gel sachets are known to every endurance athlete, who regularly takes part in competitions as an absolute horror.
Practical as they are, disposable endurance gels are also an incredible environmental sin. In most cases, the entire marathon track is paved with waste. The cleaning truck is often not able to collect everything and therefore, you can find garbage in the bushes adjacent to the competition track months later. Pollution from disposable products is probably the biggest hurdle that endurance sports competitions have yet to overcome.
The Tide Runners were looking for a solution here, too, and are now offering their gels in two different mixtures as refill packs:
A packaging was developed and printed from BPA-free, recycled plastic in order to finally put an end to the horror of single-use and disposable products.
The starter set includes the 250 ml Tide Runners Edition Flask, the 10-portion refill pack and the branded Tide Runners measuring spoon, made of stainless steel.
Ingredients: isomaltulose (Palatinose™), gelling agent (locust bean gum, gellan), natural flavor
Average nutritional values 100g | 28g: calorific value: 1615kJ (380kcal) | 452kJ (106kcal); Fat: 0g | 0g; of which saturated fatty acids: 0g | 0g; Carbohydrates: 95g | 27g; of which sugar: 95g | 27g; Protein: 0g | 0g; Salt: 0g | 0g.
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A well-known phrase, whose implication not only frees Forrest from his leg splints, but also guides him into being the star of the college football team, a war hero and finally a running icon.
What a story. And people love stories.
But why do we love this very story of a “hero” who shows so little actual heroism?
That's exactly why. Forrest Gump doesn't save the world from villains, he doesn't have a marvelous super-toned body and he doesn't even have a particularly sharp mind. But that‘s exactly what makes him so likeable, so endearing - his simplicity.
And then there is his “super power”, which is so tangible for each and every one of us. Forrest Gump runs and runs and runs. His style and technique could certainly be discussed in depth and he would probably have to accept one or two deductions in the B-grade.
But what sets Forrest Gump apart from most of us is this: he doesn't run to meet a time goal, he doesn't care about his weekly kilometers, and he doesn't seek approval through any Strava or Runtastic posts. He runs, for the sake of running.
So what does his story have to do with us normal human beings? Over the last 2 months, due to the corona situation, running has experienced a new boom. Simply because it was one of the few permitted ways to escape the perceived standstill.
Standstill. We are really not made for that. It goes against the grain. Standstill is not in human nature. On the contrary - we have to move. Always. In ancient times, to survive. Today, to live.
And especially right now, a return to the first art of man is really worthwhile. Long before the first cave paintings were made or the first rhythms were drummed on wood, man perfected the art of combining breath, mind and muscles into this extremely economical form of movement across any terrain (that's how Christopher McDougall phrases it, at least, in his highly recommended book Born to Run).
The art of running is in every one of us. It is so deeply engrained in our fabric that standing still makes us physically and psychologically restless. Thoughts are running wild, we are playing through a ton of what-if scenarios, we can no longer sit still. Our natural reaction to the standstill is to be careful. Farewell beloved relaxation, long live restlessness.
The best remedy against this restlessness is naturally running.
And “naturally” here does not mean “of course”, but literally “naturally”.
Say goodbye to all the time goals and paces that buzz around in your head. Let the kilos you want to lose from running just be kilos. For a moment, forget your stats on Adidas Running, Strava and all the other tracking apps.
Take the opportunity to stop running with your head.
Get out of your thought carousel and just run the way evolution intended - with your senses and without the mind.
The return to natural running is a gentle and decelerating process, which results in a completely new body feeling. Because we have to slowly learn what we have unlearned through years of sitting at desks and wearing too tight shoes.
Natural running is much more than just taking off your running shoes and running barefoot (or in barefoot shoes). Natural running is running with (good) feelings.
And if you can surrender your beliefs that it always has to be higher, faster, further - and if you engage in your natural abilities instead, you will not only discover long-forgotten muscle groups and movement patterns, but you will, over time, also benefit from many other advantages of natural running.
In natural running, we let our bodies run. And if our head allows exactly that, our movements will become neater and rounder. Because the body does nothing which is harmful to itself or which exceeds its abilities. It is the mind or our demands that ignore performance limits and cause pain and injury.
The natural movement sequences in natural running train numerous muscle groups that are neglected or even atrophied by wearing conventional shoes on a daily basis. Particularly the foot and leg muscles benefit from a healthy running technique. Numerous typical complaints such as hallux valgus, running knees and back and neck pain can be counteracted with natural running.
