Good Times #3: Straight Edge - Ohne Alk lebt (& läuft) es sich besser

Good Times #3: Straight Edge - Ohne Alk lebt (& läuft) es sich besser

Den Berliner Läufer Pascal lernte ich erst vor wenigen Wochen persönlich an unserem runamics Stand des Hamburger Halbmarathons kennen. Überraschend eigentlich, haben wir doch diverse gemeinsame, langjährige Bekannte und sind uns zumindest digital immer wieder über den Weg gelaufen.

Pascal muss man direkt lieben, mit seiner in sich ruhenden und freundlichen Art ist er ein sehr angenehmer Gesprächspartner und man kommt direkt von einem spannenden Thema zum nächsten.

So ist es nicht verwunderlich, dass er auch beim Thema Alkoholkonsum, bzw. dem bewussten Verzicht, eine sehr straighte aber trotzdem lockere und entspannte Sichtweise vertritt. Sein Ziel ist es immer die Menschen eher durch Vorbildfunktion zu überzeugen, als mit der Brechstange hereinzukommen.

Im Zuge vom Launch unseres "Good Times Good Friends" T-Shirts - bei dem es um Bier geht - passt das folgende Gespräch, welches ich mit Pascal geführt habe, also wie A**** auf Eimer. Alkoholfreies Bier erlebt schließlich gerade den Aufschwung, den es verdient :-)

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1. Pascal, erzähl uns doch gerne in ein paar Worten, was bei Dir die Beweggründe waren, dich für "Straight Edge" zu interessieren und dann auch die Entscheidung zu treffen, komplett auf Drogen zu verzichten.

P: Ich war am 9.6.96 (magisches Datum ;0)) auf meinem ersten Hardcore Konzert, einer Sunday-Matinee-Show, mit Ryker’s und Punishable Act. Auf dieser Show habe ich sofort neue Leute kennengelernt, mit denen ich nach dem Konzert noch skaten gegangen bin. Ich habe mir dann beim Skaten ein Bier und einen Döner gekauft. Ich habe die Jungs gefragt, ob sie auch ein Bier oder so haben möchten, doch sie wollten nicht. Auch als ich nach dem Essen eine Zigarette rauchte, wollte die auch nicht mitrauchen.

Als ich sie fragte, warum sie kein Bier, keinen Döner und auch keine Kippe haben wollten, erzählten sie mir, dass sie Straight Edge seien. Da die Jungs wirklich korrekt waren, nicht belehrend und mir ihre Beweggründe völlig entspannt erzählt haben, fand ich das plötzlich auch irgendwie cool.

Knapp zwei Monate, diverse Skate-Sessions und ein paar mehr Hardcore Konzerte später, entschloss ich mich ebenfalls clean durch die Welt zu steppen und wurde Straight Edge. Ich möchte aber noch dazu erwähnen, dass ich nie gekifft oder irgendeine andere Droge genommen habe. Ich kannte nur den „Nikotin-Flash“ und das „betrunken sein".

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2. Alkohol ist die einzige Droge, für die man sich entschuldigen muss, wenn man sie NICHT konsumiert. Wie nimmst Du den Konsum und Umgang mit Alkohol war, bist Du nach so langer Zeit noch mit Sprüchen oder Druck konfrontiert?

P: Viele Jahre durfte ich mir Sprüche für das Nicht-Trinken von Alkohol anhören, doch das hat sich zumindest für mich seit ein paar Jahren geändert. Früher wurde das schon immer belächelt, als unmännlich oder komisch bezeichnet aber unter Druck gesetzt, habe ich mich nicht gefühlt. Das prallte glücklicher Weise schon immer an mir ab.

Teilweise habe ich sogar das Gefühl, dass es mittlerweile ein wenig En Vogue ist keinen Alkohol mehr zu trinken, da auch immer mehr Firmen nun alkoholfreie Weine, Gins usw. herstellen. Ganz im Gegensatz zu anderen Drogen, die zumindest in Berlin immer mehr und von einer breiteren Masse konsumiert werden.

 

3. Wie viel spielt Straight Edge (sXe) eine Rolle für Dich, wenn es nicht um Drogen geht? Hast Du das Gefühl, durch sXe und die Entscheidung zu "Straightness" auch sonst mehr für Deine Vorstellungen und Ideale eintreten zu können?

P: Ich würde das nicht auf sXe beschränken. Ich würde diesen Credit gerne dem gesamten Mindset der Hardcore Szene geben, in der ich aufgewachsen bin und den Menschen, die ich durch Hardcore kennengelernt habe. Viele davon auch
nicht sXe. Für mich war es ein sehr wichtiger Teil, mich für den Straight Edge Lifestyle zu entscheiden aber ganz viele Impulse, mein Leben so zu leben, wie ich es jetzt tue, kommen eher aus der Gesamtheit dieser Szene und meinen Wegbegleitern der letzten 27 Jahre. Und dafür bin ich unendlich dankbar.

 

4. Straight Edge und Sport, besonders Running - gehts nur mir so oder gibt es mittlerweile auch eine Gegenbewegung zu dem run-party-repeat Alkohol zelebrieren? Gefühlt begegnen mir immer mehr Menschen, Shirts, Grafiken, ... die das ganz bewusst nicht als Verzicht sehen, sondern eher als Step Forward.

P: Ich sehe das ganz ähnlich wie du. Irgendwie bekommt der „cleane Lifestyle“ einen zweiten, dritten oder auch vierten Frühling ohne es aber Straight Edge zu benennen. Die Beweggründe für den Verzicht auf Alkohol oder z.B. tierische
Produkte sind unterschiedlich. In der Running Community sicher mehr aus dem Gesundheits- oder sportlichen Aspekt. Aber ganz ehrlich: ich find’s ja ziemlich gut ;0)

 

5. Zu guter Letzt interessiert mich Deine Meinung zum Staus quo: Wie ist das heute, 42 Jahre nachdem es Ian MacKaye erstmals besang? Gibts ne Youth Crew? Gibts gute neue Bands?

P: Da möchte ich natürlich ganz ehrlich sein: musikalisch habe ich das alles nicht mehr so auf dem Schirm und suche die Bands, die ich höre, auch nicht nach dem sXe Prinzip aus. Ich würde jetzt mal sagen, es gibt keine wirkliche Youth Crew. Es gibt hier und da Bands, die sich mal als sXe Band betiteln aber so extrem wie in den 90ern irgendwie nicht mehr.

Oder die sind an mir vorbeigezogen!? Ich kann für mich nur sagen, dass ich schon weiterhin viel Metal, Hardcore & Co. höre, es aber für mich nicht wichtig ist, dass die Band oder auch nur einer aus einer Band sXe ist. Wenn mir die Musik
gefällt und die Band sonst einen für mich richtiges Mindset hat, dann genieße ich sehr gerne ihre Musik ... auch wenn sie beim schreiben oder performen ihrer Songs Alkohol trinken, ne Kippe oder nen Joint rauchen.

--

P: Danke für Dein Interesse an meiner Meinung zu diesen Themen! Und danke an alle die, die meine Worte lesen und sich
evtl. damit ein wenig beschäftigen. Ich bin immer dankbar gehört, gelesen und gesehen zu werden.


Mehr über Pascal Adler: https://www.instagram.com/run.punk/

Falls Du Dir mal ein paar Straight Edge Hymnen zu Gemüte führen willst, findest Du hier eine passende Spotify Playlist.

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