DAS TRIKOT

DAS TRIKOT

Ja, es braucht ein weiteres Trikot

Gibt es nicht genügend Fussballtrikots da draußen? Genügend Hersteller, die mit allen Mitteln um die Gunst der Fussballer*innen rund um den Globus buhlen.

Klares Ja! Wenn es eins nicht braucht in der heutigen Zeit, dann ist es noch eine Marke, die stoffgewordene Träume aus Plastik in Umlauf bringt.

Es sei denn …

… die Trikots haben den Anspruch etwas anders zu machen, als die anderen.

Der Amateur-Verein FC Internationale aus Berlin ist mittlerweile bundesweit bekannt dafür, Dinge anders zu machen. Richtig zu machen. Neues zu versuchen, das dem Gemeinwohl dienlich sein kann.

Ende 2023 hat der Verein beschlossen, den neuen Ausrüster-Vertrag mit klaren Anforderungen öffentlich auszuschreiben. Dabei wurden Nachhaltigkeitskriterien mit den ökonomischen Kriterien gleich gewichtet.

runamics ist dem Aufruf gefolgt und hat sich darauf beworben, um gemeinsam das erste nach Cradle to Cradle Standards produzierte Trikot an den Start zu bringen.

Der Vorschlag hat Inter Berlin zugesagt. Und so beginnt eine gemeinsame Reise, etwas Neues zu erschaffen. Mit dabei ist zudem die Firma HAKRO aus Baden-Württemberg, ein Textilunternehmen für Berufsbekleidung – welche das Projekt unterstützt und zudem für passende Kleidung an der Seitenlinie sorgt.


Cradle to Cradle Fussballtrikot?

Es gibt viele Meinungen und Ansätze darüber, wie man die ökologischen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen kann. Cradle to Cradle ist ein Ansatz der Kreislaufwirtschaft, der ganzheitlich denkt.

Das Grundprinzip von Cradle to Cradle ist, dass es keinen Müll mehr gibt, lediglich „Nährstoffe“. Materialien werden also ganz zu Beginn so konzipiert, dass sie später wieder von Nutzen sein können.

Entweder können Produkte und Materialien in den biologischen Kreislauf zurückkehren, sie können sich also biologisch zersetzen bzw. kompostieren. Stelle dir vor, ein T-Shirt verrottet vollständig auf der Mülldeponie.

Oder Produkte und Materialien können in einen technischen Kreislauf zurückkehren, in Form eines neuen Produktes in gleichwertiger Qualität. Stell dir vor, dass aus einem aufgetragenen T-Shirt später wieder ein neues T-Shirt werden kann.

Beides unter der absoluten Prämisse, dass keine bedenklichen Substanzen verarbeitet werden, welche uns Menschen oder der Umwelt an irgendeiner Stelle Schaden zufügen könnten.

Diese Ambition verfolgt nun auch das DAS TRIKOT.


DAS TRIKOT und seine vier Superkräfte

Das Trikot besticht durch seine Materialgesundheit, die Kreislauffähigkeit, die Kompaktheit der Supply Chain und zuletzt der politischen Botschaft auf der Brust.

Damit ist dieses Trikot unbedenklich für die in der Produktion beteiligten Menschen, die Athlet*innen, welche es beim schweißtreibenden Sport am Körper tragen und die Umwelt, welche zwangsläufig mit dem Produkt in Berührung kommt.

Es steht Trikots aus herkömmlichem Polyester in Sachen Robustheit, Tragekomfort und Trocknungsfähigkeit in nichts nach.

Superkraft 1: Materialgesundheit:

Die Textilien sind frei von bedenklicher Chemie, die in herkömmlicher Sportkleidung oft zu finden ist.

Zum Beispiel wird das von uns verwendete Polymer ohne den Einsatz von Antimontrioxid produziert. Eine Verbindung des Schwermetalls Antimon, welche als bedenklich für den Menschen eingestuft wird.

Auch findet man in den Textilien kein Bisphenol-A (BPA), eine chemische Verbindung die als hormonaktive Substanz und gesundheitsschädlich eingestuft wird. In Trinkflaschen und Schnullern ist die Substanz schon lange verteufelt und verboten. In Sportkleidung, die wir lange am verschwitzen Körper tragen, ist es aber noch immer in Grenzwerten zulässig (welche regelmäßig überschritten werden, wie das Center for Environmental Health des Öfteren kritisiert, Link).

Das Textil ist ausschließlich aus Cradle to Cradle zertifzierten Materialien gefertigt, die auf dem Gold Level eingestuft sind. Alle im Produktionsprozess verwendeten Materialien entsprechen damit diesem hohen Standard und sind unbedenklich für Mensch und Umwelt. In der Fachsprache sagt man, die Materialien sind „gesund“ (material health).