Even if minimum times, top speed and record distances don't play a role in natural running, ambitious runners can improve their running economy by changing their running technique. Just as the body does nothing harmful to itself in natural running, it does not waste energy unnecessarily (such as pure forefoot running, overly active arm work or excessive tension in the upper body).
With a natural running technique, the foot does not need additional cushioning and the muscles are trained with every step. Of course, this also affects the choice of running shoes - if you do not want to run completely barefoot, you can buy running sandals or barefoot shoes (without heel-to-toe drop and without cushioning) and use them until the sole is worn off. Like that, the need for shoes is reduced tremendously, you save money and the environment will thank you as well.
You will have noticed by now how convinced I am of the fact that evolution has created us as runners and that we are naturally equipped with a good basis for a fit and healthy life.
But even more convincing than reading all these arguments is to experience it yourself.
So do it like Forrest Gump:
Run people, run.
Leif Call is Natural Running Coach, lives in Munich und runs and runs and runs ...
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We live in exciting times. Depending on your perspective, you may interpret this phase as times of doom or times of departure. The current situation gives many people the feeling that they are overwhelmed by faster and faster developments. The recurring feeling is that you yourself are too small and your influence is not significant enough to cause change.
In addition, there is an almost chronic feeling of being overwhelmed by ever new problem areas and constantly emerging new issues that need to be dealt with. Just having turned vegan and dropping short-haul flights, you are suddenly no longer allowed to eat avocados and sweet potatoes. There is aluminum in the deodorant, even electric cars need a dirty battery and suddenly you are also told that all your sports clothing is made of plastic.
Of course, it is not surprising that this makes people feel overwhelmed and inhibited.
But there are also countless opportunities for us.
While 2019 felt and probably scientifically proven was the year of consciousness, 2020 must be the year of activism. Last year, vegan lifestyle, climate change, flight shame, plastic in the sea or increasing right-wing radicalism were suddenly on the radar of a broader public.
Literature, mass media, podcasts and television programs dealt with these and other topics, the timelines in social media were overflowing with admonishing, but also often helpless words.
In many Western countries you can still see a huge gap between asking for change and really changing something. Take Germany for example. The Zurich insurance published a representative study which showed a significant imbalance between awareness and taking action. Especially in terms of travel, mobility, the use of electric devices (e.g. smartphones), and fashion, people are not acting in a sustainable way. A NYC weekend, the latest iPhone, and the new sneaker release seem too seducing. Especially young people show this mismatch. Older generations do not understand how people could go on the street for Fridays for Future but are not acting accordingly in each and every part of their life.
In 2020, it is therefore up to all of us to take the next step. Awareness is fundament, but alone it is of little value - the starting holes in which we are standing (or sitting) are already covered with spider webs.
How can we transport the positive energy, from the knowledge just acquired, coupled with increasing displeasure, to a certain call-to-action and, last but not least, the necessary action?
Just as we can get rid of every bad habit through counteracting routines, we also have to develop routines together in order to get into a state of departure.
Because let's be honest: it has never been easier to find out about the problems of our time and, of course, about some obvious solutions. There are so many examples. Today, on the Internet, we can find information on many companies in the world and about their supply chains, production sites, company policies, advertising ethics and employee treatment.
And be ensured that you don't have to dig deep to be revolted. The consumers still vote with their feet and only the products that are bought are successful.
That is why we, at runamics, want to create a platform with you in which we explain, among other things, how you can help determine how things work in our world through your consumption.
Above all, however, everything we do is about clearly demonstrating that many small steps are more effective than one big one, which is never taken at all.
We won't complain about the vegan who scandalously wears leather shoes, or about the plastic-free teacher who drives to work by car. Eco-shaming really doesn't help anyone.
We want to support the many small steps and strengthen the visible desire of more and more people, who want to change something.
Do not let yourself be stopped by people who smile at your first small changes and make comparisons with »whataboutism«, to distract from their own shortcomings.
The criticism will seldom come from people who are looking for change themselves and took their first steps, but only from those who are too lazy or too comfortable to question their own consumption habits.
Let us take 2019 as a great year of learning, in which, firstly, a whole generation seems to have woken up and, secondly, in which large parts of the population have started to change their political thinking.
And now, we take 2020, which only started a few days ago, and start to apply our knowledge.
With every consumer decision, we vote on how long clothes should last, how necessary the fifth summer jacket is, and how much microplastics from our shampoos, detergents or running clothes end up in the sea. And let's also vote on how many comment bars on social media we leave to climate change deniers, right-wing activists and demagogues. We decide whether 500 or 15,000 people express their protest at demonstrations against climate change, lobby politics or right-wing radicalism in our village, city, or country.
(Image by Palash Jain)
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