Cake Artist Herr Max
Share
Also, eigentlich fing es damals an, als ich meiner Oma immer beim Backen und Kochen geholfen habe. Dabei habe ich das Backen mehr geliebt, und das, obwohl meine Oma gar nicht so gut darin war.
Ebenso habe ich das Zeichnen geliebt, was dazu führte, dass sich der Wunsch entwickelte, diese beiden Leidenschaften in der Konditorei zu verbinden. Das habe ich gemacht – jahrelang in Hotels, Küchen, Konditoreien und darüber hinaus gearbeitet, bis irgendwann der Wunsch gewachsen ist, das Ganze für mich zu machen. So begann ich vor vielen Jahren, nach einem eigenen Laden zu suchen.
H: Neben den Klassikern wie Kuchen, Törtchen, Petit Four und Cookies liebe ich am allermeisten Eure Schautorten – aufwendig individuell gestaltete Torten mit süßen Figuren und Bildern. Die würde ich am liebsten wöchentlich verschenken und mir kommen tausend Ideen. Wo holt Ihr Euch da die Inspiration oder sind das meistens genaue Kundenwünsche?
Die Schautorten sind ja für Geburtstage, Hochzeiten, Firmenfeiern – ach, eigentlich gibt es unzählige Anlässe, und das macht die Ideen auch so unterschiedlich spannend. Ich bin da wie ein Schwamm und die unterschiedlichen Einflüsse tropfen darauf.
Das können tolle Kinderbuchillustrationen sein, aber auch Kunst, Streetart, Plattencover,… Jamie Hewlett, der Illustrator der Band Gorillaz, hat mich zum Beispiel sehr beeinflusst.
Aber auch Gustav Klimt und Egon Schiele sind Künstler, die mich beim Malen auf und Modellieren von Marzipan sehr inspiriert haben. Aber das Allertollste ist, mit den Kund*innen zusammenzusitzen und wenn dann die Ideen reinkicken.
Insbesondere wenn Liebe bei den Kund*innen im Spiel ist, gibt es nichts Beflügelnderes für mich, und das überträgt sich auch auf die Torte.
H: Nach all den Jahren Selbstständigkeit, davon auch noch mal enorm beeinflusst von Corona – was waren die wichtigsten Learnings, die größten Downer und die tollsten Momente?
Der größte Downer war natürlich Corona. Diese Angst, die Unsicherheit, die riesigen finanziellen Löcher und wie wenig wir vom Staat unterstützt wurden, das lässt mich heute noch erschaudern. Dass unser Café am Schulterblatt in Hamburg so lange geschlossen war oder nur mit starken Einschränkungen wieder geöffnet werden konnte, hat schwer zu stopfende Löcher gerissen.
Die kann man allerdings auch schwerlich mit Kaffee und Kuchen ausgleichen, bei so geringer Marge. Doch gerade weil hier so viel Herz von uns allen drin steckt, kann ich auch nicht akzeptieren, dass uns DAS jetzt das Genick bricht.
Wegen dieser Liebe kämpfen wir dafür, dass sie erhalten bleibt und so unser Traum weiterleben kann. Das Schönste in all den Jahren war tatsächlich zu erfahren – wie viel Unterstützung wir von unseren Familien, Freundinnen und den Kundinnen bekamen und bis heute bekommen.
Damit hängt auch das allergrößte Learning zusammen: Dieses große finanzielle Loch, mit dem wir bis heute kämpfen, sorgt dafür, dass wir nie stillstehen können, immer kreativ denken müssen und uns immer etwas Neues einfallen lassen.
Die Herausforderungen verändern sich ja auch immer, also müssen wir es auch tun, und das bedeutet, gemachte Pläne über den Haufen zu werfen und alles noch mal ganz anders zu machen. Stillstand ist nicht.
Daraus resultieren dann so viele tolle Momente, in denen Kunden aufwendige und für sie sehr wichtige Torten abholen und dabei Tränen der Freude in den Augen haben. Sie sind uns sehr dankbar für unsere Mühe, unser Engagement und die ganze Liebe, die wir in ihre und unsere gemeinsame Idee gesteckt haben.
H: In Eurer Welt – den beiden Läden, den Kundinnen und Kunden, Eurem Team, Euren Kindern im Laden. Was sind da die größten Träume? Wie sieht der Kosmos Max in zehn oder fünfzehn Jahren aus?
Oha, jetzt die große Preisfrage. Wenn wir es uns aussuchen könnten, dann haben wir einen dritten Laden, ein Atelier in einem alten Fabrikgebäude mit ganz viel Licht, in dem Matthias an den Schautorten arbeiten kann. Das Café im Schulterblatt läuft, ist voll mit zufriedenen Kund*innen und auch die Hegestraße ist etabliert und floriert.
Größer wollen wir gar nicht werden, sondern nur glücklicher. Und das hängt eben auch mit Sicherheit zusammen. Wenn man nach so langer Zeit durch die Corona-Krise und Inflation und überall gestiegene Preise (Energie und Material) plötzlich wieder so zu kämpfen hat, dann wünscht man sich auch erstmal Sicherheit.
Dass Julia wieder mehr in der Fotografie arbeiten kann und weniger im Laden steht, wir die Liebe zur Konditorei an unsere Kinder weitergeben können und Herr Max das bleibt, was es immer ausgemacht hat – ein Familienunternehmen mit ganz viel Liebe zum Backen.
Kuchenhunger? Ihr findet Herr Max in Hamburg am Schulterblatt 12 und in der Hegestraße 44.