Superkraft 2: Kreislauffähigkeit

Wie oben erwähnt, ist Cradle to Cradle ein Kreislaufkonzept. Somit wird auch DAS TRIKOT für Kreisläufe entwickelt (man kann im Trikot auch geradeaus laufen). Eine Besonderheit bei diesem Trikot ist, dass es für beide Kreisläufe funktioniert. Den technischen und den biologischen:

Technischer Kreislauf:

Das Trikot wurde aus nur einem Material gefertigt, weshalb man es als Monomaterialprodukt bezeichnen kann. Damit ist es in der Zukunft perfekt für ein sortenreines Recycling geeignet. Aufgrund der chemischen Konstruktion des Polymers kann es aber auch zusammen mit herkömmlichem Polyester recycelt werden, sollte das Textil nicht von uns zurückgeführt werden können. Das ist zwar nicht das Wunschszenario, lieber würde man es sortenrein halten, aber es ist ein realitätsnahes Szenario.

Das Material kann zunächst sowohl im mechanischen Reißverfahren oder mechanischen Thermorecyclingverfahren wieder zu einem neuen Garn verarbeitet werden.

Biologischer Kreislauf:

Das Polymer ist biologisch abbaubar. Die Polymer-Struktur wurde so verändert, dass es sich durch Hydrolyse biologisch abbauen kann, ohne Schadstoffe freizusetzen (siehe Superkraft 1). Das beim Waschen und Tragen freigesetzte Mikroplastik wird lt. Angaben des Herstellers als "nicht-persistent" klassifiziert, da es sich abbauen kann.

Auch die Printpaste für den Siebdruck des Logos und das Nähgarn für Nähte und Stick sind für die biologische Kreislaufführung nach Cradle to Cradle Gold Standard entwickelt. Sollte das Textil im schlimmsten Fall auf einer Deponie landen, würde es dort keinen langfristigen Schaden anrichten, weil es sich selbst ohne schädliche Rückstände zersetzen kann.

Da ein Großteil der Altkleider aus der westlichen Welt noch in andere Länder verschifft wird (meist Afrika), ist dieses Szenario leider weiterhin realitätsnah, auch wenn wir die aufgetragenen Teile natürlich lieber wiederverwerten würden.


Superkraft 3: Komplette Kontrolle 

Um die o.g. Punkte zu gewährleisten, müssen wir sicherstellen, die einzelnen Schritte auf der Werkbank überblicken zu können. Mit Ankunft vom Rohgarn finden alle Arbeitsschritte in Portugal im Umkreis von 20 km statt.

Der Stoff wird gestrickt, dann gefärbt, dann zugeschnitten, genäht und mit Stick und Druck veredelt. Gelagert werden die Teile dann bei HAKRO in Baden-Württemberg, im runamics Lager in Lüneburg oder beim FC Internationale in Berlin.

Die Rücknahme aufgetragener Teile soll später direkt über Inter Berlin oder auch über runamics erfolgen, falls Nicht-Vereinsmitglieder ein Teil zurückgeben wollen per Versand. Der Recyclingprozess findet dann abhängig von den gesammelten Mengen mit der Firma TURNS Faserkreislauf statt. 

 

Superkraft 4: NO RACISM

Die Brust des Trikots ist eine der begehrtesten Werbeflächen im Fussball. Inter Berlin entscheidet sich schon seit jeher dagegen, diese wichtige Fläche einer Großschlachterei, einem Autohaus oder sonstigen Werbesponsoren zu verkaufen.

Stattdessen wird die Fläche genutzt, um gesellschaftsrelevante „Zeichen“ zu setzen. Mit NO RACISM auf der Brust stellt Inter klar, dass Rassismus im Fussball und nirgendwo sonst etwas verloren hat.

Jeder soll dies wissen und im Idealfall selbst weitertragen. Schließlich wird DAS TRIKOT erstmalig auch im öffentlichen Verkauf erhältlich sein.

 

Wie geht es weiter?

DAS TRIKOT wird in seiner ersten Version in der Saison 2024/25 erstmalig auf den Platz kommen und von den Inter Mannschaften gespielt. Zudem wird es auch im freien Verkauf erhältlich sein. Interessierte können DAS TRIKOT ab dem Sommer vorbestellen, eine Auslieferung erfolgt im Herbst 2024.

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Inter, runamics und HAKRO wollen mit dieser Partnerschaft mehr machen, als  den Fussballer*innen "nur" ein neues Trikot anzuziehen. Es geht um das Verproben von Recyclingmechanismen, Erkenntnisse im Verein mit allen Mitgliedern zu sammeln und auch darum, andere Vereine einzuladen, sich über die Möglichkeiten von Nachhaltigkeit im Sport auszutauschen. 

Vielleicht können auch andere Vereine motiviert werden, über ihre Sporttextilien nachzudenken und Recyclingmöglichkeiten für aufgetragene Teile zu suchen.

Im Idealfall kann man über dieses Projekt auch den Austausch mit Verbänden und ggf. anderen Sportmarken anregen.

Falls Interesse an einem Austausch besteht, stehen Anton Klischewski von Inter Berlin und Steffen Otten von runamics (info@runamics.com) jederzeit gern zur Verfügung.

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