Über Kreativität und Kaffeebohnen
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Veljko Tatalović ist der Geschäftsführer und kreative Kopf hinter „Playground Coffee“. Wir durften ihn und seinen Buddy Matze in den ersten runamics Never Tired T-Shirts beim Kaffeerösten fotografieren und Veljko ein paar kurze Fragen stellen, die uns unter den Nägeln brannten.
Playground verschickt seinen Kaffee über den Online Store, hat eine eigene Rösterei im grünen Schwarzenbek bei Hamburg und ein wunderbares Café mit warmherziger Atmosphäre im Herzen von St Pauli, einem Ort, an dem man immer mit besserer Laune geht, als man gekommen ist.
H: Viele Menschen machen mittlerweile ein riesiges Gewese um Kaffee, die Zubereitung, das Wissen, das Mahlen, ... Immer wenn ich bei Playground war, fiel mir aber dieser Vibe auf, dass dort offensichtlich jede*r willkommen ist, egal wie viel Ahnung er oder sie von Kaffee hat. Wie schafft Ihr so eine Atmosphäre beizubehalten in einer doch auch kompetitiven Welt wie Eurer?
V: Wir sind Playground, da sagt ja der Name bereits, auf einem guten Spielplatz sind alle willkommen. Dort gibt es dann kein klein oder groß und kein dumm oder schlau. Ich hasse nichts mehr als irgendwo hinzukommen und Sorge haben zu müssen, die uncoolste Person im Raum zu sein, egal ob in einem Restaurant oder in nem Klamottenladen.
Und deshalb steht für mich an erster Stelle ein guter Gastgeber in meinem Laden zu sein, damit die Leute sich maximal wohlfühlen. Die kommen ja zu uns, um eine gute Zeit zu haben und sich zu entspannen. Natürlich hilft da sehr guter Kaffee, aber in erster Linie wollen sie sich wohlfühlen und da ist der Kaffee eben nicht alles.
Ich versuche das ganze „Laborwissen“ an zweiter oder dritter Stelle zu halten. Mein Motto ist „Kaffee sollte einfach sein“ und mit einfachen Mitteln möchte ich ein gutes Ergebnis bekommen. Der Kaffee ist toll, aber wir wollen die Leute weder überfordern, noch einen Wissenswettbewerb ausrufen.
H: Eines der vielen Dinge, das mir zu Kaffee einfällt ist, dass fast die gesamte Arbeit im Herkunftsland geleistet wird, fast das ganze Geld jedoch in Konsumland verdient wird. Erzähl doch mal, wie Ihr und andere versuchen, die schmutzigen Seiten des Kaffee-Business zu verweigern oder sogar zu bekämpfen.
V: Da hast Du durchaus Recht. Wir versuchen das im Rahmen unserer Möglichkeiten zu durchbrechen. Das geht damit los, dass wir mit eher kleinen Farmen zusammenarbeiten, die oftmals in Kooperativen organisiert sind. Kooperativen sind genossenschaftliche Zusammenschlüsse von Kleinbäuer*innen, die ihren Kaffee selbstorganisiert anbauen, weiterverarbeiten und exportieren. Die bringen ihren Kaffee zunächst zu der Washing Station, das ist die Aufbereitungsanlage. Von dort an legen wir großen Wert drauf nur mit langjährigen, sehr zuverlässigen und transparenten Lieferanten zusammenzuarbeiten.
Dann gab es bei uns die Entscheidung, dass der Endpreis eigentlich nicht hier erdacht wird, sondern im Herkunftsland. Wir gehen also nicht zu unseren Produzenten und Lieferanten und sagen, was wir bereit sind zu zahlen, sondern wir sind uns der Qualität unseres Kaffees und der Art unserer Produktion bewusst. Der kostet einen Preis den wir bereit sind zu zahlen und unsere Kunden ebenso. Da kommt dann noch 2,19 Euro Röststeuer pro Kilo obendrauf.
Wenn also ein Kilo Kaffee im Discounter 7-9 Euro kostet, dann weiß man, dass da jemand auf der Strecke bleibt - natürlich im Herkunftsland.
H: Geschlossene Läden und unterbrochene Lieferketten während der Corona-Pandemie, jetzt enorm gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie - wie behält man da den Kopf oben als Unternehmer. Muss man ständig flexibel und kreativ bleiben, um sich nicht zu verlieren?
V: Ich bin ja ebenso wie Du, als Fotoassistent und Fotograf, viele Jahre selbstständig gewesen und hatte auch in der Coronazeit schnell das Gefühl, bereits geübt zu sein von all den Jahren Selbstständigkeit. Und somit wusste ich, was es bedeutet wenn das Geld mal knapp ist, keine Aufträge kommen und man wenig planbar in die Zukunft schaut.
Das bedeutet automatisch für mich, sich verändern zu müssen. Dann kann man eben nicht ständig Essen bestellen, sondern halt nur noch Reis und Nudeln kochen - minimiert die Ausgaben. Für mich war es also eher einfach, so plötzlich umzuschalten.
Für Playground ergaben sich viele gute Dinge, gerade weil wir uns dann immer wieder neu erfunden haben. Ich habe das Gefühl, dass man sich als Unternehmen schnell anpassen können muss, an sich stetig verändernde Umstände. Ich schaue auch mit Playground immer in die Zukunft, überlege wie wir uns verändern können und was kommt wohl als nächstes, was müssen wir besser machen und was anders?
Ich habe auch zugegeben Angst davor, was passiert wenn ich es nicht mache - die Welt dreht sich weiter und ich bleibe stehen. Das ist wahrscheinlich das große Problem von vielen Unternehmern, die schon lange dabei sind. Die schauen auf erfolgreiche Jahre aber vernachlässigen, dass der Erfolg von gestern nichts wert ist ohne den Blick auf morgen.
H: Wer sich mit Dir unterhält oder beschäftigt, der merkt schnell, dass Du immer mal bereit bist, mit Pioniergeist einen Neuanfang zu wagen. Außerdem hast Du Deine Passion zum Beruf gemacht. Erstmal gut so gerade oder juckt es schon wieder in den Fingern, Dich und Playground zu verändern? Wenn Geld keine Rolle spielen würde, was wäre Dein Traum?
V: Genau, mir juckt es einfach immer in den Fingern. Ich liebe den Neuanfang. Etwas Neues anzufangen hat für mich immer etwas magisches, als kreative Person fängt da ja das Gehirn enorm an zu arbeiten. Ich denke mir einen Namen aus, wie kann das Logo aussehen, wen will ich ansprechen, wie wird es in ein paar Jahren aussehen und macht es mir lange Spaß?
Ich mache das auch immer wieder mit Freunden, die Ideen für neue Projekte haben. Auch wenn ich eigentlich nichts davon habe, außer sie zu unterstützen, freue ich mich in so einer Phase mitwirken zu können und etwas völlig Neues zu schaffen.
Ich habe ja auch öfter eine Passion zum Beruf gemacht - erst die Fotografie, dann Kaffee, dann die Kaffeemarke mit der ich mich im Grunde völlig austoben kann. Ich liebe z.B. auch unseren Merch und damit herumzuspielen.
Wenn Geld keine Rolle spielen würde, dann würde ich solche "Tobereien" wahrscheinlich noch deutlich öfter machen. Aber eigentlich ist Geld da nicht die wichtigste Komponente, ich bin sehr dankbar, dass ich so etwas mit großer Leidenschaft machen darf und sogar davon leben kann - was kann man sich denn mehr wünschen?
Wenn Du mal in der St Pauli Gegend unterwegs bist, schau unbedingt bei Veljko auf eine Tasse vorbei. Und wenn nicht, gibt es die frischen Röstungen auch für zu Hause im Onlineshop von Playground.
Playground Coffee, Detlev-Bremer-Straße 21, 20359 Hamburg
https://www.playground-coffee.com/